- J. F. Weule
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J. F. Weule ist der Name einer von 1836 bis 1966 bestehenden Turmuhrenfabrik und Glockengießerei in Bockenem im Ambergau.
Inhaltsverzeichnis
Gründung
Die Gründung des Unternehmen erfolgte am 20. Oktober 1836 durch den Uhrmacher Johann Friedrich Weule (1811–1897)[1]. Im April 1847 vernichtete ein Brand etwa 90% aller Gebäude in Bockenem. Dieses Ereignis veranlasste Weule, 1848 eine Feuerwehr zu gründen. Der Männerturnverein 1848 geht auch auf ihn zurück. Am 8. Mai 1848 nahm er den Auftrag an, für die Marktkirche in Goslar eine Turmuhr zu bauen und legte damit den Grundstein zu einem Unternehmen, das bis 1953 erfolgreich expandierte. Er entwickelte eine Uhr, die nur einmal wöchentlich und nicht mehr täglich aufgezogen werden musste. Sie wurde 1857 an die St. Petrikirche in Buxtehude geliefert.
Erweiterung und Modernisierung
Ein neues Fabrikgebäude am Steintor wurde 1862 bezogen. Der Firmengründer übergab das Unternehmen 1879 an seinen Sohn Friedrich Weule (1855–1952)[2]. Dieser begann etwa 1880 mit dem Glockenguss und ließ 1886 den Betrieb mit einer Dampfmaschine ausstatten, die 1898 auch einen elektrischen Generator antrieb. 1888 begann Friedrich Weule mit dem Bau seines burgähnlichen Wohnsitzes Dillsburg. Das Gelände liegt erhöht etwa 3 km westlich von Bockenem am Rand des Waldgebietes Harplage. Weule exportierte seine Produkte inzwischen weltweit.
Die Elektrifizierung wurde 1900 auch auf die Aufzüge der Turmuhren ausgedehnt. Etwa um 1913 übernahm Friedrich Weules Sohn, der Ingenieur Friedrich Weule jr. (1883–1954) die Geschäftsführung. Während des Ersten Weltkriegs wurde dieser eingezogen und der Vater vertrat ihn im Unternehmen, welches nun Granaten und anderes Kriegsgerät herstellte. Außerdem begann man, ab 1917 statt Bronze- nun Eisenhartgussglocken zu gießen. Bronzeglocken wurden im Krieg eingezogen und umgeschmolzen. Für den Eisenhartguss wurde 1918 mit „Gebr. Ulrich“ aus Apolda das Kooperationsunternehmen Ulrich & Weule gegründet. Nach dem Krieg übernahm wieder der Sohn die Leitung. Er entwickelte den Betrieb weiter und brachte ihn auch über die Krisenjahre zwischen 1930 und 1932. Friedrich Weule sr. zog sich später auf die Dillsburg in der Nähe von Bockenem zurück.
1933 bis 1945
Zum hundertjährigen Bestehen im Jahre 1936 erschien eine Festschrift Friedrich Weules jun., in der er sich als glühender Verehrer Adolf Hitlers ausgab. Als der Bockenemer Bürgermeister im April 1933 auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums zwangsweise beurlaubt und danach entlassen wurde, stellte sich Weule für den Posten zur Verfügung. In dieser Zeit reiste er nach Berlin, um Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft von Bockenem anzubieten. Nach sieben Monaten trat er als Bürgermeister zurück, weil er sich um seinen Betrieb kümmern musste.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erklärte man die Turmuhrenfabrik zum kriegswichtigen Betrieb und errichtete später ein Arbeitslager für etwa 30 sowjetische Kriegsgefangene. Etwa 120 Personen stellten 10,5 mm - Geschosse für die Artillerie und ab 1942 auch Geräte für die Kriegsmarine her. Die Uhrenabteilung fertigte Kaffeekessel für Feldküchen. Am 8. April 1945 erreichten amerikanischen Truppen Bockenem.
Weiterführung nach 1945, Ende 1966
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bald mit etwa 85 Mitarbeitern wieder Turmuhren und Glocken gefertigt. Man ging überwiegend vom Bronze- zum Eisenguss über. Durch die Zerstörungen im Krieg und Neubauten der Nachkriegszeit bestand eine deutlich Nachfrage.
1951 stieg ein zweiter Teilhaber ein, und man versuchte Textilmaschinen zu bauen. Doch am 18. März 1953 ging das Unternehmen in Konkurs, woran das Vorhaben scheiterte. Friedrich Weule jun. hatte bis dahin den Betrieb 40 Jahre lang geleitet. Etwa 140 Mitarbeiter wurden arbeitslos. Einige konnten am 20. Dezember 1954 wieder an ihre gewohnte Arbeit gehen, weil die Wilhelmshütte aus Bornum den Betrieb übernahm und weiterführte. Aus dem Firmennamen Weule wurde Wilhelmshütte Werk Bockenem.
Außer Turmuhren und Glocken wurden Zifferblätter, Zentraluhren, Gebäudeuhren, Läutemaschinen und Glockenspiele gebaut und vertrieben. In dieser Zeit wurde überwiegend Niedersachsen beliefert. Bekannt wurden besonders die Heimkehrerglocke im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen 1949 und die Helgolandglocke 1952. Nach der Übernahme wurde das Produktionsprogramm um Herd- und Ofenteile erweitert, doch als die Wilhelmshütte 1966 ebenfalls Konkurs anmeldete, war auch der Betrieb Weule nicht mehr zu halten.
Im Dezember 1970 wurde das Turmuhren- und Heimatmuseum Bockenem gegründet, das seitdem alte Weule-Uhren und Glocken sammelt und in Funktion ausstellt sowie über die Firmengeschichte informiert.
Das Fabrikgebäude wurde nach 1966 zuerst noch als Lagerraum benutzt und ab September 1979 schrittweise abgerissen. Eine Brandstiftung am 13. Juni 1980 richtete großen Schaden an. Schließlich wurden im Juni 1987 die letzten Gebäude abgetragen und nur der erhaltenswerte Glockenturm dem Museum übergeben. An J. F. Weule erinnern heute ein Straßenname am ehemaligen Fabrikgelände und ein Grabstein auf dem Friedhof von Bockenem.
Siehe auch
Literatur
- Manfred Klaube: Krieg- und Nachkriegsjahre in der Provinz - Bockenem und der Ambergau 1939 bis 1949. Bockenem 2008
- Manfred Klaube: Der Ambergau, Wirtschafts - Sozial – und Politikgeschichte. Stadt Bockenem, Clausthal-Zellerfeld 2001
- Manfred Klaube: Die braunen Jahre- der Ambergau in der NS-Zeit. Clausthal-Zellerfeld 1995
- Friedrich Freitag: Vom Hainberg zum Weinberg – Geschichtsbilder aus dem Ambergau. 1952
- Friedrich Weule jun.: 100 Jahre J.F.Weule (1836-1936) Turmuhrenfabrik. 1936
Einzelnachweise
- ↑ Genaue Daten: (* 18. April 1811 in Alt Wallmoden; † 12. Oktober 1897 in Bockenem)
- ↑ Genaue Daten: (* 8. Januar 1855; † 10.April 1952)
Weblinks
Commons: J. F. Weule – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Glockengießer
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