Jedermannrennen

Jedermannrennen
Jedermannrennen bei den Vattenfall Cyclassics 2006

Ein Jedermannrennen ist ein Wettkampf, an dem man ohne formale Zulassungsvoraussetzungen wie etwa Lizenzen, Ranglistenplätze und/oder Einladungen teilnehmen kann. Eine Teilnahme an einem solchen Wettkampf steht grundsätzlich jedem ohne solche Voraussetzungen offen, sofern er die oft notwendigen Teilnahmegebühren im Vorfeld entrichtet.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die Geschichte der Jedermannrennen ist eng mit der „beschränkter“ Wettkämpfe verbunden: Wenn man davon ausgeht, dass früher grundsätzlich jeder Wettkampf jedem willigen Teilnehmer offen stand, so wurde durch Einführung von Teilnahmeauflagen (Lizenzen und/oder Einladungen) eine Grenze zu den Jedermannrennen gezogen. Bekannteste Erfordernisse sind etwa Rennlizenzen (im Motorsport, Radsport oder in der Leichtathletik), herausragende vorherige Ergebnisse zur Teilnahme an Einladungsrennen (wobei sich der Veranstalter hier die konkrete Auswahl vorbehalten kann) oder Positionen in einer Rangliste, die zur Wettkampfteilnahme berechtigen (etwa Weltranglisten im Tennis). Diese Beschränkungen können auch zusammentreffen, etwa bei der Tour de France, zu der die Veranstalter Mannschaften einladen, die wiederum Fahrer stellen müssen, die über die erforderliche Lizenz verfügen.

Radtourenfahrten

Das Radtourenfahren (RTF) ist kein Rennen. RTF ist aber die bekannteste und meist verbreitete Veranstaltungsform des Radsports für jeden im Bund Deutscher Radfahrer e.V.

Sportliches Radfahren steht beim Radtourenfahren im Vordergrund; alleine und/oder in der Gruppe. Da keine Zeitnahme erfolgt und meist drei parallel angebotene Strecken (zwischen 41 und 170 km) zur Wahl stehen, ist eine individuelle Belastungsmöglichkeit gegeben.

Bundesweit werden jährlich von über 1.000 Mitgliedsvereinen Veranstaltungen organisiert, welche auch die landschaftlichen Reize der jeweiligen Region auf überwiegend verkehrsarmen Straßen „erfahrbar“ machen. Radtourenfahrten sind typische Jedermannveranstaltungen, auch ohne Mitgliedschaft in einem Radsportverein. Für Vereins- bzw. Verbandsmitglieder ist die Startgebühr allerding niedriger.

RTF - Formel A

Formel A (Ausdauer) nennt sich der bekannteste Zweig im Radtourenfahren. Hierbei werden an festgelegten Wochenend- oder Feiertagterminen verschiedene Touren der 5 Klassen (40-69, 70-109, 110-149, 150-199, 200 km und mehr) parallel auf einer Veranstaltung angeboten.

Gefahren wird auf ausgeschilderten Strecken mit Geschwindigkeiten, die Verkehrsbedingungen und Gruppendynamik bestimmen. Je nach Art und Beschaffenheit der Strecke fährt man mehrere Kontrollstellen an, die zwischen 20 und 40 km voneinander entfernt liegen. Dort wird die Startkarte abgestempelt und oftmals ein Getränk gereicht. Radtourenfahrten haben keine Sollzeiten und werden in der Regel als Rundfahrt durchgeführt, d.h. der Teilnehmer kommt zum Startort wieder zurück. Der Veranstalter setzt aus organisatorischen Gründen ein Zeitfenster am frühen Vormittag an, und nennt Schlusszeiten, wann die Kontrollen absolviert sein müssen.

Mitglieder in einem Verein des Bundes Deutscher Radfahrer e.V. Landesverbands - Einzelmitglieder können eine sogenannte Wertungskarte lösen, in der die Punkte für eine erfolgreiche beendete Radtourenfahrt eingetragen werden. Entsprechend den o.g. fünf Klassen gibt es je nach zurückgelegter Strecke 1, 2, 3, 4 oder 5 Punkte. Sind innerhalb einer Saison (Mitte März bis Mitte Oktober) von Frauen 15, von Männern 25 bzw. von Schülern 10 oder mehr Punkte gesammelt worden, bekommt man eine Jahresauszeichnung. Die dafür notwendige RTF-Wertungskarte können Mitglieder beim Verein oder Einzelmitglieder über Ihren Landesverband erwerben.

