- Hörfunk und Fernsehen in Jugoslawien
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Der Artikel Hörfunk und Fernsehen Jugoslawiens behandelt die Rundfunkgeschichte Jugoslawiens.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Als erster Radiosender Jugoslawiens nahm Radio Zagreb am 15. Mai 1926 den Sendebetrieb auf. Zunächst privatwirtschaftlich betrieben, wurde er 1940 verstaatlicht. Am 30. Jahrestag der Gründung (15. Mai 1956) wurde mit der Ausstrahlung des ersten jugoslawischen Fernsehprogramms begonnen.
Radio Ljubljana startete am 28. Oktober 1928 mit einem Hörfunkprogramm, seit dem 28. November 1958 wurde auch ein Fernsehprogramm ausgestrahlt.[1] Die Fernseh-Nachrichtensendungen wurden zunächst aus Belgrad übernommen, ab dem 15. April 1968 wurde eine eigene slowenischsprachige Nachrichtensendung ausgestrahlt. Als Regionalprogramm von RTV Ljubljana ging 1971 TV Koper/Capodistria auf Sendung, das zweisprachig slowenisch und italienisch sendete und sich auch in Italien großer Beliebtheit erfreute. Italienische Unternehmen bauten Sendeanlagen auf, die das Programm aus Koper übernahmen und auch in von Koper entfernten Regionen empfangbar machten.
Am 24. März 1929 begann der Sendebetrieb von Radio Belgrad, nachdem es einzelne Testsendungen seit 1924 gegeben hatte. Nach einer Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg wurde der Sendebetrieb 1944 wieder aufgenommen. Am 23. August 1958 kam ein Fernsehprogramm hinzu. Am 31. Dezember 1971 kam ein zweites Fernsehprogramm dazu, mit dem von Beginn an erstmals in Jugoslawien in Farbe gesendet wurde. Ein drittes Fernsehprogramm mit Sendungen für Kinder startete am 1. Juli 1989.
Am 8. März 1936 begann Jugoslawien mit Sendungen auf Kurzwelle. Während des Zweiten Weltkrieges sendete das Programm "Slobodna Jugoslavija" (Freies Jugoslawien) aus Ufa (Sowjetunion). Nach 1945 betrieb Radio Belgrad ein Kurzwellenprogramm, seit dem 2. Februar 1978 sendete Radio Jugoslavija auf Kurzwelle.
Mit Radio Dubrovnik begann 1944 der erste kommunale Hörfunksender.
Radio Priština sendete ab 1944, das Fernsehprogramm von RTV Priština startete 1975.
Radio Skopje startete sein Programm am 28. Dezember 1944 mit der Liveübertragung einer Sitzung des Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Mazedoniens. Am 14. Dezember 1964 kam ein Fernsehprogramm hinzu.
Radio Sarajevo startete sein Programm am 10. April 1945, ein Fernsehprogramm kam 1969 dazu.
Radio Titograd ging 1949 in Betrieb, ein Fernsehprogramm folgte 1971.
Radio Novi Sad startete 1949; ein Fernsehprogramm gab es ab 1975.
Am 15. Mai 1989 ging in Belgrad der private Rundfunksender B92 in Betrieb, der in der Milošević-Ära zu den wenigen regierungsunabhängigen Medien gehörte.
Seit dem 23. Oktober 1990 gab es in Sarajevo das Fernsehprogramm YUTEL, das als Gegengewicht zu den inzwischen nationalistisch ausgerichteten Sendern der einzelnen Republiken eine einstündige Nachrichtensendung ausstrahlte.
Erst nach der Auflösung Jugoslawiens ging 1994 der Fernsehsender RTV Pink in Betrieb; er hat seinen Sitz in Belgrad, betreibt aber auch Programme für Montenegro und Bosnien und Herzegowina, und hat einzelne Sendungen für Kroatien im Programm, deckt damit also weite Teile des ehemaligen Jugoslawien ab. Auch der 2005 in Ljubljana gegründete Musiksender MTV Adria ist als Fernsehsender für das gesamte Gebiet des ehemaligen Jugoslawien konzipiert.
Organisation
In Jugoslawien gab es acht Rundfunkorganisationen (je eine für jede Republik und Provinz), die sich 1952 zur Jugoslovenska/Jugoslavenska Radiotelevizija (JRT) zusammengeschlossen hatten. Mitte der 1980er-Jahre gab es die in der Tabelle angegebene Anzahl von Programmen.
