Im Reich der Sinne

Im Reich der Sinne
Filmdaten
Deutscher Titel Im Reich der Sinne
Originaltitel Ai no korīda,
L’empire des sens
Produktionsland Japan
Frankreich
Erscheinungsjahr 1976
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe FSK 18
Stab
Regie Nagisa Ōshima
Drehbuch Nagisa Ōshima
Produktion Nagisa Ōshima
Anatole Daumann
Musik Minoru Miki
Kamera Hideo Itō
Schnitt Keiichi Uraoka
Besetzung
  • Tatsuya Fuji: Kichizō Ishida
  • Eiko Matsuda: Sada Abe

Im Reich der Sinne (jap. 愛のコリーダ, Ai no korīda, dt. „Stierkampfspan. corrida – der Liebe“) ist der wohl bekannteste Film des japanischen Regisseurs Nagisa Ōshima, er sorgte bei seinem Erscheinen für einen Skandal. Der Film handelt von einer wahren Begebenheit um Abe Sada im Jahr 1936.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Kichizō ist der Besitzer eines Geisha-Hauses, in dem Abe Sada als Dienerin und Prostituierte arbeitet. Zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Beziehung. Kichizō verlässt schließlich seine Familie, um ganz bei Sada zu sein - mehr und mehr verfällt er ihr.

Abgeschottet von der Außenwelt geben sich die beiden ganz der grenzenlosen sexuellen Begierde hin. Gemeinsam tauchen sie immer tiefer ein in die Welt von Leidenschaft, bis hin zum Lustschmerz. Ihre Lust bricht mit sämtlichen Tabus und führt schließlich zu Kichizōs Tod: Sada tötet ihn auf seinen Wunsch hin beim Liebesakt. Der Film endet mit seiner Kastration.

Die Geschichte des Films beruht auf einer realen Begebenheit, die sich so ähnlich 1936 in Japan zugetragen hat.

Erstaufführung

Nagisa Ōshima drehte in Tokio, musste das Filmmaterial allerdings zur Entwicklung und Fertigstellung nach Paris schicken, „weil kein japanisches Laboratorium es anzurühren wagte“ (David Robinson).

Als das fertige Werk bei der Berlinale 1976 in Berlin gezeigt werden sollte, kam es zum Eklat. Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte den Film als „harte Pornografie“. Schon ein Jahr später wurde er allerdings ungekürzt freigegeben und erhielt von der Filmbewertungsstelle das Prädikat „besonders wertvoll“. 1978 kam der Film in Deutschland bundesweit in die Kinos. In Japan dagegen gab es nur eine stark gekürzte Version zu sehen.

Trotz eindeutiger Szenen und Aufnahmen gilt „Im Reich der Sinne“ nicht als pornographischer Film. Es ist vielmehr die Geschichte einer Beziehung, in deren Verlauf sich die Personen verändern und nach und nach den Bezug zum Alltag verlieren. Kichizo, der Arbeitgeber und zu Anfang der Fordernde, unterwirft sich immer mehr. Sada, die Dienerin und Untergebene, übernimmt die Führung und treibt die beiden mit zunehmend extremeren sexuellen Wünschen dem tragischen Ende entgegen.

Kritiken

  • Lexikon des Internationalen Films: Oshima verzichtet sowohl auf narrative Ausschmückung der Handlung als auch auf psychologische Motivation der Figuren. Statt dessen beschreibt der Film in äußerster ästhetischer Reduktion die menschliche Sexualität als eine nicht kontrollierbare, in letzter Konsequenz zerstörerische Kraft.[1]
  • Richard Eder spricht dem Film in der New York Times die Eigenschaft als Kunstwerk ab, in dieser Hinsicht sei er ein klarer Fehltritt (blunder). Wenn der barbarische Akt am Ende auch der Logik der Handlung entspreche, so entbehre er jedoch jeder emotionalen Rechtfertigung.[2]

Hintergrund

  • Der Film war offiziell eine französische Produktion und wurde auch in Frankreich geschnitten, um die japanischen Zensurvorschriften zu umgehen. Bei der Übersetzung ins Englische unterlief jedoch ein Fehler. Der französische Titel lautet L’empire des sens. Der amerikanische Übersetzer nahm an, dass das im Produktionsmaterial vorangestellte, sich eigentlich auf die Mitwirkenden des Films beziehende französische Dans Teil des Titels sei, und übersetzte es mit In the. Der sich so ergebende englische Titel In the Realm of the Senses diente dann häufig als Vorlage weiterer nationaler Titelbezeichnungen, auf Deutsch beispielsweise Im Reich der Sinne.
  • Eine frühere, filmische Umsetzung der auf Tatsachen basierenden Geschichte erschien unter dem Titel Die Geschichte der Abe Sada (Jitsuroku Abe Sada). Regisseur war Noboru Tanaka. Auch in einer Episode von Teruo Ishiis Episodenfilm Meiji, Taishō, Shōwa: Ryōki Onna Hanzaishi wird der Fall thematisiert.

Einzelnachweise

  1. Im Reich der Sinne im Lexikon des Internationalen Films
  2. Richard Eder: Screen: 'In Realm of the Senses'; Sexual Obsession Is Theme of Movie From Japan. In: The New York Times. 2. Oktober 1976, S. 14 (zugangsbeschränktes Online-Archiv).

Literatur

  • Nicolaus Schröder: Film. Die wichtigsten Werke der Filmgeschichte. Gerstenberg visuell – 50 Klassiker. Gerstenberg, Hildesheim 2000, ISBN 3-8067-2509-8

Siehe auch

Weblinks


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