- Inmarsat 4F3
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Die Organisation Inmarsat (Abkürzung für International Maritime Satellite) wurde 1979 von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) der Vereinten Nationen gegründet mit der Aufgabe, die Sicherheit auf See in den Bereichen zu erhöhen, die nicht durch HF- und MF-Funk abgedeckt wurden. Ein weiterer Vorteil war die Möglichkeit, Nachrichtenverbindungen für die Hochseeschifffahrt über diese geostationären Satelliten herzustellen. Zunächst mietete Inmarsat Satelliten an. Seit 1983 betreibt sie eigene, die sie über mehr als 20 Bodenstationen steuert. Im April 1999 wurde Inmarsat privatisiert und unter Aufsicht der International Mobile Satellite Organization (IMSO) gestellt.
Das Inmarsat-Satelliten-System ist ein aus zwölf Satelliten (davon elf in Betrieb) auf einer stationären Umlaufbahn bestehendes Satellitenkommunikationsnetz. Das System deckt fast den gesamten Globus ab, mit Ausnahme der Gebiete ober- bzw. unterhalb von 70°N/S. Drei Satelliten sind permanent von Europa aus erreichbar. Neben kommerziellen Diensten bot Inmarsat auch ein mittlerweile eingestelltes Notrufsystem an. Seit 1996 sind die Satelliten mit Transpondern ausgestattet, um die satellitengestützte Positionsbestimmung (GPS oder Galileo) zu verbessern (EGNOS).
Um eine Verbindung mit einem der Satelliten aufzubauen, muss er mit einer speziellen Parabolantenne angepeilt werden, in manchen Fällen reicht auch eine einfache Antenne. Ein entsprechendes Gerät ist in einem Gehäuse in der Größe eines Laptops untergebracht. Es ermöglicht nicht nur Telefonieren, sondern alle anderen Arten der Datenübertragung wie E-Mail, Video, etc.
Inhaltsverzeichnis
Satelliten und ihre Kennung
Die Position der Inmarsat-Satelliten kann sich mit der Zeit ändern (angegebener Stand: Dezember 2008). Im Betrieb befindliche Satelliten sind in einer geostationären Umlaufbahn in ca. 35.786 km Höhe, im Transit befindliche wenig darunter oder darüber, stillgelegte in einem höheren Friedhofsorbit.
Bereits geplant sind in der Folge der Inbetriebnahme von Inmarsat 4-F3 auf 98° W vom 7. Januar bis 2. Februar 2009 die Versetzung von Inmarsat 4-F2 auf die Position 25° E und vom 6. bis 24. Februar 2009 von Inmarsat 4-F1 auf 143,5° E. Diese Positionen bzw. zugehörige Satelliten werden dann als I-4 EMEA (Europe, Middle East, Africa), I-4 Asia-Pacific und I-4 Americas bezeichnet werden. Inmarsat 3-F4, der an seiner bisherigen Position seinerseits bereits durch Inmarsat 2-F1 ersetzt wurde, wird bis zum 7. Januar 2009 vom Pazifik auf seine ursprüngliche Position AOR-W zurückverlegt, um dort die zwischenzeitlich von Inmarsat 4-F2 erbrachten maritimen Dienste wieder zu übernehmen und so deren Unterbrechungsfreiheit zu gewährleisten. Inmarsat-4-Dienste werden dagegen während der Neupositionierungen in bestimmten Gebieten unterbrochen.
