Jan Boner

Jan Boner

Hans Boner oder auch Jan Boner (* um 1450 in Landau, Kurpfalz; † 15. Dezember 1523 in Krakau, Polen)[1] war ein deutsch-polnischer Kaufmann und Bankier. Zu seiner Zeit war er einer der wohlhabendsten Männer Europas, wurde 1520 in den polnischen Adelsstand erhoben und 1522 zum Gouverneur von Krakau ernannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Boner war der Sohn des Tuchhändlers Severin Boner und Spross einer wohlhabenden Tuchhändlerfamilie mit Handelsbeziehungen nach Frankfurt am Main, Nürnberg, Deutsch-Wagram (Niederösterreich) und in die Tuchmacherstadt Gent (Belgien). Früh eröffnete er sein eigenes Handelsgeschäft in Breslau, da es schon damals enge Handelsbeziehungen zwischen Gent und Breslau gab. Im Jahr 1483 gründete er ein neues Unternehmen in Krakau, während sein Bruder Jakob Andreas Boner (1454–1517) die Firma in Breslau weiterführte.[2]

In Krakau handelte Boner mit Gewürzen, Metallen, Bauhölzern und Vieh. Er eröffnete Zweigniederlassungen seines Unternehmens in vielen Städten in Polen, Deutschland, Russland und Ungarn. 1498 wurde ihm in Krakau das polnische Bürgerrecht verliehen und im selben Jahr heiratete er Szczęsna Morsztyn. 1514 wurde ihm von König Sigismund I. von Polen die polnische Staatsbürgerschaft bewilligt und 1520 wurde er in den polnischen Adelsstand erhoben. 1522 wurde er königlicher Gouverneur von Krakau.

Als Bankier des Königs und Hauptlieferant des Hofes wurde Boner einer der wohlhabendsten Männer in Europa. Unter anderem rettete er das Königshaus vor dem finanziellen Ruin. Er hatte es mit ungefähr 200.000 Roten Złotys unterstützt, was im 15. Jahrhundert eine ungewöhnlich hohe Summe war. Für dies Geld bekam er königliche Grundstücke, darunter das ganze Gebiet der Zips (Spisz) für 12.000 Rote Złotys von Jordan von Zakliczyn, die Stadt Oświęcim (deutsch: Auschwitz) und die Salzbergwerke Rutheniens (für 14.000 Rote Złotys von Stanisław Kościelski) sowie weitere königliche Städte wie Sieradz, Gostynin, Radom, Sochaczew, Piotrków (deutsch: Petrikau), Drohobycz, Rabsztyn (deutsch: Rabenstein O.S.), Głuchów, Tuchola (deutsch: Tuchel), Sącz, Inowrocław, zu deren Starost er ernannt wurde.

Im Jahr 1515 sicherte Boner dem Breslauer Gesandten am polnischen Hof ausdrücklich seine Hilfe zu, „denn er habe anfangs seine Nahrung da erworben“.[3] Im selben Jahr wurde Boner Betriebsleiter der Salzmine von Wieliczka, eines der gewinnbringendsten Unternehmen, von dem ein Großteil der Einkünfte Polens stammten. Er erhielt zusätzlich auch die Schlösser von Ojców und Rabsztyn als Privateigentum.

Eine seiner bemerkenswertesten Leistungen war die Teilung des Schatzamtes in ein staatliches und ein königliches Finanzministerium, die bis zu den Teilungen Polens (Ende des 18. Jahrhunderts) bestehen blieb.

Boner machte sich auch als Mäzen deutscher und italienischer Gelehrter und Künstler einen Namen, von denen er einige seiner Schlösser im Stil der Renaissance „modernisieren“ ließ, und korrespondierte auch mit dem Bischof und Dichter Johannes Dantiscus (1485–1548).

Anmerkungen und Quellen

  1. In einer polnischen Quelle zu Rabenstein heißt es, er sei auf einer Dienstreise in Breslau verstorben. Allerdings ist in dieser holländischen Quelle und in dieser polnischen Enzyklopädie die Stadt Krakau als Sterbeort, in letzterer mit genauem Todesdatum, genannt.
  2. Auch Bruder Jakob in Breslau muss ein vermögender Kaufmann gewesen sein, denn er besaß das Haus Ring 7 neben den „Sieben-Kurfürsten“ und betrieb dort seine Handelsgesellschaft. In seinem Haus weilte vom 26. Januar bis 15. April 1511 König Vladislav II. von Böhmen und Ungarn, der Nachfolger von Matthias Corvinus, um die Huldigung der Breslauer Bevölkerung entgegen zu nehmen. (Oskar Pusch: Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741, Band 1, Seite 174, Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund, Reihe B-Nr.33, Dortmund 1986, ISBN 3-923293-16-X)
  3. Erwin Fuhrmann: Die Bedeutung des oberschlesischen Elements in der Breslauer Bevölkerung des 15. und 16. Jahrhunderts, Dissertation, Breslau 1913

Literatur

  • Kurt Pilz: Boner, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 442 f.
  • Franz Staab: Hans Boner aus Landau (ca. 1450-1523). Der polnische Fugger. In: Karl-Heinz Rothenberger, Karl Scherer, Franz Staab, Jürgen Keddigkeit (Hrsg.): Pfälzische Geschichte. Band 1, Kaiserslautern 2001

Weblinks


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