- Hyponatriämie
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Klassifikation nach ICD-10 E87.1 Hypoosmolalität und Hyponatriämie
NatriummangelICD-10 online (WHO-Version 2011) Unter einer Hyponatriämie versteht man einen zu niedrigen Natriumspiegel im Blut. Da Natrium bei den meisten Blutuntersuchungen als das häufigste positiv geladene Elektrolyt im Extrazellularraum sehr häufig gemessen wird, fällt eine erniedrigte Natriumkonzentration bei hospitalisierten Patienten oder bei Personen, die für Kontrolluntersuchungen regelmäßig einen Arzt aufsuchen, schnell auf.
Schwere Hyponatriämiefälle mit einer Natriumkonzentration unter 120 mmol/l sind selten. Sie sind als bedrohlich einzustufen und bedürfen meist einer umgehenden stationären Behandlung.
Inhaltsverzeichnis
Klassifikation
Echter Natriummangel
- Hyponatriämie bei absolutem oder relativem Wasserüberschuss (Überschuss an Gesamtkörpernatrium)
- bei Herzinsuffizienz, Leberzirrhose und nephrotischem Syndrom durch Störung der hypothalamischen Osmoregulation.
- bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz durch erhöhte Natriumexkretion.
- Hyponatriämie bei extrazellulärem Volumenmangel (Mangel an Gesamtkörpernatrium)
- extrarenaler (außerhalb der Nieren) Natrium- und Flüssigkeitsverlust (Urin-Na <10 mmol/l): zum Beispiel Erbrechen, Diarrhö, Infektion, Verbrennung
- renaler (in den Nieren) Natrium- und Flüssigkeitsverlust (Urin-Na >20 mmol/l): wie bei Diuretika, Aldosteronmangel und bei Cortisolmangel
- Hyponatriämie bei Isovolämie (Normales Gesamtkörpernatrium)
- medikamentös bedingte
- durch erhöhte ADH-Freisetzung beispielsweise durch Chlorpropamid (zur Behandlung von Diabetes mellitus), Amitriptylin, Isoproterenol, Nikotin oder Morphin
- durch erhöhte ADH-Wirkung zum Beispiel durch Chlorpropamid, Cyclophosphamid (relativ häufig) oder Indometacin (auch andere NSAR)
- Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) beispielsweise bei Tumoren
- medikamentös bedingte
Verdünnungshyponatriämie
Führt man dem menschlichen Körper vermehrt Wasser zu, welches wenig Salz enthält, dann kann es zu einer Verdünnungsnatriämie kommen. Die Natriummenge im Blut ist eigentlich normal, aber die Flüssigkeitsmenge ist zu hoch. Eine Verdünnungshyponatriämie findet sich beispielsweise bei krankhaft gesteigerter Wassereinnahme (Polydipsie) oder tritt häufig bei Marathonläufern auf, die zu viel Wasser zu sich nehmen.
Pseudohyponatriämie
Durch stark erhöhte Plasmalipide oder Plasmaproteine sinkt der Natriumanteil im Gesamtplasma. Betrachtet man nur das Plasmawasser sind die Werte Normal. Es handelt sich hierbei nicht um eine echte Hyponatriämie.
