Carl Leonhard Reinhold

Carl Leonhard Reinhold
Carl Leonhard Reinhold, Stich von Johann Christian Benjamin Gottschick nach einer Zeichnung von Johann Heinrich Lips

Carl Leonhard Reinhold (* 26. Oktober 1757 in Wien; † 10. April 1823 in Kiel) war Philosoph und als Schriftsteller der wichtigste aus Österreich stammende Vertreter der deutschen Aufklärung.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

In Wien trat Reinhold 1772 in den Jesuitenorden ein. 1774 erfolgte ein Übertritt in den Barnabitenorden. Er studierte dort Philosophie und Theologie und wurde 1778 Lehrer für Philosophie im Barnabitenkollegium. 1780 wurde er zum Priester geweiht und damit Ordensgeistlicher. 1781 wurde er Mitglied der FreimaurerlogeZur wahren Eintracht“ in Wien.

Im November 1783 floh der sich nunmehr als Aufklärer verstehende Reinhold aus dem Wiener Kloster „St. Michael“ nach Leipzig. Anschließend reiste er nach Weimar. Hier fand 1784 sein Übertritt zum protestantischen Bekenntnis statt, was durch Anregung und unter Aufsicht Johann Gottfried Herders erfolgte. Im Mai desselben Jahres lernte er Christoph Martin Wieland kennen und wurde Mitarbeiter an Wielands Literaturzeitschrift „Der Teutsche Merkur“. Für diesen verfasste er 1786 die „Briefe über die Kantische Philosophie“, die 1790 auch als Buch erschienen und wesentlich zur Popularisierung des Kantianismus beitrugen. 1785 heiratete er Wielands Tochter Sophie Katharina Susanne und wurde sachsen-weimarischer Hofrat. Bereits 1783 war er Illuminat mit dem Namen 'Decius' geworden und wurde 1787 „Präfekt“ des Ordens in Jena.

1787 erhielt Reinhold an der Universität Jena eine außerordentliche Professur für Philosophie, 1791 wurde er dort Professor ordinarius supernumerarius und war durch seine Popularität und sein Engagement für die Kantische Philosophie stark daran beteiligt, Jena zum Zentrum der deutschen Philosophie dieser Jahre zu machen. Reinhold war in Jena einflussreicher Lehrer von Novalis, Franz Paul von Herbert, Johann Benjamin Erhard, Friedrich Karl Forberg und Friedrich Immanuel Niethammer. 1794 übernahm er dauerhaft eine ordentliche Professur in Kiel.

In den 1790er Jahren näherte sich Reinhold eklektisch einerseits an Johann Gottlieb Fichte und andererseits an Friedrich Heinrich Jacobi an, ab 1800 wandte er sich dem Stuttgarter protestantischen Theologen, Philosophen und Gymnasialprofessor Christoph Gottfried Bardili, einem Vetter Schellings, zu, dann auch Johann Friedrich Herbart. In seiner Spätphilosophie wandte er sich - besonders in den Schriften „Rüge einer merkwürdigen Sprachverwirrung unter den Weltweisen“ (1809) und „Grundlegung einer Synonymik für den allgemeinen Sprachgebrauch in den philosophischen Wissenschaften“ (1812) - einer auf Sprachkritik basierenden Philosophie zu , womit er als Vorläufer des „linguistic turn“ der Philosophie gelten kann.

Im Jahr 1808 wurde Reinhold Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München und 1809 Mitglied der Loge „Amalia“ in Weimar. 1815 wurde er Mitglied der „Ritter vom Danebrog“. 1816 wurde er zum königlich-dänischen Etatsrat ernannt. Von 1820 bis zu seinem Tod war er Meister vom Stuhl der Loge „Luise zur gekrönten Freundschaft“ in Kiel. In dieser Zeit war er Mitarbeiter in Johann Christoph Bodes „Bund der deutschen Freimaurer“ sowie an Friedrich Ludwig Schröders Logenreform („Schrödersche Lehrart“), deren reformerische Modifikationen noch heute in vielen in- und ausländischen Freimaurerlogen praktiziert werden. Nach Bodes Tod führte er die Arbeit unter der Bezeichnung „Der moralische Bund der Einverstandenen“ fort.

Reinhold gilt als Wegbereiter der Rezeption der kritischen Transzendentalphilosophie Immanuel Kants im deutschen Sprachraum. Er versuchte, die kritische Philosophie zu einer „Elementarphilosophie“ auszubauen, in der Vernunft und Sinnlichkeit aus dem Vorstellungsvermögen abgeleitet werden. Mit seinen dahingehend zentralen Schriften „Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögen“ (1789), „Beyträge zur Berichtigung bisheriger Missverständnisse der Philosophen, Erster Band“ (1790) und „Ueber das Fundament des philosophischen Wissens“ (1791) leistete er einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Philosophie des Deutschen Idealismus.

Das gemeinsame Grabmal für ihn und Jens Immanuel Baggesen befindet sich auf dem Parkfriedhof Eichhof bei Kiel. Im Jahr 1961 wurde in Wien Donaustadt (22. Bezirk) die Reinholdgasse nach ihm benannt.

Schriften (Auswahl)

  • Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögen, 1789, herausgegeben von Ernst-Otto Onnasch, 1. Teilband, Felix Meiner Verlag: Hamburg 2010
  • Briefe über die Kantische Philosophie, Erster Band 1790, Zweiter Band 1792
  • Beyträge zur Berichtigung bisheriger Missverständnisse der Philosophen, Erster Band, 1790
  • Rüge einer merkwürdigen Sprachverwirrung unter den Weltweisen, 1809
  • Grundlegung einer Synonymik für den allgemeinen Sprachgebrauch in den philosophischen Wissenschaften, 1812
  • Kritik des Sprachgebrauchs in der Philosophie (E-Text)
  • Ueber das Fundament des philosophischen Wissens, 1791
  • Korrespondenz 1773-1788, Herausgeber R. Lauth, E. Heller u. K. Hiller, Stuttgart, Wien 1983

Literatur

  • Jendris Alwast: Carl Leonhard Reinhold. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 1555–1558.
  • Martin Bondeli: Das Anfangsproblem bei Karl Leonhard Reinhold. Eine systematische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchung zur Philosophie Reinholds in der Zeit von 1789 bis 1803. Frankfurt am Main 1995, ISBN 978-3-465-02643-3
  • Gerhard W. Fuchs: Karl Leonhard Reinhold - Illuminat und Philosoph. Eine Studie über den Zusammenhang seines Engagements als Freimaurer und Illuminat mit seinem Leben und philosophischen Wirken. Frankfurt am Main 1994
  • Yun Ku Kim: Religion, Moral und Aufklaerung. Reinholds philosophischer Werdegang. Frankfurt am Main u. a. 1996
  • Prantl: Reinhold, Karl Leonhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 82–84.

Weblinks

 Commons: Carl Leonhard Reinhold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Karl Leonhard Reinhold – Quellen und Volltexte

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