Joachim von Beust

Joachim von Beust
Porträtgemälde von Joachim von Beust

Joachim von Beust (* 19. April 1522 in Möckern; † 4. Februar 1597 in Planitz) war ein deutscher Jurist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde als Sohn des Hauptmanns von Möckern Achim von Beust geboren. Aus einer alten märkischen Familie stammend, deren Stammgut im heutigen Kreis Stendal lag, ist er Stammvater aller noch jetzt lebender Personen mit dem Namen von Beust. Er studierte ab dem Sommersemester 1539 in Leipzig die Rechtswissenschaften, beschäftigte sich mit humanistischen Studien und erwarb sich im Sommersemester 1540 den Grad eines Baccalaureus der Sieben freien Künste. So kam er mit Martin Luther in Kontakt und bekannte sich früh zu dessen Lehre.

1544 ging er auf Veranlassung des Modestinus Pistoris nach Italien, studierte 1547 in Bologna, promovierte 1548 zum Doktor der Rechte und setzte seine Studien in Siena fort. Als der Kurfürst Moritz von Sachsen am 28. Juli 1550 das Wittenberger Hofgericht in Wittenberg wieder ins Leben rief, benannte er Benedikt Pauli, Michel Teubner und von Beust als Beisitzer. Damit war eine Professur der Digesten verbunden, am 22. Mai 1552 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg. Als Rat diente er den Landesherren bei verschiedenen Rechtsgeschäften mannigfaltiger Art und wurde ebenfalls 1550 als Professor der Rechtswissenschaften an die Universität Wittenberg berufen.

Als solcher war er 1555 an die zweite Professur an der Juristenfakultät aufgerückt. Kurfürst August von Sachsen ernannte ihn 1553 zum Rat von Haus aus, welche Stellung er nicht nur unter Kurfürst Christian I. beibehielt, sondern seit 1565 auch mit kurfürstlicher Genehmigung bei den Fürsten von Anhalt wirkte.

1556 heiratete er in Wittenberg, hatte dort ein Haus und erwarb sich später, durch den Tod mehrerer Brüder, 1580 ein Rittergut in Planitz, dem heutigen Stadtteil von Zwickau. Im Sommersemester 1562 war er Dekan der juristischen Fakultät, im Wintersemester 1555/56, im Wintersemester 1569/70, im Sommersemester 1578 bekleidete er das Rektorat der Leucorea und wurde 1580 an das von Meißen nach Dresden verlegte Konsortium berufen, wo er nun seinen Wohnsitz aufschlug, jedoch noch bis 1588 förmlich in der Universität verzeichnet wurde. Durch sein juristisches Wirken war er auch in die theologischen Streitigkeiten jener Zeit verwickelt. Von Dresden aus war er 1592 als Visitator tätig und zog sich 1593 aufgrund seines vorgerückten Alters nach Planitz zurück, wo er im Februar 1597 verstarb.

Sein juristisches Hauptwerk „Tractatus de sponsalibus et matrimoniis ad praxin forensem accommodatus“ (Wittenberg 1586), geht auf die akademische Tätigkeit des Verfassers zurück. Dies sollte Richtern als Führer durch das noch wenig ausgebildete evangelische Eherecht dienen. Mit diesem Werk wurde er der Begründer des sächsischen protestantischen Eherechts. Zudem ist er auch als Dichter in Erscheinung getreten.

Aus seiner in Wiesenburg am 2. August 1556 geschlossenen Ehe mit Barbara Brandt von Lindau, ist nur der am 13. Juli 1559 in Wittenberg geborenen Sohn Heinrich von Beust bekannt. Dieser war verheiratet mit Barbara Löser zu Leupnitz und hatte fünf Söhne und drei Töchter.

Werkauswahl

  • Tractatus de sponsalibus et matrimoniis ad praxin forensem accommodatus. Wittenberg 1586
  • Tractatus de jure connubiorum et dotium.
  • Lectura in D. Vet de Jurejurando. Wittenberg 1576
  • Christiados libellus.
  • de legum et ordinis politici dignitate“ in « Orationes postremae habitae … a Phil Melanthone Seite 516ff.

