Igor Nikolajewitsch Smirnow

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Igor Smirnow

Igor Nikolajewitsch Smirnow (russisch Игорь Николаевич Смирнов, wiss. Transliteration Igor' Nikolaevič Smirnov, ukrainisch Ігор Миколайович Смирнов/Ihor Mykolajowytsch Smyrnow, rumänisch Igor Smirnov; * 23. Oktober 1941 in Petropawlowsk-Kamtschatski) ist seit 1992 Präsident der abtrünnigen Region Transnistrien im Osten Moldawiens, die sich selbst als unabhängige Republik betrachtet, jedoch als solche international nicht anerkannt wird.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Leben

Smirnow wurde während des Zweiten Weltkriegs in der fernöstlichen Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski, im äußersten Osten der Sowjetunion geboren. Sein Vater war Nikolai Stepanowitsch Smirnow, ein Mitarbeiter der kommunistischen Partei. Seine Mutter hieß Sinaida Grigorjewna Smirnowa und arbeitete als Journalistin und Zeitungsherausgeberin. Als Nikolai Smirnow immer weiter innerhalb der kommunistischen Partei aufstieg, zog die Familie aus der Russischen Sowjetrepublik in die Ukrainische Sowjetrepublik. Da der Vater mittlerweile zum Bezirksratsvorsitzenden von Golopristanski (Oblast Cherson) in der Ukraine aufgestiegen war, führte die Familie dort ein gutes Leben.

Im Sommer des Jahres 1952 wurde Nikolai Smirnow jedoch wegen Unregelmäßigkeiten bei der Versorgung der örtlichen Kolchosen festgenommen. Er wurde zu 15 Jahren Gulag sowie einer anschließenden Verbannung von fünf Jahren verurteilt. Als Angehörige eines Staatsfeindes hatten Sinaida Grigorjewna und ihre drei Söhne Wladimir, Oleg und Igor keinen guten Stand. Nach Josef Stalins Tod im Jahre 1953 wurde Nikolai Smirnow zusammen mit vielen anderen Häftlingen freigelassen. Schließlich fand die Familie nahe dem Uralgebirge zusammen, wo Nikolai Smirnow eine Grundschule leitete und Sinaida Grigorjewna die örtliche Komsomol-Zeitung herausgab.

Igor Smirnow ist gelernter Zerspanungsmechaniker und besuchte später die Abendschule des Bauinstituts in Odessa in der Ukraine. Nachdem er 1959 seine Lehre beendet hatte, kehrte er in die Russische Sowjetrepublik zurück, wo er im Slatoust-Metallwerk arbeitete. Im gleichen Jahr kam er erneut in die Ukraine, um in einem Dynamowerk in der Stadt Nowa Kachowka, Oblast Cherson zu arbeiten. 1987 kam er schließlich nach Moldawien, wo er Direktor des Großbetriebes Elektromasch in Tiraspol wurde. Dieser Betrieb war mit dem militärisch-industriellen Komplex der Sowjetunion verbunden und unterstand nicht den Ministerien in Chișinău, sondern direkt Moskau.

Transnistrien-Konflikt

Mit der Auflösung der Sowjetunion kam es in Moldawien zum Konflikt zwischen der rumänisch sprechenden Teil der Moldauer, deren Vertreter das Land mit Rumänien vereinigen wollten, und ethnischen Minderheiten, vor allem mit den Russen. Besonders groß war der Anteil der ostslawischen Minderheiten im östlichen Grenzstreifen Transnistrien, wo 1989 von den 601.700 Einwohnern 39,9 % Moldauer (Rumänen), 28,3 % Ukrainer und 25,4 % Russen lebten. Dem Direktor des Großbetriebes Elektromasch in Tiraspol gelang es, die aus den transnistrischen Fabriken kommende Protestbewegung gegen die moldauische Nationalbewegung zu setzen.

Hauptartikel: Transnistrien-Konflikt

Smirnow war damals Abgeordneter im Obersten Sowjet der Moldauischen Sowjetrepublik und gründete mit Gleichgesinnten auf dem östlichen Uferstreifen des Dnister unabhängig von der Zentralmacht in Chișinău ein eigenes Staatswesen mit der Bezeichnung Transnistrische Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik (kurz PMSSR), die sich seit August 1991 Transnistrische Moldauische Republik oder PMR/ Pridnestrovskaja Moldavskaja Respublika nennt. Smirnow wurde am 2. September 1990 zum Vorsitzenden des provisorischen Obersten Sowjets Transnistriens erklärt.

