- ISF München
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Das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. – ISF München ist eine 1965 von Burkart Lutz begründete unabhängige Forschungseinrichtung in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Es handelt sich um eine gemeinnützige Institution. Das Institut hat derzeit ca. 40 wissenschaftliche Mitarbeiter. Es forscht vorwiegend auf dem Gebiet der Arbeits- und Industriesoziologie und stellt empirische Untersuchungen in Betrieben und Unternehmen an, insbesondere mit den Mitteln der qualitativen Sozialforschung (Intensivinterviews, Fallstudien), die es mit theoretischer Reflexion zur Entwicklung von Arbeit und Gesellschaft verbindet; auch Öffentlichkeitsarbeit und Praxistransfer gehören zu seinen Aufgaben.
Zu den Auftraggebern zählen Ministerien (insbesondere das Bundesministerium für Bildung und Forschung) und Stiftungen (etwa die Hans-Böckler-Stiftung oder die Volkswagenstiftung), die Europäische Union, aber auch Unternehmen und Gewerkschaften. Ferner ist das Institut am Sonderforschungsbereich 536 „Reflexive Modernisierung“ beteiligt, in dem es mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (u.a. Ulrich Beck), der Technischen Universität München, der Universität Augsburg und der Universität der Bundeswehr München zusammenarbeitet. Das ISF München finanziert sich ausschließlich über Projektgelder und verfügt über keine öffentliche Grundförderung.
Bekannt geworden ist das Institut durch seine langjährige Forschung auf dem Gebiet der Humanisierung der Arbeitswelt. Am ISF München ist u. a. der so genannte „Münchner Betriebsansatz“ entwickelt worden („Betrieb als Strategie“, Burkart Lutz, Günter Bechtle, Norbert Altmann, Dieter Sauer), der dem Betrieb eine entscheidende Rolle im Zusammenspiel von Kapitalstrategien und Arbeit zuweist. Auch die Theorie der segmentierten Arbeitsmärkte (Werner Sengenberger) ist maßgeblich hier erarbeitet worden. Eine große Rolle spielten auch Arbeiten zur systemischen Rationalisierung (Norbert Altmann, Dieter Sauer), die in lebhafter Kooperation und Auseinandersetzung mit dem Soziologischen Forschungsinstitut an der Georg-August-Universität Göttingen (SOFI) und dessen Theorie der "neuen Produktionskonzepte" entstanden.
Heute stehen vor allem folgende Forschungsthemen im Mittelpunkt:
- Entgrenzung der Arbeit (Flexibilisierung, Subjektivierung und “radikale Vermarktlichung“ von Arbeit, Verschränkung von Arbeit und Leben)
- Erfahrungswissen, subjektivierendes Arbeitshandeln, interaktive und kooperative Arbeit in Produktion, Dienstleistung und Berufsbildung
- Qualifizierung, Arbeitsmarkt, Arbeitsgestaltung in Handwerk sowie kleinen und mittleren Unternehmen
- „Verteilte Arbeit“: Netzwerke, Projektmanagement und neue Organisationsstrukturen im internationalen Kontext
- Internationalisierung von Unternehmen: interkulturelle Arbeit, Wandel von Arbeitsorganisation und Wissensmanagement, „Grenzgänger“
- Informatisierung der Arbeit: Arbeitsvermögen, Technik, Interessen der Beschäftigten
- Industrielle Beziehungen und Mitbestimmung: Herausforderungen für die Akteure und neue Strategien
- Folgen der demografischen Entwicklung für Arbeitsmarkt und Betrieb
- Neue Formen der Dienstleistungsarbeit und virtuelle Unternehmen (Medien, IT, personenbezogene Dienstleistungen)
- Soziale Nachhaltigkeit und regionales Wirtschaften
Die Räume des Instituts befinden sich in einem denkmalgeschützten Jugendstilmietshaus mit einer reizvollen Balkon-Erker-Gruppe.
Die Publikationen des Instituts bis zum Jahre 2000 stehen seit April 2010 öffentlich zugänglich als durchsuchbare Volltexte im Internet.[1]
Literatur
- Niels Beckenbach: Industriesoziologie. Berlin, New York: Walter de Gruyter, 1991, ISBN 3-11-012153-0
- ISF München (Hrsg.): 1965-1990 - Vorträge zum 25jährigen Bestehen des ISF und zum 65. Geburtstag von Burkart Lutz. München. Online
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Pressemitteilung vom 19. April 2010 auf der Seite des Informationsdienstes Wissenschaft, online
Kategorien:- Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut
- Soziologische Forschungsinstitution
- Bildung und Forschung in München
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