Jagdkommando (Österreich)

Jagdkommando (Österreich)
Jagdkommando
Übersicht
Truppenabzeichen Verbandsabzeichen
Gründung 1963
Hauptquartier Wiener Neustadt
Motto Numquam Retro (dt. „niemals zurück“)
Adresse Jagdkommando

Maximilian-Kaserne
Fischauergasse 66
2700 Wiener Neustadt
Tel: +43 2622 381 / 5031
Offizielle Homepage

Das Jagdkommando (JaKdo) ist eine Spezialeinheit von Österreichs Bundesheer, welche in Wiener Neustadt stationiert ist. Es ist dem Kommando Spezialeinsatzkräfte (KdoSEK; AUSOC) unterstellt. Zu den Aufgaben gehören Befreiung militärischer Geiseln, Kampf gegen den Terrorismus, Personenschutz, Gebäudeschutz der österreichischen Botschaften im Ausland und Einsätze in Kriegs- oder Krisengebieten. Ihre „Ready-to-go“-Einsatzzeit beträgt 4 Stunden.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Das Jagdkommando stellt einen präsenten Einsatzverband der Spezialeinsatzkräfte, der rasch verfügbare Elemente für Einsätze im In- und Ausland bereit hält. Jagdkommandokräfte können dabei folgende Aufgaben wahrnehmen:

  • Spezialaufklärung zur Gewinnung von Informationen für die Führungsebene;
  • Kommandounternehmen, wie die Festnahme von gesuchten Personen, beispielsweise Kriegsverbrechern, Vernichtung von Stellungen schwerer Waffen
  • Geiselbefreiung im Ausland oder festgehaltener Personen
  • Sabotageaktionen hinter feindlichen Linien auch in Form von Halb- und Volltarnung.
Die Schwingen des Jagdkommandos. Nach positiver Absolvierung des Grundkurses ist der Soldat berechtigt, dieses Abzeichen auf der Brust seiner Uniform zu tragen. Für den Arbeitsanzug gibt es das Emblem aus Stoff.

(Erläuterung: Bei der Halbtarnung werden bei Annäherung an ein Zielobjekt über der eigentlichen Uniform gegnerische Uniformteile oder Zivilkleidung getragen. Diese Tarnung wird jedoch vor dem eigentlichen Kampf abgelegt. Von einer Volltarnung spricht man, wenn die vollständige gegnerische Uniform auch während des Kampfes getragen wird.)

Außerdem können Jagdkommandokräfte mitwirken bei:

  • der Absicherung von Such- und Rettungsoperationen
  • Evakuierungen von Krisengebieten
  • Terrorismusbekämpfung
  • Personenschutz im Interesse der Republik
  • Objektsicherung österreichischer Einrichtungen im Ausland
  • Bei internationalen Einsätzen unterstützt das Jagdkommando konventionelle Kräfte, wenn es die besondere Gefährdungssituation eines Krisengebietes verlangt.

Organisation

2008 wurden Jagdkommandosoldaten im Zuge der EUFOR-Mission mit anderen österreichischen Truppenteilen in den Tschad beordert.

Operationen des Jagdkommandos unterliegen der Geheimhaltung.

Zur Unterscheidung von anderen Truppenkörpern tragen Jagdkommandosoldaten ein schlammgrünes Barett mit ihrem Verbandsabzeichen anstelle des üblichen Republiksadlers. Bis 2003 war es weinrot.

Rekrutierung und Ausbildung

Auswahl und Qualifizierung

Jeder österreichische Staatsbürger ohne Vorstrafen kann sich zum Jagdkommando bewerben. Voraussetzung dafür ist ein abgeschlossener Grundwehrdienst mit erweiterter Kaderausbildung sowie die Verpflichtung als Zeitsoldat.

Um am Jagdkommando-Grundkurs teilzunehmen ist das erfolgreiche Bestehen des vierwöchigen Auswahlsverfahrens Voraussetzung, welches sich wie folgt zusammenstellt:

  • Allgemeine Kondition: 2400 m-Lauf, 25 Liegestütze
  • 5000 m-Lauf unter 24 min.
  • 30 m Klettern am gespannten Seil (Bärenhang)
  • 300 m Kleiderschwimmen ohne Zeitlimit
  • Wassersprung aus 10 m Höhe auf Kommando
  • Hindernisbahn unter 4:30 min

weiters

  • psychologische Eignungsprüfung und
  • 48 Stunden Belastungstest mit Schlafentzug.