JRT-Rundfunkorganisationen mit Angabe der Anzahl der Hörfunk- und Fernsehprogramme Rundfunkorganisation Hörfunk Fernsehen Sprachen Radiotelevizija Beograd (RTB) 4 2 serbokroatisch, ungarisch, albanisch Radiotelevizija Ljubljana (RTLJ) 4 3 slowenisch, italienisch Radiotelevizija Novi Sad (RTNS) 4 2 serbokroatisch, ungarisch, slowakisch, rumänisch, ruthenisch Radiotelevizija Priština (RTP) 2 2 albanisch, serbokroatisch, türkisch Radiotelevizija Sarajevo (RTVSa) 4 2 serbokroatisch Radiotelevizija Skopje (RTSk) 2 2 mazedonisch, albanisch, türkisch Radiotelevizija Titograd (RTT) 1 2 serbokroatisch, albanisch Radiotelevizija Zagreb (RTZ) 4 3 serbokroatisch Daneben gab es einige kommunale Radioprogramme, diese sendeten üblicherweise 2 bis 3 Stunden täglich ein regionales Programm, in der übrigen Zeit ein Radioprogramm des Senders der Republik bzw. Provinz. Umgekehrt wurden auch Informationssendungen der kommunalen Radioprogramme von den Republiks- bzw. Provinzprogrammen übernommen.
Das auf Kurzwelle sendende Programm "Radio Jugoslavija" brachte Sendungen in zehn Fremdsprachen (auch deutsch) sowie Sendungen für im Ausland lebende Jugoslawen.
Empfang
Langwellensender wurden in Jugoslawien nicht betrieben.
Nach Inkrafttreten des Genfer Wellenplans 1978 nutzte Jugoslawien für den Mittelwellenrundfunk (neben zahlreichen Sendern mit geringer Reichweite) die folgenden Frequenzen:[2]
Starke Mittelwellensender in Jugoslawien Frequenz KHz Programm Sendeleistung kW 612 Sarajevo 600 684 Belgrad 2000 810 Skopje 1000 882 Titograd 300 918 Ljubljana 600 1134 Zagreb 1200 1269 Novi Sad 600 1413 Priština 1000 Mit Ausnahme des Programms aus Titograd, das von einem auf gleicher Frequenz sendenden Programm aus der DDR überdeckt wurde, waren die anderen Programme in Süddeutschland und Österreich nachts empfangbar, Belgrad und Zagreb dürften auch bis in den Norden Deutschlands empfangbar gewesen sein. Offenbar werden die Frequenzen großenteils von den Rechtsnachfolgern dieser Programme weitergenutzt.
Für den Empfang im Inland wurden hauptsächlich UKW-Sender[3] eingesetzt.
Radio Jugoslavija nutzte hauptsächlich die Kurzwellenfrequenzen 6100, 7240 und 9620 kHz.
Die jugoslawischen Fernsehprogramme wurden im PAL-Format über UHF- und VHF-Frequenzen ausgestrahlt. [4]
Fernsehsendungen
Die Hauptnachrichtensendung war TV Dnevnik und wurde ab dem 23. August 1958 (dem Sendestart von RTV Beograd) täglich um 20 Uhr, ab 1974 um 19:30 Uhr ausgestrahlt.
Eine beliebte Fernsehserie war Profesor Baltazar (Zeichentrickserie 1967–1971), die für das jugoslawische Fernsehen produziert wurde und auch in ausländischen Fernsehsendern gezeigt wurde (u. a. skandinavische Staaten und Iran). Weitere Erfolge waren die Realserien für Kinder Die Rote Zora und ihre Bande und Sinji Galeb (Die Blaue Möwe), welche auch mehrfach in Deutschland ausgestrahlt wurden. Großer Beliebtheit unter den Kindern erfreute sich die Sendereihe Špiro Špula zlatna nit und Jelenko (TV Zagreb), Branko Kockica und Kolariću Paniću (TV Beograd) und Muzički tobogan (TV Novi Sad).
TV Zagreb hatte mit der Ratesendung Kviskoteka, moderiert von Oliver Mlakar (* 1935), jahrelang einen Hit im Programm. An Fernsehserien konnte TV Zagreb mit Naše malo misto (1969), Kapetan Mikula Mali, Kapelski kresovi (1974) und Velo misto (1979–1980) Erfolge feiern. TV Zagreb hatte auch Sendung Jadranski susreti (1970–1980) (vergleichbar mit "Spiel ohne Grenzen").
