Indisch-Chinesischer Grenzkrieg

Indisch-Chinesischer Grenzkrieg
Indisch-Chinesischer Grenzkrieg
Teil von: Kalter Krieg
Datum 20. Oktober – 21. November 1962
Ort Aksai Chin und Arunachal Pradesh
Ausgang Chinesischer Sieg aber keine Veränderungen
Konfliktparteien
IndienIndien Indien China VolksrepublikChina China
Befehlshaber

Brij Mohan Kaul
Jawaharlal Nehru
V. K. Krishna Menon
Pran Nath Thapar

Zhang Guohua
Mao Zedong
Liu Bocheng
Lin Biao
Zhou Enlai

Der Indisch-Chinesische Grenzkrieg war ein Krieg vom 20. Oktober bis zum 20. November 1962 zwischen Indien und der Volksrepublik China. Er endete mit einem Sieg Chinas.

Grenze zwischen Indien und China (aktueller Status)

Ursachen

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Indien eine britische Kolonie. Um 1835 kam es zwischen Großbritannien und Russland zum sogenannten Great Game. Dabei ging es um die Vormachtstellung in Zentralasien. Russland versuchte sein Einflussgebiet weiter Richtung Süden nach Indien zu verlegen, um einen eisfreien Hafen bauen zu können, während Großbritannien seine Kolonien ausdehnen wollte. Auf britischer Seite wurde befürchtet, dass Tibet durch Russland besetzt werden könnte. Nachdem die tibetische Regierung sich Verhandlungen mit Großbritannien verwehrte, wurde 1903/04 eine britische Militärexpedition unter Francis Younghusband nach Tibet entsandt. Younghusband erreichte Lhasa und der Dalai Lama floh in die Mongolei. Daraufhin wurde Tibet zu einem britischen Protektorat. 1912 erneuerte China jedoch seinen Anspruch auf Tibet, den es aber gegen Großbritannien nicht durchsetzen konnte. 1914 kam es zwischen Großbritannien, Tibet und China zur Konferenz von Shimla. Großbritannien verzichtete auf die Ansprüche in Tibet und erklärte die McMahon-Linie zur Grenze zwischen Indien und China. Jedoch wurde das Abkommen nicht von China ratifiziert und somit auch die McMahon-Linie nicht als Grenze anerkannt.

1947 wurde Indien unabhängig von Großbritannien. 1950 begann der Einmarsch chinesischer Truppen in Tibet. Der Dalai Lama floh 1959 nach Indien, wo ihm Asyl gewährt wird. In den 1950er Jahren war die Beziehung zwischen China und Indien freundlich, dies änderte sich jedoch, als die Streitigkeiten um das Grenzgebiet zunahmen. China war bereit, die McMahon-Linie als Grenze zu akzeptieren, wenn Indien im Gegenzug die chinesische Hoheit über Aksai Chin akzeptierte; Indien ging darauf jedoch nicht ein.

Ab 1959 schickten beide Parteien Truppen in das Gebiet, und es kam immer wieder zu kleineren Feuergefechten. Der Konflikt heizte sich weiter an, bis es zu einem offenen Grenzkrieg kam.

Der Krieg und seine Folgen

Am 20. Oktober 1962 drangen chinesische Soldaten im östlichen Teil der Grenze über die McMahon-Linie auf indisches Staatsgebiet vor. Als sich die indische Armee auf diesen Vorstoß konzentrierte, führte die chinesische Armee im westlichen Teil einen weiteren Angriff durch und überrumpelte die indischen Streitkräfte vollkommen. China proklamierte am 21. November einseitig einen Waffenstillstand, den Indien de facto akzeptierte, und beendete so die Kampfhandlungen. Der Krieg forderte etwa 2.000 Menschenleben.

Bei der Friedenskonferenz im Dezember 1962 (Colombo-Konferenz) konnten die Verhandlungen über den Waffenstillstand nur indirekt über sechs paktfreie Staaten geführt werden, da sich Indien und China weigerten, direkt miteinander zu verhandeln. 1963 verbündete sich China mit Pakistan, das China in einem Grenzabkommen ein 4.500 km² großes Gebiet Kaschmirs überließ und Indien (das ganz Kaschmir für sich beansprucht) damit provozierte. 1965 kam es schließlich noch zu einem Grenzkonflikt an der Grenze des indischen Protektorates Sikkim. Darüber hinaus verlief auch der Rückzug der chinesischen Soldaten hinter die McMahon-Linie nur schleppend. Im östlichen Teil war der Rückzug zwar schnell erfolgt, im westlichen Teil dauerte dieser Rückzug jedoch bis zum 15. Januar 1969.

Indien schloss im Gegenzug 1971 einen Freundschafts- und Beistandspakt mit der Sowjetunion und rüstete sein Heer auf (1962: 500.000 Soldaten, 1970: 825.000). Direkte Grenzverhandlungen zwischen China und Indien wurden erst Ende 1981 geführt. Im Jahr 2005 fanden weitere Gespräche statt, bei denen China erstmals explizit seinen Verzicht der Ansprüche auf Sikkim äußerte.

Am 18. Juni 2006 einigten sich China und Indien in Lhasa auf die Öffnung eines alten Handelsweges im Himalaya. Das Abkommen markierte eine weitere Annäherung der einstigen Kriegsgegner. Am 6. Juli 2006 konnte zum ersten Mal seit 1962 der Nathu-La-Pass in über 4.000 Metern Höhe wieder geöffnet werden. Der Gebirgsweg auf der historischen Seidenstraße verbindet Süd-Tibet mit dem indischen Bundesstaat Sikkim.

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