Jack Ruby

Jack Ruby
Jack Ruby

Jack Leon Ruby (* 25. März 1911 in Chicago als Jacob Rubenstein; † 3. Januar 1967 in Dallas) wurde bekannt als Mörder von Lee Harvey Oswald, der beschuldigt wurde, John F. Kennedy ermordet zu haben.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ruby wurde als Kind polnisch-jüdischer Einwanderer geboren. Er lebte mit seinen sieben Geschwistern bei Pflegeeltern und geriet schnell in kriminelle Machenschaften. Schon als 16-Jähriger gehörte unter anderem Al Capone zu seinen Auftraggebern.

Zuerst verdiente Ruby sein Geld durch Schwarzmarktverkäufe und durch Betrug bei Pferdewetten. Später dann durch seine Nachtclubs, die ihm viele Beziehungen einbrachten (z. B. zu Sam Giancana, dem damaligen Boss der Mafia in Chicago). 1937 wurde Ruby dann Gewerkschaftsorganisator in Chicago, wieder angeleitet durch die Mafia. Als im Dezember 1938 ein Freund Rubys, der Gewerkschafts-Finanzsekretär Leon Cooke, erschossen wurde, nahm Ruby dessen Vornamen als eigenen zweiten Vornamen an. Die formale Namensänderung auf Jack Leon Ruby erfolgte schließlich 1947. Ruby plagten immer wieder Auseinandersetzungen vor Gericht und finanzielle Probleme. Er wurde mehrfach festgenommen, wegen unsittlicher Darbietungen oder Verstößen gegen Ausschankbestimmungen in seinem Lokal Silver Spur. Die Strafen bewegten sich im zweistelligen Dollarbereich; vereinzelt wurden einige Tage Berufsverbot verhängt.

Jack Ruby erschießt Lee Harvey Oswald

Am 24. November 1963 erschoss Ruby den mutmaßlichen Mörder von John F. Kennedy, Lee Harvey Oswald, im Keller des Polizeigebäudes von Dallas. Am 14. März 1964 wurde er des Mordes für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Sein Anwalt Melvin Belli hatte vergeblich versucht, einen Freispruch wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit zur Tatzeit zu erreichen. Das Urteil wurde im November 1966 von der Berufungsinstanz aufgehoben, die der Argumentation von Rubys Anwalt folgte, dass der Prozess wegen der aufgeheizten Stimmung nicht in Dallas hätte stattfinden dürfen. Ein neuer Prozess war für Februar 1967 in Wichita Falls geplant, kam aber wegen Rubys Tod nicht mehr zustande.

Seine Vernehmung durch die Warren-Kommission am 7. Juni 1964 verlief tumultartig. Ruby drängte wiederholt darauf, nach Washington gebracht zu werden, weil er angeblich nur dort die Wahrheit sagen könne, und brach mehrfach in Tränen aus. Er bestand auf einen Test mit dem Lügendetektor:

Was irgendeine Verschwörung betrifft, bin ich ebenso unschuldig wie Sie, meine Herren. … Alles was ich will, ist ein Test mit dem Lügendetektor, um die Wahrheit zu sagen und die Lügen zu bekämpfen, die über mich erzählt werden. … Es gab keine Verschwörung.

Er befürchtete, als Teil einer Verschwörung hingestellt zu werden, womit in seiner Vorstellung ein Vorwand geschaffen werden solle, um die amerikanischen Juden zu bekämpfen:

Das jüdische Volk wird in diesem Moment ausgerottet … Mein Volk wird leiden für Dinge, die man über mich sagen wird.[1]

Ursprünglich äußerte Jack Ruby, dass er Lee Harvey Oswald nur Jacqueline Kennedy zuliebe getötet habe. In einem Brief an einen anderen Anwalt jedoch schreibt er, dass diese Idee von seinem Anwalt Tom Howard kam. Dem Gefängnispsychologen erzählte er, dass man ihn erpresst habe, Oswald zu töten. Im Jahr 1978 wurde ein altes Fernsehinterview gefunden, das Ruby während einer Pause einer Gerichtsverhandlung gab. Ruby:

Das einzige was ich sagen kann. Alles, was von Bedeutung ist, alles, was geschehen ist, kam niemals ans Tageslicht. Die Welt wird niemals die wahren Tatsachen erfahren: mit anderen Worten, meine wahren Motive. Ich bin die einzige Person im Hintergrund, die die Wahrheit über alles, was sich auf meine Person bezieht, kennt.

Der Interviewer fragt Ruby, ob er glaube, dass die Wahrheit jemals ans Licht kommen werde. Ruby:

Nein. Denn unglücklicherweise werden diese Leute, die so viel zu gewinnen haben und ein starkes Motiv hatten, mich in diese Lage zu bringen, in der ich bin, niemals zulassen, dass die wahren Tatsachen ans Tageslicht der Welt kommen.

Die anschließende Annahme eines Reporters, ob ebendiese Leute hohe Positionen bekleiden würden, bestätigt er klar.

Rubys geistiger Gesundheitszustand hatte sich seit seinem Prozess deutlich verschlechtert. Nach Aussage seiner Schwester Eva vor der Warren-Kommission wurde er von der paranoiden Vorstellung verfolgt, die US-Regierung plane einen Holocaust an allen Juden, und wähnte, im unteren Stockwerk des Gefängnisses von Dallas, in dem er einsaß, wären bereits 160 Millionen Juden ermordet worden.[2]

Auf seinem Sterbebett im Parkland Memorial Hospital äußerte sich Ruby am 19. Dezember 1966 zum letzten Mal zum Mord an Oswald, für den er ganz allein verantwortlich sei.[3] Wie sein Bruder Earl bezeugte, wollte er einen weiteren Test mit dem Lügendetektor beantragen, „sodass die Menschen überzeugt werden, dass es von seiner Seite keinen Plan gab, keine Verschwörung irgendeiner Art. Es gibt nichts zu verbergen, da war niemand sonst“.[4]

Kurz bevor der Fall erneut durch den Bezirksstaatsanwalt von New Orleans, Jim Garrison, aufgerollt wurde, starb Jack Ruby am 3. Januar 1967 im Parkland Memorial Hospital von Dallas an einem Thrombus, der durch seinen Lungenkrebs ausgelöst worden war.[5]

Filme

Die Ermordung Oswalds und die Rätsel um sein Verhalten vor und nach der Ermordung Kennedys waren Gegenstand von drei Filmen:

  • Ruby and Oswald – Der Fernsehfilm (1978) von Mel Stuart hält sich vor allem an die Ergebnisse der Warren-Kommission.
  • Jack Ruby – Im Netz der Mafia – Der 1991 entstandene Spielfilm spekuliert über die Motivation und Hintergründe von Ruby, dargestellt von Danny Aiello. Unter anderem zeigt er Ruby als einen emotional instabilen, Publicity-hungrigen Menschen und beleuchtet seine langjährigen Verbindungen sowohl zur Mafia als auch zur Polizei in Dallas sowie seine Tätigkeit als FBI-Informant.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gerald Posner, Case Closed. Lee Harvey Oswald and the Assassination of JFK, Random House, New York 1993, S. 402
  2. Gerald Posner, Case Closed. Lee Harvey Oswald and the Assassination of JFK, Random House, New York 1993, S. 400ff
  3. Associated Press, „Ruby Asks World to Take His Word,“ New York Times, Dec. 20, 1966, p. 36.
  4. A Last Wish,“ Time vom 30. Dez. 1966.
  5. Gerald Posner, Case Closed. Lee Harvey Oswald and the Assassination of JFK, Random House, New York 1993, S. 403

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