Jeff Koons

Jeff Koons
Jeff Koons, 2009

Jeff Koons (* 21. Januar 1955 in York, Pennsylvania) ist ein US-amerikanischer Künstler.

Koons verwendet Zeugnisse der Konsumkultur als Ausgangspunkte und verfremdet oder imitiert sie. Er bearbeitete so auch Objekte aus der Alltagskunst und der Werbung, greift wie letztere immer wieder auf sexuelle und andere Schlüsselreize zurück. Seine Kunstwerke wandeln aufgrund ihrer ironisierenden Wirkung zwischen Kitsch und Kunst.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Frühe Jahre

Sein Vater war Besitzer eines Möbelgeschäfts und Innenarchitekt. Arbeiten seines Sohnes stellte er in seinem Laden aus, so verkaufte Jeff Koons bereits als Elfjähriger sein erstes Bild. Ab 1972 studierte Jeff Koons am Maryland Institute College of Art in Baltimore; vorübergehend lernte er auch an der School of the Art Institute of Chicago (SAIC) und half im dortigen Museum für zeitgenössische Kunst aus. 1976 graduierte er zum Bachelor der schönen Künste und zog bald darauf nach New York City. Dort arbeitet er im Museum of Modern Art (MoMA). Er war an der Wall Street auch sechs Jahre lang als Warenbörsen-Broker tätig, vor allem im Baumwollhandel.

1979 bis 1988

Tulips: Jeff Koons' Tulpenstrauß in der Nord/LB in Hannover

Seine erste Einzelausstellung fand 1980 im New Museum of Contemporary Art in New York statt. Bekannt wurde er zunächst mit seinen in neonbeleuchteten Plexiglas-Vitrinen ausgestellten fabrikneuen Staubsaugern und Poliermaschinen (ab 1979/1980), von der Kritik als „Monumente der Sterilität“ wahrgenommen. Aufsehen erregten ferner seine Wassertanks mit schwebenden Basketbällen (1981-1985). Für die technische Umsetzung seiner Projekte arbeitete Koons auch schon mit Wissenschaftlern, unter anderem mit dem Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman, und mit Kunsthandwerkern zusammen. Der naive Appeal vieler seiner Werke kontrastiert so mit der Aura professioneller Manufaktur. Auch daher kann Koons zu den Neo-Konzept-Künstlern gerechnet werden. Andere bezeichnen ihn als Schöpfer sogenannter postironischer Kunst; in den 1980er-Jahren galt er außerdem noch als Vertreter des Neo-Geo-Stils. Er verwendete fast alle verfügbaren Medien und Formate bildender Kunst: Malerei, Installation, Fotografie und Skulpturen – Letztere aus Holz, Marmor, Glas oder Edelstahl. 1985 kaufte der zyprische Kunstsammler Dakis Joannou sein erstes Bild von Koons für 2700 Dollar, später wurde er zum begeisterten Sammler seiner Werke und baute die größte Jeff-Koons-Sammlung auf.

Weitere Werke waren dann mit Alkohol befüllte, spiegelnde Edelstahl-Karaffen unterschiedlicher gegenständlicher Form. Koons arbeitet hier mit einem bekannten Rum-Produzenten zusammen; sein „Bunny“, eine nach Vorbild eines aufblasbaren Häschens ebenfalls in spiegelndem rostfreiem Metall ausgeführte Skulptur von 1986, wurde schon als Symbol der Kunst des ausgehenden 20. Jahrhunderts bezeichnet. Eines von Koons Werken dieser Zeit versprach bereits in seinem Titel die „Einführung von Banalität/Alltäglichkeit“ - es zeigte ein dekorativ-kitschiges Schwein, begleitet von kleinen Putten und vorangetrieben von einem kleinen Jungen. Koons strebte mit seiner Kunst immer nach dem großen Publikum, offensichtlich nicht ganz erfolglos - seine Arbeiten gehören in China zu den meistkopierten Kunstwerken.

