Burkart Lutz

Burkart Lutz

Burkart Lutz (* 27. Mai 1925 in München) ist ein deutscher Soziologe mit den Arbeits- und Forschungsschwerpunkten in der Industriesoziologie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Im Zweiten Weltkrieg wurde Burkart Lutz zur Wehrmacht eingezogen.

Er promovierte 1958 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. zum Dr. phil., arbeitete als industriesoziologischer Forscher im Wirtschaftswissenschaftlichen Institut des Deutschen Gewerkschaftsbundes, sodann von 1954 bis 1965 in München als freiberuflicher Sozialforscher.

1965 bis 1990 war er Geschäftsführender Direktor des dortigen Institutes für Sozialwissenschaftliche Forschung e. V. 1967 erhielt er eine Honorarprofessur der Universität München. Er wurde 1990 Mitbegründer und Forschungsdirektor des Zentrums für Sozialforschung Halle an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Lutz war langjähriger Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft für empirische Sozialforschung (1971-1979) und für das erste industriesoziologische Schwerpunktprogramm in den 1970er Jahren. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie wählte ihn, als ersten Nicht-Ordinarius, von 1983 bis 1986 zu ihrem Vorsitzenden.

Laut Ludwig von Friedeburg hat sich Lutz „in einem außerordentlichen Maß (...) um die Industriesoziologie im besonderen und die Soziologie in der Bundesrepublik im allgemeinen“ verdient gemacht.[1]

Werk

Burkart Lutz´ wichtigste Arbeitsgebiete sind Technik und Arbeit, Mitbestimmung und Arbeitsmarkt, Aus- und Berufsbildung und soziale Wandel industrieller Gesellschaften.

Im Zusammenhang mit empirischen Forschungsarbeiten zur Arbeits- und Berufssoziologie entwickelte Lutz (1983) seine These von der „Abschlussinflationierung“ zur Kennzeichnung des „Prozesses der relativen Entwertung von Bildungseinrichtungen und -gängen, deren Mechanismen zur Zugangs- und Abgangsrationierung nicht mehr ausreichend gut funktionieren, so daß nunmehr lediglich notwendige Bedingung einer privilegierten gesellschaftlichen Position ist, was bisher hinreichende Bedingung war.“ Und 1988 bilanzierte Lutz, dass die bisherige Bildungs- und Qualifikationsoffensive mit ihrer Schlüsselforderung „Lernen lernen“ auf falschen Grundlagen beruhe, weil sie eine quasi naturgesetzliche Logik industrieller Entwicklung unterstellt habe. Diese Kritik(en) eröffneten mit ihrem Plädoyer für eine zukunfts- und reproduktionsfähige deutsche Gegenwartsgesellschaft die Perspektive einer erweiterten, subjektzentrierten Qualifikationssoziologie.

Auszeichnungen

  • 1997: Schader-Preis
  • 2000: Ehrendoktorwürde der Universität Halle
  • 2008: Ehrung für sein Lebenswerk auf dem 34. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Jena. Die Laudatio hielt Michael Schumann, der besonders auf die prognostischen Fähigkeiten des geehrten Gelehrten hinwies: So habe Lutz bereits in den 1980er Jahren ausweislich seines Buchtitels „Der kurze Traum immerwährender Prosperität“ (von 1984) erkannt, dass die Nachkriegsprosperität des Kapitalismus eine Ausnahmesituation gewesen sei.
  • 2011: Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland[2]

Ausgewählte Publikationen

  • Zukunftsperspektiven der Berufsausbildung in den neuen Ländern und die Rolle der Bildungsträger, Halle: ZSH 2006
  • Personalmanagement und Innovationsfähigkeit in kleinen und mittelständischen Unternehmen, Halle: ZSH 2005
  • Neue Aufgaben an der Schnittstelle von Ingenieur- und Sozialwissenschaften, Halle: ZSH 2002
  • Entwicklungsperspektiven von Arbeit, Berlin: Akademie-Verlag, 2001
  • Le mirage de la croissance marchande, Paris: Ed. de la Maison des Sciences de l'Homme 1990
  • Der kurze Traum immerwährender Prosperität, Frankfurt am Main; New York: Campus, 2. Auflage, 1989. Online
  • Technik in Alltag und Arbeit, Berlin: Sigma, 1989
  • Expertensysteme und industrielle Facharbeit, Frankfurt am Main: Campus, 1989
  • Welche Qualifikationen brauchen wir? in: Jens Joachim Hesse (Hg.), Zukunftswissen und Bildungsperspektiven. Baden-Baden: Nomos, 1988 [=Forum Zukunft], S. 55-66
  • Technik und sozialer Wandel, Frankfurt am Main: Campus, 1987
  • Soziologie und gesellschaftliche Entwicklung, Frankfurt am Main: Campus,1985
  • Der kurze Traum immerwährender Prosperität, Frankfurt am Main: Campus, 1984
  • Bildungsexpansion und soziale Ungleichheit; in: Reinhard Kreckel (Hg.), Soziale Ungleichheiten, Göttingen: Otto Schwartz, 1983 [= „Soziale Welt“ Sonderheft 2], S. 221-245
  • Flexible Fertigungssysteme und Personalwirtschaft, Frankfurt am Main: Campu,s 1982
  • (mit Norbert Altmann), Betrieb, Technik, Arbeit, Frankfurt am Main: Campus, ²1978
  • Das Ende des graduierten Ingenieurs?, Frankfurt am Main/Köln: Europäische Verlagsanstalt, 1975
  • Arbeitsmarktstrukturen und öffentliche Arbeitsmarktpolitik, Göttingen: Schwartz, 1974
  • Überlegungen zur sozioökonomischen Rolle akademischer Qualifikation, Hannover: Hochschul-Informations-System, 1971
  • Zur Situation der Lehrlingsausbildung, Stuttgart: Klett, 1970
  • Mathematiker und Naturwissenschaftler an Gymnasien, München: Hanser, 1970
  • Der zwischenbetriebliche Arbeitsplatzwechsel, Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt, 1966

Übersetzungen (aus dem Französischen):

  • Georges Friedmann: Grenzen der Arbeitsteilung, Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1959
  • Georges Friedmann: Der Mensch in der mechanisierten Produktion, Bund, Köln 1952

Literatur

  • ISF München (Hg.): 1965-1990 - Vorträge zum 25jährigen Bestehen des ISF und zum 65. Geburtstag von Burkart Lutz. München: ISF 1990. Online
  • Zehn aus Achtzig - Burkart Lutz zum 80., Berlin: Berliner Debatte Verlag 2005

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ludwig von Friedeburg: Burkart Lutz unter den Soziologen der Bundesrepublik. In: Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (Hrsg.): Vorträge zum 25jährigen Bestehen des ISF und zum 65. Geburtstag von Burkart Lutz. ISF, München 1990, S. 37.
  2. Ingo Wiekert: Burkart Lutz mit Bundesverdienstkreuz geehrt, Pressemitteilung des Zentrums für Sozialforschung Halle e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in: Informationsdienst Wissenschaft vom 22. Februar 2011, abgerufen am 23. Februar 2011

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