Kennung Position (Name) vorherige Startmasse Masse im Orbit
(anfänglich)Startzeitpunkt (UTC) Trägerrakete Inmarsat 2-F1 142° W PAC-C bis 2008 Asia-Pacific 1.310 kg 690 kg 30.10.1990, 23:16:00 Delta-6925 Inmarsat 2-F2 98°2'W Americas 1.310 kg 800 kg 08.03.1991, 23:03:00 Delta-6925 Inmarsat 2-F3 Friedhofsorbit bis 2006 PAC-C 1.310 kg 800 kg 16.12.1991, 23:19:48 Ariane-44L Inmarsat 2-F4 109°2'E 1.310 kg 800 kg 15.04.1992, 23:25:27 Ariane-44L Inmarsat 3-F1 64°E IOR 2.068 kg ? 03.04.1996, 23:01:00 Atlas-2 Inmarsat 3-F2 15°23'W AOR-E ? ? 06.09.1996, 17:37:00 Proton-K Blok-DM1 Inmarsat 3-F3 178°12'E POR 2.068 kg ? 18.12.1996, 01:57:00 Atlas-2 Inmarsat 3-F4 Transit 142° W → 54° W PAC-C, bis 2006 AOR-W 2.068 kg ? 03.06.1997, 23:20:06 Ariane-44L Inmarsat 3-F5 24°56'E EMEA 2.068 kg ? 04.02.1998, 23:29:00 Ariane-44LP Inmarsat 4-F1 63°58'E IOR 5.959 kg ? 11.03.2005, 21:42 Atlas-5(431) Inmarsat 4-F2 52°48'W AOR-W 5.959 kg ? 08.11.2005, 14:07 Zenit-3SL Inmarsat 4-F3 98°W Americas 5.959 kg ? 18.08.2008, 22:43 Proton-M/Breeze-M AOR-W: Atlantic Ocean Region West; AOR-E: Atlantic Ocean Region East; EMEA: Europe, Middle East, Africa; IOR: Indian Ocean Region; POR: Pacific Ocean Region; PAC-C: Pacific Central
Inmarsat 4
Die neueste Generation sind die Satelliten der Reihe Inmarsat 4. Sie wurden für die Erweiterung von Inmarsats satellitengestütztem Breitbandnetzwerk BGAN (Broadband Global Area Network) entwickelt, welches seinen Nutzern weltweit mobile Sprach- und Breitband-Datenkommunikation zu Land, zu Wasser und in der Luft in hoher Qualität ermöglicht.[1] Die Satelliten können für diesen Zweck mit ihrer 9 m großen Antenne einzeln steuer- und programmierbare 19 großräumige und 200 eng begrenzte Sende- und Empfangsbereiche bilden. Sie wurden von EADS Astrium auf Basis des Satellitenbusses Eurostar-3000GM hergestellt. Der quaderförmige Grundkörper hat eine Größe von 7,0 m x 2,9 m x 2,3 m und ist mit zwei Solarzellenauslegern von 45 m Spannweite und 14 kW Leistung ausgestattet. Als Solarzellenmaterial kommt eine Kombination aus Silizium und Galliumarsenid zu Einsatz. Für Antrieb und Lageregelung verfügen die Satelliten sowohl über chemische als auch Ionentriebwerke.[2] Die Auslegungslebensdauer liegt bei 13 Jahren.[3]
Dienste
Im Laufe der Zeit hat Inmarsat verschiedene Dienste entwickelt:
- Inmarsat A war der 1982 eingeführte erste Inmarsatdienst. Dieser einzige analoge Dienst stellte Sprachverbindungen, Telex und Fax sowie Notverkehr mit 9,6 – 64 kbit/s bereit. Inmarsat A wurde am 31. Dezember 2007 um 23:59 Uhr UTC eingestellt.
- Inmarsat B stellt seit 1993 die gleichen Dienste mit digitaler Datenübertragung bereit und ist GMDSS-kompatibel.
- Inmarsat C ist ein paketbasierter Dienst, über den z. B. E-Mail-Verkehr und Telex abgewickelt oder Wetterinformationen empfangen werden können. Weiterhin bietet Inmarsat C einige Sicherheitsfunktionalitäten im Rahmen des GMDSS an, wie den Empfang von nautischen Warnmeldungen.
- Inmarsat D+ bietet ähnliche Dienste an wie Inmarsat-C, aber mit geringeren Übertragungsraten.