Permanente Radtourenfahrten

Permanente Radtourenfahrten bieten – im Gegensatz zu den auf Wochenend- und Feiertage beschränkten A-Fahrten − die Möglichkeit, an jedem Tag der Woche eine beschriebene Tour zu fahren. Die Startzeit für diese zwischen 50 und 110 km langen Strecken kann man selber wählen. Startorte sind in der Regel Tankstellen oder Gaststätten, die auch die Streckenverläufe ausgeben, Startgebühr einnehmen und Wertungskartenpunkte eintragen. Die Landesverbände des BDR geben alljährlich einem Kalender aus, in dem sowohl alle RTF und Permanenten aufgeführt sind.

Etappenfahrten

Etappenfahrten sind geführte Radtourenfahrten, bei denen die ausgearbeitete Strecke über mehrere Tage verteilt in Abschnitten (Etappen) gefahren wird. In der Regel wird diese Fahrt im „Geschlossenen Verband“, also je nach Anzahl und Leistungsfähigkeit der Teilnehmer in einer oder mehreren Gruppen durchgeführt. In der Regel liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit dieser Etappenfahrten niedrig, orientiert sie sich doch an der Leistungsfähigkeit des schwächsten Gruppenmitglieds.

Reglements

Persönliche Beschränkungen: Bei vielen Jedermannrennen wird zur Wahrung des sportlichen Niveaus darauf geachtet, Teilnehmer mit einer Qualifikation für die anspruchsvolleren „geschlossenen“ Rennen, also etwa Inhaber einer Lizenz, nicht zuzulassen. Teilweise werden Altersbeschränkungen aufgestellt, die jedoch nur für die Teilnahme von Minderjährigen gelten.

Dingliche Beschränkungen: Hinsichtlich des verwendeten Materials gibt es Vorschriften, die auch bei den „beschränkten“ Rennen gelten, so beispielsweise die Verwendung bestimmter Kraftstoffe (beim Motorsport) oder bestimmter Anbauten (beim Radsport).

Charakter

Jedermannrennen haben oft einen volksfestähnlichen Charakter, da hier aufgrund der breitensportlichen Ausrichtung weder Eintrittsgelder von Zuschauern verlangt noch sportliche Höchstleistungen erwartet werden. „Dabei sein ist alles“ lautet oft die Devise, weshalb bei diesen Wettkämpfen oft das persönliche Erlebnis über dem sportlichen Ergebnis steht.

Mittlerweile aber haben Jedermannrennen schon charakterliche Züge eines Profirennens angenommen, welche sich nicht nur in der Geschwindigkeit eines Rennens widerspiegelt, sondern vor allem auch den organisatorischen Leistungen eines Veranstalters enorm viel abverlangt. Es gibt mehrere Streckenlängen, um dem Leistungswillen und -vermögen gerecht zu werden. Auf je einer Strecke werden mehrere Startblöcke eingeteilt mit Startzeiten in großem Abstand. Die Fahrer eines Blocks haben also alle ein ähnliches Leistungsniveau. Dieses Niveau ermittelt der Veranstalter aus dem Vorjahreswert. So wird auch das Unfallrisiko verringert.

Große Jedermannrennen

Viele der Wettkämpfe, die nicht von Verbänden ausgerichtet werden, bieten auch ein Jedermannrennen an. Bei den meisten privat organisierten Veranstaltungen wird dieses am gleichen Tag des Einladungsrennens veranstaltet, wobei die eingeladenen Teilnehmer vor oder nach der Masse des Jedermannrennens starten. Jedermannrennen finden mit unterschiedlichsten Teilnehmerzahlen und verschiedensten Hintergründen statt. Zu den großen Jedermannrennen zählen etwa der New-York-City-Marathon mit 37.000 Teilnehmern (2004), das weltgrößte Radrennen, die Cape Argus Pick'N'Pay Cycletour in Kapstadt, Südafrika mit mehr als 40.000 Teilnehmern (2001), die Vattenfall Cyclassics in Hamburg als Europas größtes Radsportevent für Jedermänner mit 22.000 Teilnehmern (2008) oder auch Originaletappen der Tour de France. Der German Cycling Cup ist die größte deutsche Rennserie für Jedermannrennen mit 25.000 Buchungen, die der Bund Deutscher Radfahrer und der Verband Deutscher Radrennveranstalter veranstalten.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Homepage "German Cycling Cup"

Weblinks


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