- Jeffrey Sachs
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Jeffrey D. Sachs (* 1954 in Detroit) ist ein US-amerikanischer Ökonom und seit 2002 Sonderberater der Millennium Development Goals.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
1976 erhielt Sachs den Bachelorabschluss summa cum laude von der Harvard University und 1980 seinen Doktortitel, ebenfalls von der Harvard University.
1980 wurde er zunächst Lehrbeauftragter, 1983 auch Professor an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Harvard University.
Im Jahr 2002 wurde Sachs Direktor des “The Earth Institute at Columbia University”, Professor für nachhaltige Entwicklung und Professor für Gesundheitspolitik und -management an der Columbia Universität. Er ist ebenfalls Sonderberater für die Millennium Development Goals des Generalsekretärs der Vereinten Nationen Ban Ki-moon und Forschungsmitglied am National Bureau of Economic Research. Sachs war außerdem Berater für den IWF, die Weltbank, die OECD, die WTO und das UNDP.
In den 1980er und 1990er Jahren war er beratend für mehrere Staaten mit wirtschaftlichen Problemen aktiv: ab 1985 in Bolivien, ab 1989 in Polen, ab 1991 in Russland. Vor allem für die von ihm empfohlene Politik der raschen Privatisierung ("Schocktherapie", siehe auch Coupon-Privatisierung) trug ihm Kritik ein. Linke Ökonomen (zum Beispiel Josef Stiglitz [1]) sind der Meinung, dass seine "neoliberale" Herangehensweise zum raschen wirtschaftlichen Zusammenbruch des Ostblocks beigetragen habe. Ab 1994 war Sachs in Indien aktiv. Seit 1995 beschäftigt er sich besonders mit den Problemen Afrikas.
Ziele
Seine Idee, Entwicklungshilfe auf einer „klinischen Analyse“ des jeweiligen konkreten Patienten zu begründen, verwirft alle einfachen Problemlösungsvorschläge – ob diese nun marktradikaler („der Freihandel löst alle Probleme“) oder globalisierungskritischer und antikapitalistischer („die globalen Konzerne beuten die Armen aus und sind schuld an Hunger und Elend“) Natur sind.
Seine Forschungsinteressen gelten insbesondere der Verbindung zwischen Gesundheit und wirtschaftlicher Entwicklung, ökonomische Geographie, Globalisierung, Transformation zur Marktwirtschaft, internationalen Finanzmärkten, internationaler makroökonomischer Politikkoordination, emerging markets, Entwicklungsökonomik und wirtschaftliches Wachstum, globalem Wettbewerb und makroökonomischer Wirtschaftspolitik in Entwicklungs- und Industrieländern.
Sachs engagiert sich für weitgehenden Schuldenerlass für extrem arme Staaten und im Kampf gegen Krankheiten, insbesondere HIV/AIDS in Entwicklungsländern. Er kritisiert die WTO und den IWF, weil die Geldgeber dieser Organisationen nicht bereit seien, effektive Hilfe für die extrem Armen zu leisten. Der amerikanischen Regierung wirft er vor, dass sie nicht bereit sei, 0,7 % des Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen.
Sachs wurde für seine Forderung, die Entwicklungshilfe weiter zu steigern, von William Easterly kritisiert, da diese in der Vergangenheit höchstens bescheidene Erfolge erzielt hätte und eine "Planer-Mentalität" bzw. ein Top-Down-Ansatz wenig effektiv sei.
Werke (Auswahl)
- Developing country debt and economic performance (National Bureau of Economic Research Project Report). University of Chicago Press, Chicago, Ill. 1989
- The international financial system, ISBN 0-226-73332-7.
- Country studies. Argentina, Bolivia, Brazil, Mexico, ISBN 0-226-73333-5.
- Country studies. Indonesia, Korea, Philippines, Turkey, ISBN 0-226-73335-1.
- Developing country debt and the world economy (National Bureau of Economic Research Project Report). University of Chicago Press, Chicago, Ill. 1989, ISBN 0-226-73338-6.
- Development economics. Inframarginal versus marginal analysis. OUP, Oxford 2001, ISBN 0-631-22003-8.
- Das Ende der Armut. Ein ökonomisches Programm für eine gerechtere Welt (The end of poverty). Edition Pantheon, München 2006, ISBN 3-570-55012-5.
- In die Entwicklung investieren. Ein praktischer Plan zur Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele (Investing in development). Vereinte Nationen, New York 2005.
- Makroökonomik in globaler Sicht (Macroeconomics in the global economy). Oldenbourg Verlag, München 2001, ISBN 3-486-25826-5 (zusammen mit Felipe Larraín Bascuñán)
- Poland’s jump to the market economy (Lionel Robbins Lectures; 3). MIT Press, Cambridge, Mass. 1994, ISBN 0-262-69174-4.
- The rule of law and economic reform in Russia (John M. Olin Critical Issues Series). Westview Press, Boulder, Colo. 1997, ISBN 0-8133-3314-8 (zusammen mit Katharina Pistor)
- Stagflation in the World Economy. University Press, Cambridge, Mass. 1985, ISBN 0-674-23475-8 (zusammen mit Michael Bruno)
- Wohlstand für viele. Globale Wirtschaftspolitik in Zeiten der ökologischen und sozialen Krise (Common wealth). Siedler, München 2007, ISBN 978-3-88680-860-1.
Sekundärliteratur
- Hielscher, Stefan (2008): "Die Sachs-Easterly-Kontroverse: 'Dissent on Development' Revisited – Eine ordonomische Analyse zur Interdependenz von Sozialstruktur und Semantik moderner Entwicklungspolitik", in: ORDO - Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Band 59, S. 441-474. Text als Diskussionspapier zum Download (PDF)
Weblinks
Commons: Jeffrey Sachs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Sachs' persönliche Website am Earth Institute der Columbia University
- „Ich will keine Entschuldigungen mehr hören“. Interview in der Berliner Zeitung, 2. Juni 2007
- „In zehn Jahren müsste Afrika nicht mehr arm sein“. Interview im Tagesspiegel.
- Mr. Weltverbesserer, Porträt von Jeffrey Sachs im ORF
- Die Wandlung des Jeffrey Sachs, Die Zeit 38/2003
- Literatur von und über Jeffrey Sachs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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