Hugo Stinnes GmbH

Hugo Stinnes GmbH

Die Hugo Stinnes GmbH war ein von Hugo Stinnes gegründetes deutsches Handelsunternehmen mit Sitz in Mülheim an der Ruhr. Das Unternehmen ist nicht zu verwechseln mit dem heute noch bestehenden Logistikkonzern Stinnes AG, der sich nur noch auf denselben Namensgeber bezieht.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensgeschichte

Die Hugo Stinnes GmbH wurde 1892 als Einzelunternehmen gegründet und 1903 in eine GmbH umgewandelt. Hugo Stinnes machte sich damit – unterstützt von seiner Mutter – im Kohlenhandel selbständig. Das Unternehmen entwickelte sich schnell zu einem weltweit verzweigten Handels- und Schifffahrtskonzern und bildete neben der Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG und dem RWE den Kern des unternehmerischen Wirkens von Stinnes. 60 Unternehmen wurden über die Hugo Stinnes GmbH kontrolliert. Wichtige deutsche Niederlassungen waren in Straßburg, Mannheim, Berlin und Hamburg, wesentliche Auslandsstützpunkte waren in Großbritannien, Dänemark, Schweden, Russland, Italien, Schweiz und den USA. Neben den traditionellen Feldern Stinnes’scher Aktivitäten, wie Binnenschifffahrt und Kohlehandel engagierte er sich im Bergbau, in Stahl- und Walzwerken, in der Holzwirtschaft, in der chemischen Industrie, bei Brauereien, im Druck- und Verlagswesen und in der Filmwirtschaft, bei Hotels und der Deutschen Allgemeinen Zeitung. Er kontrollierte Banken und Versicherungsunternehmen. Letztlich gehörten 1.535 Unternehmen mit 2.888 Betrieben zum Stinnes-Konzern.

Nach dem Tod von Stinnes 1924 geriet das Unternehmen schnell in Schieflage und wurde 1925 zahlungsunfähig. Die Familie Stinnes sah sich gezwungen, amerikanisches Kapital aufzunehmen, das sie 1926 zwang, sämtliches Vermögen in dem Unternehmen Hugo Stinnes Corporation in Baltimore zu bündeln und die noch verbliebenen Aktivitäten darin fortzuführen.

1942 wurde der amerikanische Zweig als Feindvermögen beschlagnahmt, das Unternehmen beschränkte sich fortan auf Deutschland. Die Hugo Stinnes Corporation wurde versteigert und als Hugo Stinnes Industrie Inc. in New York fortgeführt, bis sie 1954 wieder mit der Hugo Stinnes GmbH fusionierte und ab 1957 durch den Erwerb eines Bankenkonsortiums mit einer Beteiligung von 75 % durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau mehrheitlich in deutschen Besitz zurückkehrte.

Hugo Stinnes jr. blieb jedoch aufgrund amerikanischer Auflagen aus der Leitung der amerikanischen Gesellschaft ausgeschlossen. Er hatte den deutschen Zweig des Konzerns unter dem ältesten Unternehmensnamen Hugo Stinnes OHG nach dem Zweiten Weltkrieg wieder begonnen und schied bereits 1952 aus der Leitung des von seiner Mutter Cläre Stinnes-Wagenknecht und seinen Geschwistern betriebenen Unternehmens nach einem Familienstreit über den Rückkauf einer ausgedehnten Liegenschaft, dem Haus Rott, aus. Seine Absicht, das notwendige Kapital für diesen Kauf in den Bau von Schiffen für seine Schifffahrtslinie zu stecken, lehnte auch sein Bruder Ernst ab, der bei Brenntag engagiert war. Fortan trieb Hugo Stinnes jr. seine Handels- und Schifffahrtsinteressen in der Hugo Stinnes Industrie und Handel GmbH und der Hugo Stinnes Transozean Schiffahrt GmbH in Mülheim an der Ruhr als Hugo-Stinnes-Persönlich-Konzern voran. Dabei nahm Hugo Stinnes jr. auch die traditionellen Geschäftsaktivitäten wieder auf und engagierte sich im Kohle-Eisen-Geschäft, einem schwunghaften Nachkriegshandel zwischen den USA und Europa, bei dem Stinnes Stahl und Stahlprodukte insbesondere aus Deutschland in die USA gegen amerikanische Importkohle lieferte. In diesem Zusammenhang entstanden rückwirkend durch die USA erhobene Zollverpflichtungen, die Stinnes 1963 in Liquiditätsschwierigkeiten brachte. Diese überwand er nur durch die ursprünglich als zeitweilige Überlassung beabsichtigte Übertragung von wertvollen, industriellen Aktivitäten an die Flick-Gruppe.