Das Bundesheer stellt zur Vorbereitung für zu Hause auch einen speziellen Trainingsplan zur Verfügung.[1]

Auch wenn die Vorgaben für eine halbwegs sportliche oder vorbereitete Person gut zu meistern sind, gilt es zu bedenken, dass der eigentliche Kurs wesentlich anstrengender ist. Die Durchfallrate beträgt im Durchschnitt rund 75 %.

Der Jagdkommando-Grundkurs beginnt in der Regel im März jeden zweiten Jahres (ab 2009) und dauert 27 Wochen. In diesem Grundkurs werden sämtliche Einsatzgebiete eines zukünftigen Elitesoldaten antrainiert.

Nach positiver Absolvierung des Grundkurses erhält der Soldat das Jagdkommandoabzeichen mit Schwert und Fallschirm ("Schwingen") und hat danach zwei Möglichkeiten:

  1. Entweder er kehrt zur seiner Stammeinheit zurück oder
  2. versieht zukünftig Dienst beim Jagdkommando und beginnt eine mehrjährige Spezialausbildung in einer der fünf Lehrgruppen.

Ausbildung

Hauptaufgabe des Jagdkommandos ist es, Jagdkommandosoldaten auszubilden. Zusätzlich trainiert das Jagdkommando auch Spezialisten für andere Teile der Armee. Dafür ist die Abteilung Sondereinsätze zuständig. Diese Abteilung gliedert sich in verschiedene Lehrgruppen.

  • Lehrgruppe 2: Fallschirmspringerausbildung. Diese Gruppe leitet auch Kurse für die Luftlandetruppen des Jägerbataillons 25, die Militärakademiker und für Unteroffiziere.
  • Lehrgruppe 3: Kampfschwimmer- und Kampftaucherausbildung. Diese Lehrgruppe bildet auch die Pioniertaucher der Pioniertruppe des Bundesheeres aus.
  • Lehrgruppe 4: Personenschutz.
  • Lehrgruppe 5: Sprengausbildung, Nahkampf, spezielle Waffenkunde, Scharfschützenausbildung, Häuserkampf und Überlebenstraining. Diese Lehrgruppe bildet auch Nahkampflehrer aus. Außerdem führt sie die Überlebensausbildung für Militärpiloten durch und bietet auch einen Überlebenskurs für interessierte Berufs- und Milizsoldaten des Heeres an.

Ausrüstung

Barett des im Dienst stehenden Jagdkommando-Soldaten mit absolviertem Grundkurs. Soldaten ohne Grundkurs tragen das schlammgrüne Barett mit dem Republiksadler
STEYR AUG A3

Gerade im Bereich Ausrüstung gibt sich das Jagdkommando sehr bedeckt. Neben der beim Bundesheer eingeführten Ausrüstung stehen eine ganze Reihe von Ausrüstungsgegenständen zur Verfügung, die den anderen Waffengattungen nicht zur Verfügung stehen, beispielsweise das STEYR AUG A2 Commando.

Das Jagdkommando ist beispielsweise mit modernen digitalen und abhörsicheren Kommunikationsmitteln aller Kategorien ausgestattet - ein Muss für Einheiten, die oft weit entfernt vom „eigenen Lager“ operieren und Aufklärungsdaten übermitteln. Natürlich werden auch Satellitennavigationsgeräte wie GPS Moving Maps von Garmin, Nachtsichtbrillen und Nachtzielgeräte der letzten Generation eingesetzt. Für Fallschirmspringer, Kampftaucher, Personenschützer und für Einsätze im Gebirge oder im bebauten Gebiet gibt es Sonderausrüstung. Auch wurde für das Jagdkommando eine eigene, in Tagesportionen verpackte, Jagdkampfverpflegung eingeführt.

Bekannte Einsätze

Sonstiges

Der Leitspruch des Jagdkommandos lautet numquam retro (niemals zurück), welches auf die Payer-Weyprecht-Expedition von 1872 bis 1874 zurückgeht [2] sowie auch numquam perimus (niemals aufgeben).

Ehemalige Jagdkommando-Soldaten sind:

Verweise

Interne Verweise

Literatur

  • Wolfdieter Hufnagl: Jagdkommando – Sondereinheiten des österreichischen Bundesheeres. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-61302-079-3
  • Sören Sünkler: Elite- und Spezialeinheiten Europas. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02853-1, S.150 - 157.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Trainingsprogramm für das Auswahlverfahren
  2. Der Wahlspruch des Jagdkommandos - Historie
  3. a b c Die Presse: Auch Clemens Hellsberg war ein wilder Hund, 25. Mai 2007

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