- Jacques Attali
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Jacques Attali (* 1. November 1943 in Algier) ist ein französischer Wirtschaftswissenschaftler, Autor und hoher Beamter. Er war langjähriger Berater des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Jacques Attalis Vater Simon betrieb in Algier eine Parfümerie. Vor der Unabhängigkeit Algeriens zog er 1957 mit seiner Familie als Pied-noir nach Paris um. Attali hat einen Zwillingsbruder, Bernard, von 1988 bis 1993 Vorstandsvorsitzender der Luftlinie Air France. Beide Brüder besuchten das Lycée Janson de Sailly und waren Schulfreunde der französischen Politiker Jean-Louis Bianco und Laurent Fabius. Attali machte 1968 ein Praktikum an der École nationale d'administration in Nièvre und traf dort zum ersten Mal auf François Mitterrand.
Attali ist Professor, Doktor der Wirtschaftswissenschaften und hat Abschlüsse der École polytechnique, der École nationale supérieure des mines, des Institut d'études politiques de Paris und der École nationale d'administration.
Politisches Leben
Mit 27 Jahren wurde Attali Mitglied des französischen Staatsrates. 1972 publizierte er seine beiden ersten Bücher: Wirtschaftliche Analyse des politischen Lebens und Politische Modelle und erhielt den Preis der Akademie der Wissenschaften.
Als Professor an der Universität Paris-Dauphine versammelte er einige junge Forscher um sich: Yves Stourdzé, Begründer des europäischen Forschungsprogramms EUREKA oder Erik Arnoult alias Erik Orsenna, Träger des Prix Goncourt von 1988 und Sonderberater von Roland Dumas im Außenministerium am Quay d'Orsay. Attali verstand es, sehr unterschiedliche hochrangige und ihm ebenbürtige Persönlichkeiten aus Journalismus, Wissenschaft, Show-Business und Finanzwelt um sich zu versammeln. Er verfügt über exzellente Kontakte, etwa zu Raymond Barre, Jacques Delors, Jean-Luc Lagardère, Antoine Ribaud, Coluche und Michel Serres.
1973 traf Attali mit François Mitterrand zusammen. Mit Mitterrands Einzug in den Élysée-Palast 1981 wurde Attali dessen Sonderberater. Von seiner Berufung profitierten auch seine Freunde Jean-Louis Bianco und Alain Boublil und einige junge ENA-Absolventen, wie François Hollande und Ségolène Royal.
1982 plädierte Attali für ökonomische Strenge. Er hatte auch eine weitere Aufgabe: Attali wurde Mitterrands Sherpa für die G7-Gipfel. Er war Organisator der 200-Jahrfeier der französischen Revolution am 14. Juli 1989 und des Gipfels der G7 in Paris.
Jedes Jahr veröffentlichte er ein Buch, oft sehr schnell geschrieben. Was als eine Polemik gedacht war, wurde zur wiederholten Zitatanleihe ohne Anführungszeichen. Jeden Samstag Abend während der Epoche François Mitterrands organisierte er ein Abendessen in seinem Haus in Neuilly. Er redigierte jeden Abend seine Notiz für den Präsidenten zu Ökonomie, Kultur, Politik und die jeweils letzten Bücher, die er gelesen oder überflogen hatte.
Während Mitterrands zweiter siebenjähriger Amtszeit verließ Attali den Élysée-Palast. Er wurde Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in London, einer Institution, die die Wiederaufbauhilfe für die Osteuropäischen Länder koordinierte. Die Bilanz seiner Zeit auf diesem Posten war sehr umstritten. Attali war nach einem Finanzskandal gezwungen, im Juli 1993 von seinem Präsidentenamt zurückzutreten.
Attali ist Präsident einer auf neue Technologien spezialisiert Beratungsgesellschaft und Gründer von PlaNet Finance, einer internationalen Non-Profit-Organisation gegen Armut.
Der Autor
Attali hat bislang mehr als dreißig Bücher geschrieben, darunter Essays, Romane, historische Abhandlungen und Biografien (Karl Marx, François Mitterrand). Er verfasste auch Theaterstücke und Erzählungen für Kinder und arbeitet als Kolumnist für das Magazin L'Express.
Äußerungen
Attalì ist ein Verfechter des europäischen Föderalismus und meint in der Diskussion „Ohne Föderalismus wird der Euro verschwinden”, dass Deutschland in 20 Jahren wegen mangelnder langfristigen Ziele der „kranke Mann“ Europas werde. Attali wirft Deutschland vor, den europäischen Förderalismus nicht genügend zu vertreten:
„Ich sage ihnen, Deutschland ist in 20 Jahren der ‚kranke Mann‘ in Europa, weil man die Schwäche einer Nation an der Demografie misst und an der Fähigkeit zu langfristigen Strategien. Deutschland hat keine langfristige Strategie […] Vielmehr gilt es zu versuchen, unseren deutschen Freunden klar zu machen, dass europäischer Föderalismus in ihrem eigenen Interesse liegt. Wenn sich die Krise ausweitet, wenn Griechenland den Euro verlässt, wenn Spanien und Italien gleiches tun, dann würde der Euro sehr hoch steigen, er ist schon jetzt zu stark, und das auf Export ausgerichtete Deutschland geriete in eine tragische Situation. [1]“
Einzelnachweise
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