Ingvar Kamprad

Ingvar Kamprad
Ingvar Kamprad spricht zu Studenten der Universität Växjö (2004)

Ingvar Feodor Kamprad ( anhören?/i) (* 30. März 1926 in der Församling Pjätteryd, Gemeinde Älmhult) ist ein schwedischer Unternehmer und der Gründer des Möbelkonzerns IKEA. Laut Forbes gehörte er lange zu den reichsten Menschen der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ingvar Kamprad (rechts), 1965

Kamprad wurde als Sohn einer aus dem Altenburger Land in Thüringen stammenden Bauernfamilie geboren. 1943 gründete er im Alter von 17 Jahren das Unternehmen IKEA. Das Akronym IKEA besteht aus den Initialen seines Namens, I. K., dem Anfangsbuchstaben des Namens des elterlichen Bauernhofs, Elmtaryd, und dem Anfangsbuchstaben seines Heimatdorfes Agunnaryd in der Gemeinde Ljungby, wo er aufwuchs.

Ursprünglich handelte Kamprad mit vielen verschiedenen Gütern, u. a. mit Streichhölzern und Kugelschreibern. Erst 1947 nahm er Möbel in sein Sortiment auf, in diesem Jahr brachte er auch seinen ersten Katalog heraus. Ab 1952 konzentrierte er sich vollständig auf den Möbelversandhandel. Das erste IKEA-Möbelhaus wurde 1958 in Älmhult (Südschweden) eröffnet, und sein erstes ausländisches Möbelhaus eröffnete er 1963 in Oslo (Norwegen). Das erste Haus in Deutschland wurde 1974 in Eching bei München eröffnet. Heute gibt es 317 IKEA-Möbelhäuser weltweit.

Seit den 1970er-Jahren lebt Kamprad in der Schweizer Ortschaft Epalinges.

Kamprad verblüffte die Öffentlichkeit mit seinen ehrlich wirkenden persönlichen Bekenntnissen, dass er eine ausgeprägte Lese- und Schreibschwäche (Dyslexie) habe und einen ewigen Kampf gegen den „Dämon Alkohol“ führe.[1][2][3]

Aufgrund seiner Herkunft aus der historischen Provinz Småland bezeichnet sich Kamprad selbst als Geizhals und Schnäppchenjäger. Er wurde wiederholt zum populärsten Manager Schwedens gewählt.

Vermögen

Forbes schätzte sein Vermögen 2010 [4] auf 23 Mrd. US-Dollar. Somit wurde er auf Platz 11 der Liste der reichsten Menschen weltweit geführt. Laut der Zeitschrift Bilanz, die seinen Reichtum auf 35 bis 36 Milliarden Schweizer Franken (Stand 2009) schätzte,[5] war er die reichste in der Schweiz wohnhafte Person. Dabei kommt er in den Genuss der Pauschalbesteuerung. Die Höhe der von Kamprad gezahlten Pauschalsteuern ist nicht bekannt.[6] Im Jahr 2011 verlor Kamprad seine Spitzenposition und fiel aus der TOP100 der Forbes-Liste. Sein Vermögen wurde auf 6 Mrd. Franken geschätzt.[7]

Familie

Kamprad ist in zweiter Ehe verheiratet mit Margaretha, aus dieser Ehe entstammen drei Kinder: Peter Arras Feodor (* 1964), Hans Jonas Ingvar (* 1966) und Niclas Achim Mathias (* 1969). Aus erster Ehe hat er eine Adoptivtochter.

Verhältnis zum Nationalsozialismus

1994 brachten schwedische Massenmedien Ingvar Kamprad mit nationalsozialistischen Gruppierungen in Verbindung. Die schwedische Boulevardzeitung „Expressen“ deckte auf, dass er die rechte Organisation Nysvenska Rörelsen von Per Engdahl, eines Freundes und bekannten Nationalsozialisten, bis 1945 finanziell unterstützt hatte. Seit 1942 war Kamprad auch aktives Mitglied dieser Organisation. Kamprads aus Böhmen stammende Großmutter war Anhängerin der Nationalsozialisten. Durch sie, so Kamprad, sei er mit nationalsozialistischer Lektüre versorgt worden. Als Folge dieser Medienberichte wurde öffentlich zum IKEA-Boykott aufgerufen. Kamprad entschuldigte sich 1994 in einem mehrseitigen handgeschriebenen offenen Brief bei seinen Mitarbeitern und Kunden und bezeichnete die Zahlungen heute als „größte Dummheit meines Lebens“.[1][2][3] 2008 fügte er in einem Fernsehinterview hinzu, er habe „mehr mit Mussolini als mit dem anderen Kerl“ sympathisiert. Gereizt habe ihn die „kooperative Idee“.