1965 erwarb die heute zu E.ON gehörende VEBA das Handels-Unternehmen Hugo Stinnes oHG und gliederte es 1992 vollständig in den Konzern ein. Erneute finanzielle Schwierigkeiten nach dem Tode von Hugo Stinnes jr. bewirkten 1971 den Konkurs des Konzerns Hugo-Stinnes-Persönlich.

1994 übernahm die im Besitz der VEBA befindliche Stinnes AG die Schenker-Rhenus-Gruppe von der Deutsche Bahn. 1999 trennte sich die VEBA nach mehreren Reorganisationen von Teilen ihres Transport- und Logistikbesitzes durch einen Börsengang der Stinnes AG. Seit 2003 gehört diese lediglich dem Namen nach als Nachfolgegesellschaft des Handelsunternehmens von Hugo Stinnes geltende Stinnes AG zum Konzern der Deutschen Bahn.

Literatur

Film

  • Das Stinnes-Imperium. Dokumentation, 45 Min., ein Film von Axel Fuhrmann und Michael Rutz, Erstsendung: 16. September 2005, Produktion: WDR, Inhaltsangabe des WDR

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hugo Stinnes — um 1900 Hugo Stinnes (* 12. Februar 1870 in Mülheim an der Ruhr; † 10. April 1924 in Berlin) war ein deutscher Industrieller und Politiker. Der von ihm ab 1893 und insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg geschaffene Montan , Industrie und… …   Deutsch Wikipedia

  • Hugo Stinnes — dans les années 1890 Hugo Stinnes (né le 12 février 1870 à Mülheim an der Ruhr mort le 10 avril 1924 à Berlin) fut un industriel et un homme politique allemand. L entreprise qu il fonda en 1892, Hugo Stinnes GmbH, appartint aux plus grands… …   Wikipédia en Français

  • Hugo Stinnes Schiffahrt — Dieser Artikel wurde auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich bitte an der Diskussion! Folgendes muss noch verbessert werden: WP:Vollprogramm, richtige Einleitung, Relevanz… …   Deutsch Wikipedia

  • Hugo Stinnes AG — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Die Stinnes AG war ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG im… …   Deutsch Wikipedia

  • Hugo Stinnes Corporation — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Die Stinnes AG war ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG im… …   Deutsch Wikipedia

  • Hugo Stinnes-Riebeck Oel — Die A. Riebeck’sche Montanwerke AG war von 1883 bis in die 1990 er Jahre ein deutsches Montanunternehmen in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft. Geschichte Das Unternehmen wurde nach dem Tod von Carl Adolf Riebeck im Juni 1883 zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Cläre Hugo Stinnes — MS Cläre Hugo Stinnes 1 Schiffsdaten Schiffstyp: Frachtschiff (Motorschiff) Bauwerft: FSG (Flensburg) Baujahr: 1935 Rufzeichen: DJQF Verbleib …   Deutsch Wikipedia

  • MS Cläre Hugo Stinnes — 1 Schiffsdaten Schiffstyp: Frachtschiff (Motorschiff) Bauwerft: FSG (Flensburg) Baujahr: 1935 Rufzeichen: DJQF Verbleib …   Deutsch Wikipedia

  • MS Cläre Hugo Stinnes 1 — Schiffsdaten Schiffstyp: Frachtschiff (Motorschiff) Bauwerft: FSG (Flensburg) Baujahr: 1935 Rufzeichen: DJQF Verbleib …   Deutsch Wikipedia

  • Cläre Hugo Stinnes 1 — Schiffsdaten Schiffstyp: Frachtschiff (Motorschiff) Bauwerft: FSG (Flensburg) Baujahr: 1935 Rufzeichen: DJQF Verbleib …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”