1988 bis 1999

Puppy: Jeff Koons' Hundewelpe vor dem Guggenheim-Museum in Bilbao

Von italienischen Fachkräften ließ Koons 1988 die Porzellanskulptur Michael Jackson and Bubbles anfertigen. Im gleichen Jahr fertigte ein Bildschnitzer in Südtirol aus Holz die 167 Zentimeter hohe Holzfigur Buster Keaton, die 2011 zur Sammlung Ileana Sonnabend gehörte.

Für seine Werkserie „Made in Heaven“ heuerte Jeff Koons um 1990 die ungarisch-italienische Skandal-Politikerin und Porno-Darstellerin Cicciolina (Ilona Staller) an, 1991 wurde die Heirat des Paares bekannt. Es entstanden Porzellan-Büsten der beiden sowie künstlerisch-kitschige Fotoarbeiten mit zum Teil vermeintlichen Sex-Szenen. Die Medien-Wirkung war immens. Koons hat diesen Abschnitt seines Schaffens auch als „befreiend“ bezeichnet; vielleicht meinte er damit den Abschied vom „braven Buben“-Image, welches ihm in der Kunstszene bis dato angehangen hatte. Nach den ersten veröffentlichten Aktfotos trainierte er jedenfalls vermehrt in Fitnessstudios, galt bald als „Gym-Dandy“.

Koons war inzwischen einer der höchstgehandelten lebenden Künstler geworden, seine Edelstahlskulpturen erzielten bereits Stückpreise von mehreren Millionen Dollar. 1992 überraschte er am Rande der Documenta IX - zu der er nicht offiziell als Künstler eingeladen war - mit dem Werk „Puppy“, einem zwölf Meter hohen „Hündchen“ bestehend aus 17.000 Blumen. Das Werk wurde im Hof des Residenzschloss Arolsen und vor dem Guggenheim-Museum Bilbao aufgestellt.

Die eher einer Inszenierung gleichende Ehe mit Ilona Staller wurde bereits im selben Jahr geschieden; aus der Verbindung ging ein Sohn hervor, um dessen Sorgerecht sich ein langjähriger Rechtsstreit entwickelte.

Seit 2000

Zwischenzeitlich zog sich Koons einige Jahre vom Kunstbetrieb zurück. Die Deutsche Guggenheim in Berlin zeigte im Jahr 2000 Koons neue Werkserie „Easyfun-Ethereal": aus Zeitschriftenwerbung zusammengesetzte und mit elektronischer Bildbearbeitung entstandene Collagen, malerisch großformatig und fotorealistisch auf Leinwand übertragen. Laut Kritik zelebrierten die aus Hochglanzabbildungen von Nahrungsmitteln und weiblichen Schlüsselreizen montierten, irritierenden Bilder kindliche Vergnügungen und erwachsenes sexuelles Begehren gleichzeitig. Zudem war er 2008 neben Sean Penn in dem Film „Milk“ zu sehen, in dem er den kalifornischen Politiker Art Agnos spielte.

Für die Saison 2007/2008 gestaltete er den Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper.

Von Jeff Koons gestalteter BMW M3 GT2

Im Jahre 2010 entwarf er für BMW das neueste Art Car Fahrzeug, ein BMW M3 GT2.[1], das mit den Fahrern Dirk Müller, Andy Priaulx und Dirk Werner am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilnahm; dem Fahrzeug war dabei kein sportlicher Erfolg beschieden.[2]

Urheberrecht

2006 hatte ein US-Gericht die Rechtmäßigkeit der Integration einer geschützten Photographie in eine Collage von Koons zu beurteilen. Es kam zu dem Schluss, es handle sich um Fair use.[3]

Koons und die Kunstszene

Koons distanzierte sich in Selbstaussagen von der Appropriation Art, der doch viele seiner Praktiken und Gesten unübersehbar entstammen. Nach Koons wendet diese Kunstrichtung illegale oder halblegale Aneignungsverfahren an, während er, beschlagen im Kunstmarketing und Wirtschaftsleben, sich stets um professionelles Rechtemanagement bemüht habe. Tatsächlich war jedoch gerade Koons in einen ziemlich spektakulären Urheberrechtsprozess verwickelt, den er auch verlor.