- Inmarsat E/E+ diente dem Empfang von Notsignalen, die von Notfunkbaken ausgesendet werden. Diese Signale werden über Inmarsat an eine Bodenstation weitergeleitet. Inmarsat E+ war eine Erweiterung von Inmarsat E, bei der eine Empfangsbestätigung an die Notfunkbake zurückgesendet wird. Diese Dienste wurde durch Beschluss der IMO (MSC/Circ.1171 - 11/8/2005) am 1. Dezember 2006 eingestellt.
- Inmarsat M bietet die Übertragung von Sprache, Fax und Daten mit geringen Übertragungsraten (2,4 – 4,8 kbit/s).
- Inmarsat Mini M bietet die gleichen Dienste, ist aber auf die stärker gebündelten Satellitensignale angewiesen (spot beam im Gegensatz zu global beam).
- Inmarsat Fleet umfasst mehrere Systeme: Inmarsat Fleet 77, Inmarsat Fleet 55 und Inmarsat Fleet 33. Diese nach dem Antennendurchmesser in Zentimetern benannten Systeme stellen verschiedene Dienste von langsamer Sprachübertragung bis zu paketbasiertem ISDN-Service mit 128 kbit/s bereit, Fleet 77 umfasst auch GMDSS.
Mit Inmarsat 4 werden unter unterschiedlichen Bezeichnungen Breitbanddienste für land-, see- und luftgestützte Kommunikation geschaffen. Voraussichtlich ab Ende Februar 2009 ist der im August 2008 in den Orbit gebrachte dritte I-4-Satellit positioniert und in Betrieb. Bis dahin besteht nur eine beschränkte Abdeckung, die vor allem den Pazifik ausnimmt:
- BGAN steht für Broadband Global Area Network und ist ein Sprach- sowie Datendienst mit hohen Übertragungsraten, der für Landgebiete ohne entsprechende Infrastruktur gedacht ist. Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt bis zu 492 kbit/s.
- FleetBroadband wird auf See paketorientierte Dienste mit einer Datenrate von 432 kbps und leitungsorientierte Dienste (ISDN) mit 64 kbps bereitstellen.
- SwiftBroadband wird für Flugzeuge paketorientierte Dienste mit einer Datenrate von 432 kbps und leitungsorientierte Dienste (ISDN) mit 64 kbps bereitstellen.
- IsatPhone ist ein ebenfalls über Inmarsat 4 realisiertes, aus der Kooperation mit dem Satellitennetz ACeS entstandenes Produkt, welches mit einem kompakten GSM900/Satelliten-Handgerät Sprach- und Datendienste (2,4 kbit/s (Satelliten-Modus)/ 9,6 kbit/s (GSM-Modus)) bietet.
Rufnummern
Die ITU hat Inmarsat die internationalen Vorwahlen +870 bis +874 zugewiesen. Ursprünglich waren die Vorwahlen +871 bis +874 nur die Zugangskennziffern für die vier Satelliten:
- +871 Atlantischer Ozean (Ost)
- +872 Pazifischer Ozean
- +873 Indischer Ozean
- +874 Atlantischer Ozean (West)
Auf diese Zugangsziffern folgt eine weltweit eindeutige 7- bis 9-stellige Teilnehmernummer. Seit 2005 arbeitet Inmarsat daran, alle Teilnehmer unter einer weltweit eindeutigen Vorwahl +870 und einer 9-stelligen Teilnehmernummer zu erreichen. Diese Umstellung soll Ende 2009 abgeschlossen sein.[4]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ EADS Astrium: Startbericht
- ↑ Inmarsat: Technische Daten und Footprints von Inmarsat 4 (englisch)
- ↑ Gunter's Space Page: Inmarsat 4 (englisch)
- ↑ Inmarsat (country codes +870, +871, +872, +873 and +874). ITU, 22. September 2005. Abgerufen am 20. Januar 2009. (DOC, englisch)
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