Ende August 2011 gingen die Enthüllungen weiter: Er sei auch Funktionär der faschistischen Partei Svensk Socialistisk Samling (SSS) gewesen. Die schwedische Fernsehjournalistin und Autorin Elisabeth Katherine Åsbrink schreibt in ihrem Buch Och i Wienerwald står träden kvar (Und im Wienerwald stehen noch immer die Bäume), Kamprad habe Mitglieder für die SSS rekrutiert und nach eigener Aussage auf diese Tätigkeit viel Zeit und Energie verwandt. Bereits 1943 geriet der seinerzeit 17-Jährige ins Visier der Geheimpolizei, die eine Akte über ihn anlegte, aus der Åsbrink zitiert. Die Autorin behauptet weiter, Kamprads Verbindungen zum Netz der SSS und zu der rechten Führungsfigur Per Engdahl seien auch nach dem Krieg bis in die 50er Jahre hinein sehr intensiv gewesen.[8]

Kamprad und IKEA heute

Ein Großteil des IKEA-Vermögens wird wegen der Steuervorteile von der Stichting INGKA Foundation (INKA Stiftung) mit Sitz in den Niederlanden verwaltet, deren Aufsichtsrat Kamprad angehört. Der Wert der Stiftung wurde zuletzt auf 36 Milliarden Euro geschätzt. 1983 wurde Kamprad die Ehrendoktorwürde der Universität Lund und am 11. Februar 2006 die der Universität Växjö verliehen, mit der er sich seit längerem verbunden fühlt [9].

Die Ikano Unternehmensgruppe mit der IKANO Bank, eine ehemalige Tochter von IKEA, gehört ebenfalls zur Familie Kamprad.

Künstlerische Aufbereitung

Unter dem Titel Das Wunder von Schweden wurde 2009 am Deutschem Schauspielhaus in Hamburg eine musikalische Möbelsaga von Erik Gedeon und Klas Abrahamsson über das Leben von Kamprad uraufgeführt [10].

Quellen

  1. a b Für Nazi-Aktivität entschuldigt, focus.de, 30. März 2006
  2. a b Ex-Nazi und Säufer – Ikea-Gründer Ingvar Kamprad beichtet die dunklen Flecken in seiner Bilderbuchkarriere, focus.de, 24. August 1998
  3. a b Reicher, armer Mann – Ikea-Gründer Kamprad wird 80 – Nazi-Vorwürfe, Alkoholprobleme und eine Leseschwäche (...), spiegel.de, 30. März 2006
  4. Forbes-Liste der reichsten Unternehmer der Welt (Stand März 2010)
  5. „Die Bilanz zu den 300 reichsten Personen der Schweiz“
  6. Bericht der „Financial Times Deutschland“ über die Pauschalbesteuerung
  7. Soviel Milliardäre wie noch nie auf der Forbes-Liste
  8. Bericht in der WELT vom 25. August 2011, abgerufen am 25. August 2011
  9. Artikel auf den Seiten der Universität Växjö
  10. Homepage des Deutschen Schauspielhauses Das Wunder von Schweden

Literatur

  • Ingvar Kamprad und Bertil Torekull: Das Geheimnis von IKEA. Offizielle Biografie. S & L MedienContor, Hamburg, 1998
  • Mr. Ikea – Der Mann, der die Welt möblieren wollte!. Film (52 Minuten), Buena Vista Home Entertainment.
  • Johan Stenebo: Die Wahrheit über IKEA. Erfahrungsbericht eines ehem. IKEA-Top Managers und persönlichen Assistenten Kamprads. campus, Frankfurt/New York, 2010

Weblinks


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