TV Beograd lockte mit der sehr beliebten Sendereihe Folkparada, welche von Zlata Petković (* 1954), Predrag Gojković "Cune" (* 1932) und Predrag Živković - "Tozovac" (* 1941) moderiert wurde. Ebenso beliebt waren die Quizsendungen von Mica Orlović (* 1934). Kult wurden die Serien von TV Beograd. Insbesondere zu erwähnen sind Pozorište u kući (1972–1981), Bolji život (Ein besseres Leben, 1987–1990), Žikina Dinastija (1985), Vruć vetar, Grlom u jagode, 'Kamiondžije und viele Andere. Als unübertroffen gelten die Tier-Dokumentarfilme, von TV Beograd, aus der Reihe Svet koji nestaje (Eine Welt die verschwindet) von Petar Lalović (* 1932).
Ab 1984 strahlte TV Sarajevo die beliebte Comedy-Sendung „Top lista nadrealista" (Hitparade der Surrealisten) aus, an der u. a. Mitglieder der Band Zabranjeno pušenje mitwirkten.
Das jugoslawische Fernsehen beteiligte sich an internationalen Fernsehformaten, z. B.
- (Eurovision Song Contest) Pesma Evrovizije bzw. Pjesma Eurovizije, slowenische Bezeichnung: Pesem Evrovizije, ab 1961; der jugoslawische Beitrag wurde in einer Vorausscheidung ermittelt, die unter dem Namen Jugovizija, jährlich aus einer anderen jugoslawischen Republik, übertragen wurde. Jugoslawien war das einzige sozialistische Land, das am ESC teilgenommen hat.
- San-Remo-Festival
- Igre bez granica (Spiel ohne Grenzen), 1978–1982, 1990
Nutzung
Von den angemeldeten rund 4,5 Millionen Hörfunk- und 4,0 Millionen Fernseh-Nutzern wurde eine Rundfunkgebühr erhoben, die (1984) 88% der Einnahmen der JRT-Sender ausmachten, die übrigen Einnahmen wurden hauptsächlich durch Werbung erwirtschaftet.
Wie auch in vielen anderen südeuropäischen Ländern war es in Jugoslawien üblich, dass das Fernsehgerät viele Stunden am Tag als Hintergrundbeschallung läuft, auch wenn niemand hinsieht.
Literatur
- I. Hendrichs, Presse, Rundfunk, Film, in: Südosteuropa-Handbuch, Bd. 1, Jugoslawien, hrsg. v. K.-D. Grothusen, 1975, ISBN 3-525-36200-5, S. 439-457
- R. Mihailović, Z. Sinobad, Das Rundfunksystem Jugoslawiens, in: Internationales Handbuch für Rundfunk und Fernsehen, Hrsg. v. Hans-Bredow-Institut, Jg. 1986/1987, S. E70-E74
- C. Both, Große Sender-Tabelle, 8. Aufl. 1989, ISBN 3-7723-6178-1
- Artikel Jugoslavija, Abschnitte Radio und Televizija, in: Enciklopedija Jugoslavije, 2. Ausg., Band 6, S. 576-582
Siehe auch
Rechtsnachfolger der JRT-Rundfunkorganisationen:
- Radio-Televizija Srbije (ehem. Radiotelevizija Beograd)
- Radio Televizija Slovenija (ehem. Radiotelevizija Ljubljana)
- Radio Televizioni i Kosovës (ehem. Radiotelevizija Priština)
- Makedonska Radio-Televizija (ehem. Radiotelevizija Skopje)
- Radio Televizija Crne Gore (ehem. Radiotelevizija Titograd )
- Hrvatska Radiotelevizija (ehem. Radiotelevizija Zagreb)
Weblinks
- Hansjörg Biener: „Radio Jugoslawien“ (private Homepage mit Angaben zu Auslandsdiensten)
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Artikel Slovenci, Abschnitt Radio i televizija, in: Enciklopedija Jugoslavije, 1. Ausg., Band 7, S. 295ff
- ↑ Both, Große Sender-Tabelle (s. o.) S. 21f; Internationales Handbuch für Rundfunk und Fernsehen (s. o.) S. H100f; Zum Stand 1953 vgl. Osteuropa-Handbuch, Bd. I: Jugoslawien, hrsg. v. W. Markert, S. 352
- ↑ Both, Große Sender-Tabelle (s. o.) S. 104ff
- ↑ Both, Große Sender-Tabelle (s. o.) S. 149f
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