Literatur

  • Heinrich Theodor FlatheBeust, Joachim von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 587.
  • Familienartikel: Beust, Joachim von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 197.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Beust, Joachim von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 568.
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Verlag Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917
  • Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Band 3: Behandelte Personen mit den Nummern R 2001 – R 3000. Selbstverlag, Boppard 1964, R 2275.
  • Heinz Scheible: Melanchthons Briefwechsel kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Personen. Band 11: A–E. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2003, ISBN 3-7728-2257-6.
  • Gustav C. Knod: Deutsche Studenten in Bologna (1289–1562). Biographischer Index zu den Acta natiois Germanicae universitatis Bononiensis. Verlag R. v. Decker, Berlin 1899, S. 42 (72).
  • Helmar Junghans: Verzeichnis der Rektoren, Prorektoren, Dekane, Professoren und Schloßkirchenprediger der Leucorea vom Sommersemester 1536 bis zum Wintersemester 1574/75. In: Irene Dingel, Günther Wartenberg (Hrsg.): Georg Major (1502–1574). Ein Theologe der Wittenberger Reformation. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2005, ISBN 3-374-02332-0, (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie 7), (Wittenberger Frühjahrstagung 1, 9.–11. März 2000).
  • Karl von Weber: Dr. Joachim Beust. In: Archiv für die sächsische Geschichte. 6, 1868, ZDB-ID 280273-9, S. 337–381 (Online bei Google Buchsuche).
  • Beust (Joachim von). In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 3, Leipzig 1733, Spalte 1582.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Von Beust — Wappen derer von Beust Beust ist der Name eines alten altmärkischen Adelsgeschlechts mit dem Stammhaus Büste bei Stendal. Es erschien urkundlich erstmals 1228 mit Henricus de Bujez, nobilis, mit dem auch die Stammreihe beginnt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Beust — ist der Nachname von: Achim Helge Freiherr von Beust (* 1917; † 2007), Politiker in Hamburg Adam Liebermann von Beust (* um 1650; † 1706/07), Geheimer Rat, Kammerrat und Amtshauptmann Ernst August von Beust (* 1783; † 1859), preußischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Beust (Adelsgeschlecht) — Wappen derer von Beust Beust ist der Name eines alten altmärkischen Adelsgeschlechts mit dem Stammhaus Büste bei Stendal. Es erschien urkundlich erstmals 1228 mit Henricus de Bujez, nobilis, mit dem auch die Stammreihe beginnt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Beust — Beust, 1) Joachim von, berühmter Gelehrter, geb. 1522 in Möckern, 1551 Professor zu Wittenberg, 1580 Konsistorialrat in Dresden, starb 1597. Von seinen Schriften wurde die »Enarratio evangeliorum et epistolarum« elfmal aufgelegt. 2) Ernst August …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Beust — Beust, Familie in Thüringen u. Altenburgschen, welche aus der Mark Brandenburg stammt. 1) Joachim von B., geb. 1522 zu Möckern, wurde 1549 Kurfürstlich sächsischer Rath, 1551 Professor in Wittenberg, 1580 Consistorialrath in Dresden u. 1591… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • von — /von/; Ger. /fawn/, unstressed /feuhn/, prep. from; of (used in German and Austrian personal names, originally to indicate place of origin and later to indicate nobility): Paul von Hindenburg. * * * (as used in expressions) Friedrich Leopold… …   Universalium

  • Johann Georg von Godelmann, — Johann Georg Gödelmann, (auch: Godelmann; * 12. Mai 1559 in Tuttlingen; † 20. März 1611 in Dresden) war ein deutscher Jurist, Diplomat und Hexentheoretiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Hexentheoretiker 3 Werkauswahl …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Georg von Gödelmann — Johann Georg Gödelmann, (auch: Godelmann; * 12. Mai 1559 in Tuttlingen; † 20. März 1611 in Dresden) war ein deutscher Jurist, Diplomat und Hexentheoretiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Hexentheoretiker 3 Werkauswahl …   Deutsch Wikipedia

  • Andreas von Rauchbar — (* 1559 in Quedlinburg; † 12. September 1602 ebenda) war ein deutscher Rechtsgelehrter, später kursächsischer Geheimrat und Vizekanzler sowie Erbherr auf Hemsendorf. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Dorothea von Sachsen-Lauenburg — (* 11. März 1543 in Lüneburg; † 5. April 1586 in Herzberg) war eine Prinzessin von Sachsen Lauenburg und durch Heirat Herzogin von Braunschweig Grubenhagen. Leben Dorothea war die älteste Tochter des Herzogs Franz I. von Sachsen Lauenburg… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”