Die Einflüsse, welche in Koons bildnerisches Wirken eingingen, sind vielfältig. Sie reichen vom Rokoko über Dada und Surrealismus bis zur Pop Art und Konzeptkunst. Explizit positiv äußerte sich Jeff Koons beispielsweise über Salvador Dalí, zu dem er schon als junger Künstler Kontakt gesucht hatte, und über Roy Lichtenstein.

Einzelausstellungen

  • Jeff Koons Celebration, Neue Nationalgalerie, Berlin, 31. Oktober 2008 - 8. Februar 2009
  • Jeff Koons Versailles, im Schloss Versailles, 2008
  • Retrospektiv, Astrup Fearnley Museet for Moderne Kunst, Oslo, 2004
  • Jeff Koons: Highlights of Twenty-Five Years, C&M Arts, New York, 2004
  • Backyard, Galerie Max Hetzler, Berlin, 2004
  • Sonnabend Gallery, New York, 2003
  • Museo Archeologico Nazionale, Neapel, 2003
  • Jeff Koons. Bilder / Pictures 1980-2002, Kunsthalle Bielefeld, Bielefeld, 2002
  • Easyfun-Ethereal, Guggenheim Museum, NewYork; 25th São Paulo Biennial, 2002
  • Autour du Mondial, Grimaldi Forum, Monaco; Gallery Hyunay and Chosun Ilbo Art Museum, Seoul, 2002
  • Jeff Koons, Kunsthaus Bregenz, Bregenz, 2001
  • Edinburgh, Guggenheim Museum, Bilbao, 2001
  • Easyfun-Ethereal, Fruitmarket Gallery, Edinburgh, Guggenheim Museum, Bilbao, 2001
  • New Paintings, Gagosian Gallery, Los Angeles, 2001
  • Easyfun-Ethereal, Deutsche Guggenheim, Berlin, 2000
  • Puppy, Rockefeller Center, New York, 2000
  • Sonnabend Gallery, New York, 1999
  • Guggenheim Museum, Bilbao, Spanien, 1997
  • Anthony d’Offay Gallery, London, 1994
  • Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart, 1993
  • Made In Heaven, Galerie Lehmann, Lausanne, Schweiz, 1992
  • Made In Heaven, Christophe Van de Weghe, Brüssel, Belgien, 1992
  • Jeff Koons, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco, USA, 1992
  • Jeff Koons, Walker Art Center, Minneapolis, USA, 1992
  • Jeff Koons, Stedelijk Museum, Amsterdam, Niederlande, 1992
  • Made In Heaven, Sonnabend Gallery, New York, 1991
  • Made In Heaven, Galerie Max Hetzler, Köln, 1991
  • Jeff Koons - Nieuw Werk, Galerie 'T Venster, Rotterdamse Kunststichting, Rotterdam, Niederlande, 1989
  • Jeff Koons, Museum of Contemporary Art, Chicago, USA, 1988
  • Banality, Sonnabend Gallery, New York, 1988
  • Banality, Galerie Max Hetzler, Köln, 1988
  • Banality, Donald Young Gallery, Chicago, USA, 1988
  • The New: Encased Works 1981-1986, Daniel Weinberg Gallery, Los Angeles, USA, 1987
  • Luxury and Degradation, International With Monument Gallery, New York, 1986
  • Luxury and Degradation, Daniel Weinberg Gallery, Los Angeles, USA, 1986
  • Equilibrium, International With Monument Gallery, New York, 1985
  • Equilibrium, Feature Gallery, Chicago, USA, 1985
  • The New (window installation), The New Museum of Contemporary Art, New York, 1980

Literatur

Weblinks

 Commons: Jeff Koons – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. "BMW Art Car von Jeff Koons", Studio5555.de, abgerufen am 2. Januar 2011
  2. Jeff Koons nach Le Mans 2010: "Diese Rennwagen sind wie Gladiatoren", Bimmertoday.de, abgerufen am 2. Januar 2011
  3. Blanch v. Koons, 467 F.3d 244 (2d Cir. 2006)

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  • Koons — [ku:nz ], Jeff [dʒ̮ɛf] (amerikanischer Künstler) …   Die deutsche Rechtschreibung

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