Itaipu Binacional

Itaipu Binacional
Itaipu Binacional
Itaipú-Staumauer
Itaipú-Staumauer
Lage: Paraguay und Brasilien
Zuflüsse: Paraná
Abflüsse: Paraná
Geographische Lage 25° 24′ 26″ S, 54° 35′ 20″ W-25.407222222222-54.5888888888897Koordinaten: 25° 24′ 26″ S, 54° 35′ 20″ W
Daten Bauwerk
Bauzeit: 1975–1982
Höhe des Absperrbauwerks: 196 mdep1
Bauwerksvolumen: 12,57 Mio. m³dep1
Kronenlänge: 7760 mdep1
Kraftwerksleistung: 20*700=14.000 MWdep1
Daten Stausee
Wasseroberfläche bei Vollstau: 1350 km²dep1
Stauseelänge: 170 kmdep1
Stauseebreite: 7–12 kmdep1
Speicherraum: 29.000 Mio. m³dep1
Bemessungshochwasser: 62.200 m³/sdep1
Nahaufnahme der Staumauer; die Fenster des Betriebsgebäudes vermitteln den Maßstab
Nahaufnahme der Fallrohre; der Bus vermittelt den Maßstab

Itaipu (im Portugiesischen aber auch im Indianischen Itaipu, auch Itaipu Binacional wegen der Beteiligung zweier Nationen, auf Guaraní bedeutet Itaipu: "singender Fels") ist der Name eines Wasserkraftwerkes und der dazugehörigen Itaipu-Staumauer sowie des Itaipu-Stausees am Paraná an der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien.

Bis zur Fertigstellung des Drei-Schluchten-Stausees in der Volksrepublik China im Jahr 2006 war Itaipu bezüglich der Leistung das größte Kraftwerk der Erde überhaupt. Aufgrund der hohen Auslastung der Turbinen bleibt Itaipu hinsichtlich der Jahresenergieproduktion auch nach 2006 an erster Stelle.

Inhaltsverzeichnis

Die Bauarbeiten

Das Elektrizitätswerk ist ein Gemeinschaftsprojekt Paraguays und Brasiliens, welches am 26. April 1973 von den damaligen Präsidenten Brasiliens, Emilio Garrastazu Medici, und Paraguays, Alfredo Stroessner, in Brasília vertraglich fixiert wurde. Der Bau wurde 1975 begonnen und 1982 (Bauwerk) bzw. 1991 (18. Turbine) fertiggestellt. Seit Mai 1984 gingen jährlich bis zur Fertigstellung zwei bis drei der Turbinen ans Netz. 2007 hat der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva nach der Erweiterung um 2 Turbinen in einer Zeremonie die Fertigstellung des Projekts verkündet. 145 Menschen kamen bei den Bauarbeiten ums Leben.

Leistung

Die Nennleistung der insgesamt 18 Francis-Turbinen betrug bis 2004 12.600 Megawatt. Ab Anfang 2004 wurde die Anlage um zwei Turbinen erweitert; die Gesamtkapazität des Elektrizitätswerkes beträgt seit Ende Oktober 2005 14.000 MW. Die beiden zusätzlichen Turbinen, geliefert und eingebaut von der Firma Voith Siemens Hydro Power Generation aus Heidenheim, dienen jedoch in erster Linie dazu, die Menge der erzeugten Energie konstant zu halten, wenn andere Turbinen aufgrund von Wartungsarbeiten abgeschaltet werden.

Das Regelarbeitsvermögen bei einem Wasserdurchfluss von durchschnittlich 10.500 m³/s beträgt 95.000 Gigawattstunden jährlich. Der Statordurchmesser der Synchrongeneratoren beträgt 16 Meter. 2008 wurde mit einer Ausbeute von 94,68 Mio. Megawatt-Stunden die bis dahin höchste Realerzeugung eines Wasserkraftwerkes weltweit erreicht.[1]

Zum Vergleich: Der 2006 weltweit produktivste Kernreaktor Isar 2 lieferte 12,40 Mio. Megawatt-Stunden.