Ursachen
- Hyponatriämie durch Verdünnung ("Wasservergiftung")
- Magenspülung mit großen Mengen Leitungswasser (Wasserüberladung)
- übermäßiges Trinken von Wasser (hypotone Flüssigkeit)
- psychogene Polydipsie
- exzessives Trinken bei Hunger, Anorexie, nach Dialyse
- Hyponatriämie durch Natriumverlust
- schwerer Durchfall
- renales Salzverlustsyndrom
- Hyponatriämie durch Hypovolämie (Ausschüttung von ADH bei Hypotonie)
- Exsikkose bei entgleistem Diabetes mellitus
- schwere Herzinsuffizienz, Leberzirrhose
- Infusion von hyperosmolarer Lösung, Mannit oder Glukose
- Hyponatriämie als Nebenwirkung von Medikamenten
- Diuretika (Thiazide, Spironolacton)
- ACE-Hemmer
- Carbamazepin / Oxcarbazepin
- Antidepressiva (SSRI, SNRI)
- Hyponatriämie bei endokrinen Erkrankungen
- Nebennierenrindeninsuffizienz
- Hypophyseninsuffizienz, z. B. durch Hypophysentumor
- Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH)
- zentrales Salzverlustsyndrom (CSWS)
- Hypothyreose
- Pseudohyponatriämie bei Plasmozytom mit Hyperproteinämie
- Pseudohyponatriämie bei lipämischem Serum
Laborwerte
- Normalwert des Natriums 135- 150 mmol/l ( Erwachsene )
- Normalwert des Natriums 132- 145 mmol/l ( Kinder )
- leichte Hyponatriämie 130- 135 mmol/l
- mittelschwere Hyponatriämie 120- 130 mmol/l
- schwere Hyponatriämie < 120 mmol/l
Symptome
Die Hyponatriämie führt bei rascher Entwicklung zu einem Hirnödem mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Tremor und epileptischen Anfällen. Bei langsamer Entwicklung über mehr als zwei Tage stehen Müdigkeit, Verwirrtheit, Inappetenz und Wesensänderung im Vordergrund.
Bei chronischer Hyponatriämie führen Störungen von Gang und Aufmerksamkeit zu einem häufigeren Auftreten von Stürzen. Zudem kommt es unter Hyponatriämie zu einer verminderten Mineralisierung des Knochens und zu einer erhöhten Aktivität der Osteoklasten, Zellen, welche Knochensubstanz abbauen. Die Folge ist eine Neigung zu Osteoporose und in Verbindung mit häufigeren Sturzereignissen eine vermehrtes Auftreten von Knochenbrüchen.[1][2]
Therapie
Je nach Entstehung der Hyponatriämie ist entweder Flüssigkeitsrestriktion (Begrenzung der Wasseraufnahme) oder die Gabe von Kochsalz (als Infusion oder über den Magen-Darm-Trakt) angezeigt.
Die gefürchtetste Komplikation eines zu raschen Anstieges des Natriumspiegels ist die Zentrale pontine Myelinolyse. Daher sollte der Ausgleich der Natriumwerte langsam (maximal 12 mmol / 24h) und unter häufigen Laborkontrolllen erfolgen.
Das mittlerweile nicht mehr eingesetzte Tetrazyklin Demeclocyclin und Medikamente aus der Substanzklasse der Vaptane hemmen den Effekt von antidiuretischem Hormon (ADH) auf den Rezeptor in der Niere. Tolvaptan erhöht bei Patienten mit Hyponatriämie und normalem oder erhöhtem Extrazellulärvolumen das Serum-Natrium.[3] Conivaptan, ein weiterer Vertreter der Vaptane ist mittlerweile in den USA zur Behandlung der Hyponatriämie bei Krankenhauspatienten mit normalem oder erhöhtem Extrazellulärvolumen zugelassen.[4] In klinischer Erprobung befinden sich Lixivaptan und Satavaptan.
Quellen
- ↑ Sinead Kinsella, et al.: Hyponatremia independent of osteoporosis is associated with fracture occurrence. In: Clinical Journal of the American Society of Nephrology: CJASN. 5, Nr. 2, 2010-02, S. 275-280. doi:10.2215/CJN.06120809. Abgerufen am 27. April 2010.
- ↑ Juan Carlos Ayus, Michael L Moritz: Bone disease as a new complication of hyponatremia: moving beyond brain injury. In: Clinical Journal of the American Society of Nephrology: CJASN. 5, Nr. 2, 2010-02, S. 167-168. doi:10.2215/CJN.09281209. Abgerufen am 27. April 2010.
- ↑ Robert W. Schrier et al.: Tolvaptan, a Selective Oral Vasopressin V2-Receptor Antagonist, for Hyponatremia. In: New England Journal of Medicine. Nr. 355, 2006, S. 2099-2112 (Abstract).
- ↑ Vaprisol (conivaptan) CenterWatch Newly Approved Drug Therapies Listing
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