- Hyperalimentation
-
Klassifikation nach ICD-10 E66.0 Adipositas durch übermäßige Kalorienzufuhr E68 Folgen der Überernährung ICD-10 online (WHO-Version 2006) Als Überernährung bezeichnet man eine Ernährung, bei der mehr als die zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen erforderlichen Nährstoffe zugeführt werden. Das Maß der aufgenommenen Nahrung muss an die körperliche Tätigkeit angepasst sein. Dauernde Überernährung führt zu Fettleibigkeit (Adipositas) und damit assoziierten Krankheitsbildern.
Für die Mehrheit aller Menschen heute und in der Geschichte war eher die Unterernährung als die Überernährung ein Problem. Außerhalb von Eliten hat erst das 20. Jahrhundert mit seiner Massenproduktion und Transportmöglichkeiten sowie mit vorproduzierten Nahrungsmitteln eine weite Überernährung ermöglicht.
Aber nicht nur Menschen, sondern auch Haustiere wie Hunde und Katzen sind in den westlichen Ländern teilweise überernährt.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit war es für den Homo sapiens von Vorteil, in Zeiten des Nahrungsüberflusses schnell Energie zu speichern. Diese Energiespeicher konnten dann in Zeiten des Nahrungsmangels wieder aufgebraucht werden. Heutzutage gibt es (zumindest in den Industrieländern) Nahrung im Überfluss, zum Beispiel Fast-Food-Restaurants und Pommesbuden an jeder Ecke. Viele Leute fahren den Weg dorthin mit dem Auto, anstatt mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu gehen. Als Folge fehlen der Ernährung und der Bewegung die Balance. Allein in Deutschland hat jeder zweite Erwachsene, jeder dritter Jugendliche und jedes fünfte Kind Übergewicht; eine Statistik aus dem Jahr 2000 spricht von ca. 40% der Bevölkerung.
Weltweit leben rund eine Milliarde Menschen mit starkem Übergewicht (WHO). Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird die Zahl der überernährten und somit übergewichtigen Menschen innerhalb der nächsten Dekade auf 1,5 Milliarden ansteigen. Nachdem das Problem jahrzehntelang auf die wohlhabenden Industrieländer beschränkt war, beobachtet man in jüngster Zeit einen Anstieg der ernährungsbedingten Krankheiten auch in Schwellenländern wie Indien oder der Volksrepublik China.
Eine notwendige Bedingung für die Überernährung ist die ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln.
Grundlegend für eine ausgewogene Nahrungsaufnahme ist ein Ausgleich zwischen Hunger- und Sättigungsgefühl, einem unbewussten Mechanismus, der sich als genetische Anpassung des Menschen an seine vorgeschichtliche Umwelt verstehen lässt. Dieser Mechanismus entstand im Umfeld der Jäger- und Sammlerkulturen, als der Zugang zu Nahrungsmitteln schwieriger war als in sesshaften oder modernen Kulturen und als die Nahrungsmittel im Mittel einen geringeren physiologischen Nährwert (umgangssprachlich: Kaloriengehalt) hatten. Ein Problem moderner Nahrungsmittel ist ein hoher physiologischer Nährwert, mit der Folge, dass bei Aufnahme der Nahrungsmenge, die zum Erreichen des Sättigungsgefühls erforderlich ist, mehr Kalorien aufgenommen werden, als bei der Aufnahme einer gleichen Menge weniger kalorienhaltiger Nahrung.
Ein zweiter Unterschied moderner Nahrungsmittel ist ihre schnellere Verdauung: Zucker und Stärke gehen schnell in die Blutbahn über, und werden, falls sie nicht gebraucht werden, als Fett gespeichert. Der leere Magen-Darm-Trakt signalisiert dann ein Hungergefühl, so dass die Häufigkeit der Nahrungsaufnahme bei leicht verdaulichen Nahrungsmitteln steigt.
Weiterhin ist die gefühlsmäßige Nahrungsaufnahme des Menschen an körperlicher Betätigung angepasst. Um eine Überernährung zu vermeiden, muss ein etwa vorwiegend sitzend arbeitender Mensch seine Nahrungsaufnahme reduzieren.
Ungeklärt ist die beobachtete Variabilität in den Essgewohnheiten von Menschen einer Gesellschaft. Auch bei überreichlicher Nahrungsverfügbarkeit pflegt nur ein Teil der Bevölkerung in unterschiedlichem Ausmaß Überernährung. Es werden sowohl eine genetische Variabilität als auch Erziehungsmethoden, Lebensstil, kulturelle Normen und psychologischer Druck für diese Unterschiede verantwortlich gemacht.
Die Längsschnittstudie „Nurses' Health Study” hat viele Beiträge zur Ernährungskunde erbracht.
Arten des Übergewichts
In der Regel entsteht Übergewicht durch eine erhöhte Energiezufuhr, die einhergeht mit einem relativ geringeren Kalorienverbrauch. Des Weiteren kann Adipositas (starkes Übergewicht) auch aus einem angeborenen oder erworbenen Hormondefekt entstehen.
Übergewicht wird durch verschiedene Messmethoden ermittelt. Bekannte Messmethoden sind der Broca-Index (Normalgewicht in kg = Größe in cm – 100) und die weitaus etablierte Methode der Body-Mass-Index (BMI). Der BMI ist leicht und exakt zu bestimmen und korreliert mit der Fettmasse zu 95 % und gilt somit als das beste indirekte Maß für die Körperfettmasse. Der BMI ist definiert als die Körpermasse (in kg) dividiert durch die Körpergröße (in m) zum Quadrat.
Folgen der Überernährung bzw. des Übergewichts
Übergewicht ist als Risikofaktor für die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen anerkannt. Kommen zum Risikofaktor Adipositas noch zwei der Risikofaktoren Diabetes (Zuckerkrankheit), Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes Cholesterin bzw. LDL) oder Bluthochdruck hinzu, besteht eine deutlich höhere Gefahr, im Laufe des Lebens eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden. Experten sprechen daher auch von kardio-metabolischen Risikofaktoren. Als weitere Risikofaktoren begünstigen Rauchen und Stress den Verschluss der Herz- und gehirnversorgenden Gefäße.
Literatur
- C.F. Belanger, C.H. Hennekens, B. Rosner, F.E. Speizer: The Nurses' Health Study. In: Am J Nurs 78/1978, S.1039-40. (Die erste Publikation zu dieser Studie. Das engl. Abstract dazu.
- K. Oh, F.B. Hu, J.E. Manson, M.J. Stampfer, W.C. Willett: Abstract Dietary Fat Intake and Risk of Coronary Heart Disease in Women: 20 Years of Follow-up of the Nurses' Health Study. In: Am J Epidemiol, 161(7)/2005, 1 April 2005, S. 672-9. Das engl. Abstract zu Herzerkrankungen und Fettzufuhr (Ernährung) im 20jährigen Verlauf der Studie.
Siehe auch
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
Wikimedia Foundation.