Bereits zwei der 20 Turbinen haben bei voller Auslastung fast den gleichen Wasserdurchfluss (je 700 m³/s) wie die nahegelegenen imposanten Wasserfälle von Iguaçu.

Nutzung

Die auf der Seite von Paraguay befindlichen Generatoren erzeugen Drehstrom mit einer Frequenz von 50 Hz. Das brasilianische Netz arbeitet mit 60 Hz. Da der Großteil der in Paraguay erzeugten elektrischen Energie nach Brasilien exportiert wird, wird der Strom aus Paraguay erst in Gleichstrom umgewandelt und anschließend über eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) nach São Paulo transportiert, wo er auf 60 Hz umgewandelt wird.

Für Brasilien, welches vertragsgemäß die Gesamtanlage finanzierte, führte der Bau mit etwa 16,6 Mrd. US-Dollar zu einer deutlich höheren Auslandsverschuldung. Allerdings ist Brasilien, welches nach der Inbetriebnahme etwa ein Viertel seines Stromverbrauchs von Itaipú bezog, auf das Elektrizitätswerk angewiesen. Aufgrund des mittlerweile gestiegenen Stromverbrauchs des Landes liegt der Anteil mittlerweile nur noch bei etwa einem Sechstel. Paraguay zahlt seinen Anteil der Erstellungskosten durch den Export des nicht benötigten Stroms an Brasilien ab und hat daher trotz der ortsüblichen Korruption während der Baumaßnahme von dem Vorhaben deutlich profitiert. Ein Teil der finanziellen Überschüsse des Kraftwerks wird als Kompensation für die Nutzung des Paraná den Anrainergemeinden beiderseits der Grenze zugeführt.

Weiter flussabwärts im Süden Paraguays, an der Grenze zu Argentinien, befindet sich ein weiteres, riesiges Wasserkraftwerk am Paraná mit Namen Yacyretá und einer Leistung von 3.200 Megawatt, welches nach ähnlichem Muster von Argentinien vorfinanziert wurde.

Stausee und Staumauer

Bei normaler Stauhöhe wird der Paraná im Itaipu-Stausee auf eine Fläche von 1.350 km² und auf etwa 170 km Länge aufgestaut. Bei seinem maximalen Stauvolumen von rund 29 Milliarden erreicht dessen Fläche sogar 1.460 km². Damit ist der See zweieinhalb mal so groß wie der Bodensee. Die dazugehörige Stauanlage – die Itaipu-Staumauer – ist 7.760 m lang und 196 m hoch.

Folgen

Insbesondere mit Blick auf die Veränderung der Umwelt werden bis heute die Kosten und Nutzen des Staudamms kontrovers diskutiert:

Der sauberen Energieerzeugung durch Wasserkraft standen auch negative Aspekte gegenüber. Auch wenn die Relation zwischen dem Eingriff in die Natur und dem Nutzen aufgrund der enormen Menge der produzierten Energie bei Itaipu im Vergleich zu anderen Wasserkraftwerken günstiger ist, hat seine Errichtung die Umwelt irreparabel verändert. Einige Tausend Ureinwohner verloren für immer ihre Heimat, insgesamt mussten etwa 40.000 Menschen – vor allem Guarani-Indianer – umgesiedelt werden. Für die Errichtung der Talsperre wurden große Flächen subtropischen Regenwaldes abgeholzt. Noch größere Flächen verschwanden ebenso in den Fluten wie auch die Wasserfälle Sete Quedas bei Guaíra, die denen von Iguaçu nahezu ebenbürtig gewesen sind.

Besuche

Auf brasilianischer Seite existiert am Rande von Foz do Iguaçu ein Besucherzentrum, in dem ein Informationsfilm über Bau und Betrieb der Anlage gezeigt wird und von dem aus mehrmals täglich Bustouren zum Kraftwerk starten. Auf paraguayischer Seite gibt es ein vergleichbares Besucherzentrum bei Ciudad de Hernandarias. Es finden Touren bzw. Führungen mit unterschiedlichem Umfang und Schwerpunkt statt.