Der stark industrialisierte Landstreifen erwies sich mit seiner großen Stahl-, Textil-, Schuhindustrie, Möbelherstellung, Spirituosen und Wasserkraft als unverzichtbar für die Wirtschaft in Moldawien. So kam es zu einem offenen Konflikt mit Transnistrien. In einem kurzen, heftigen Krieg im Juni/Juli 1992, in dem auf beiden Seiten mehrere hundert Menschen starben, versuchte die moldauische Regierung, den abtrünnigen Landesteil zurückzuholen. Durch die enormen Bestände an Waffen und Munition der 14. Armee, die noch auf transnistrischem Territorium lagerten und auf die transnistrische Einheiten zum Teil zugreifen konnten, stellten die transnistrischen Verbände einen wesentlichen militärischen Faktor dar. Unter dem damaligen Befehlshaber General Alexander Lebed der in Transnistrien stationierten 14. Armee wurde ein Waffenstillstand erzwungen und ausgehandelt, der seitdem von der einer internationalen Friedenstruppe kontrolliert wird.

Präsident der PMR

Seit Dezember 1992 regiert Smirnow seine nicht anerkannte Republik als Präsident. Mitglieder seiner Familie bekleiden einflussreiche Positionen in der Administration und Wirtschaft des Landes. Der frühere OMON- und KGB-Offizier Wladimir Antufejew und Vertraute Smirnows bekam eine neue Identität als Vadim Shevtsov und hat als Minister für Inneres und Sicherheit die Kontrolle über den transnistrischen Geheimdienst MGB.[1] Mit Bezug auf Transnistrien und Smirnow meint der polnische Schriftsteller Andrzej Stasiuk: „Ein alter Apparatschik verkleidet sich als amerikanischer Sheriff und kassiert den ganzen Einsatz.“[2]

Igor Smirnow regiert als Präsident autokratisch im Stile der Sowjetunion unter Verweis auf die ständige Gefahr der Regierung aus Chișinău, die er als „national-faschistisch“ bezeichnet. Seit 1991 fanden drei Präsidentschaftswahlen statt, die er alle deutlich gewann. 1996 gewann er mit 72 % gegen Vladimir Malakhov mit 20 %, 2001 erhielt er 81,9 %, während seine Konkurrenten Tom Zenovich mit 6,7 % und Alexander Radchenko 4,6 % keine Chance hatten. 2006 gewann Smirnow mit 82,4 %, Nadeschda Bondarenko von der Kommunistischen Partei erhielt 8,1 % der Stimmen, Andrej Safonov, Besitzer und Herausgeber der oppositionellen Zeitung Nowaja Gaseta, 3,9 %. Keine dieser Wahlen wurden von der internationalen Gemeinschaft anerkannt, da Transnistrien kein Völkerrechtssubjekt ist. Smirnow hat seinen Rückzug aus der Politik für den Fall angekündigt, dass Transnistrien als souveräner Staat anerkannt wird und er damit sein Lebensziel erreicht hat.[3]

Verhandlungen mit Chișinău, etwa über eine Konföderation oder eine Autonomie, verlaufen unter gegenseitigen Schuldvorwürfen ergebnislos, da Smirnow auf der Anerkennung Transnistriens als eigenes Völkerrechtssubjekt besteht – eine Forderung, welche die Republik Moldau nicht zu akzeptieren bereit ist.

Literatur

  • Michael Martens: Rückenwind aus Kiew – Moldau will Transnistrien-Konflikt mit Hilfe der Ukraine lösen. FAZ, 10. Januar 2005.
  • Igor Smirnow: Жить на нашей земле (Žit' na našei zemle; Leben auf unserem Land). Moskau 2001, ISBN 5-265-03498-6

Einzelnachweise

  1. "Paolo Sartori: THE EASTERN CHALLENGE: IS TRANSNISTRIA THE KEY TO THE CAUCASUS?" Januar 24, 2007. http://www.jamestown.org/single/?no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=13431&tx_ttnews[backPid]=212
  2. Andrzej Stasiuk: Auf dem Weg nach Babadag. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, S. 152f.
  3. Regnum, September 14, 2006. "Transdnestr president: Recognition of Transdnestr is the matter of my life"

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