Freitags und samstags wird am Abend eine von Musik untermalte Lichtschau veranstaltet, bei der die Staumauer mit 519 Scheinwerfern angestrahlt wird. Hierfür wird eine Leistung von insgesamt (Licht und Musik) 1 MW aufgewendet. Zu dieser Veranstaltung findet von beiden Seiten ein Buszubringerdienst statt, welcher von Paraguay aus kostenlos ist.

Während der Bauphase hatten Architekten, Ingenieure und Studenten die Möglichkeit, auch das Innere des Bauwerkes und der Turbinen zu besichtigen.

Seit 2005 werden auf der brasilianischen Seite nun auch „technische“ Führungen angeboten, bei denen Touristen das Innere der Staumauer und die Turbinen besichtigen können. Diese Touren sind jedoch kostenpflichtig (30 R$).

Philip Glass, einer der bekanntesten zeitgenössischen amerikanischen Komponisten schrieb 1989 nach dem Besuch des Staudamms das Werk Itaipu.

Technische Daten

  • Bauart: Hohle Gewichtsstaumauer
  • Bauzeit: 1975 bis 1982 (Anschaltung der ersten Turbinen; die vorerst letzten Turbinen wurden 2005 in Betrieb genommen)
  • Staumauer-Länge: 7.760 m
  • Höhe der Staumauer: 196 m
  • Höchstes Stauziel: 190 m
  • Normaler Wasserpegel: 100 m (tiefste Stelle)
  • Staukapazität für Hochwasser: 29.000.000 m³
  • Gesamtstauraum: 29 Mrd m³ (zum Vergleich: Bodensee: 48,5 Mrd. m³)
  • Wasseroberfläche: minimal 1.305 km²; normal 1.350 km²; maximal 1.460 km² (zum Vergleich: Bodensee: 539 km²)
  • Stauseelänge: 170 km
  • HWE-Bemessungs-Wassermenge: 62.200 m³/s (HWE = Hochwasserentlastung)
  • Nennleistung: 12.600 Megawatt (bis 2004); 14.000 Megawatt (seit Ende 2005)
  • Regelarbeitsvermögen: 95 Terawattstunden pro Jahr
  • Stauseebreite: 7–12 km
  • Umzusiedelnde Personen: 40.000 Menschen

Bauvolumen:

  • Abtragung von Erde und Felsen: 63,85 Mio. m³
  • Auffüllung von Erde und Felsen: 15 Mio. m³
  • Beton: 12,57 Mio. m³

(Angaben [1])

Stromleitungen

Der Stromtransport in den Großraum Sao Paulo erfolgt über 765 kV-Freileitungen ( für die Erzeugung auf brasilianischer Seite) und 2 bipolare 600 KV-HGÜ-Leitungen, die 785 bzw. 805 Kilometer lang sind, für den auf der paraguayischen Seite erzeugten Strom. Eine HGÜ-Lösung war nötig, da die Generatoren auf paraguayischer Seite Drehstrom 50 Hz liefern, während Brasilien Drehstrom mit 60 Hz braucht. Die Stromrichterstationen befinden sich in Foz do Iguaçu und in Sao Rogue bei São Paulo, Brasilien.

Verweise

Siehe auch

Weblinks

  • www.itaipu.gov.br Seite des brasilianischen Staates über Itaipu (Portugiesisch, Spanisch und Englisch)
  • www.itaipu.gov.py Seite des paraguayischen Staates über Itaipu (Spanisch, Portugiesisch und Englisch)
  • [2] Seite mit Technischen Details (Englisch)

Fußnoten

  1. n-tv.de, Rekord-Stromproduktion - Itaipu übertrifft Konkurrenz, 3. Jan. 2009

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