Johann Gerhard Oncken

Johann Gerhard Oncken
Johann Gerhard Oncken

Johann Gerhard Oncken (* 26. Januar 1800 in Varel, Niedersachsen; † 2. Januar 1884 in Zürich) ist der Begründer der deutschen und kontinentaleuropäischen Baptistengemeinden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hotel Victoria in Varel

Johann Gerhard Oncken wurde im Hause seines Großvaters, des Perückenmachers Johannes Vaubel, in Varel, Lange Straße, geboren. An der Stelle seines Geburtshauses steht heute das Geschäftshaus Hruschka. Die Mutter Anna Elisabet Vaubel lebte bei ihren Eltern, weil der Vater ihres Sohnes sie verlassen hatte und aus politischen Gründen nach England ausgewandert war. In einem Schreiben, das an den Pastor der lutherischen Gemeinde Varels adressiert ist, erklärte sich Gerhard Oncken als Vater des Kindes.

Anfänge

Oncken wuchs vaterlos auf. Da seine Mutter für den Lebensunterhalt zu sorgen hatte, wurde er unter der Obhut seiner Großeltern erzogen. Schon früh arbeitete er in der Gaststätte Zum weißen Roß (heute: Hotel Victoria) als Billardjunge und lernte hier den englischen Kaufmann John Walker Anderson kennen. Dieser nahm den aufgeweckten Jungen als Auszubildenden mit – zunächst nach Hamburg und später nach Leith, einem Vorort von Edinburgh in Schottland. Während seiner kaufmännischen Lehre begleitete der junge Oncken seinen Lehrherrn auf vielen Reisen nach England, den Niederlanden und Frankreich.

In England kam Oncken mit so genannten "erweckten" Kreisen in Berührung und kehrte als überzeugter Christ und Buchhändler nach Deutschland zurück.

Missionar in Hamburg

Er nahm seinen Wohnsitz in Hamburg und begann hier mit einer Missionstätigkeit unter Seeleuten und Kindern aus sozial schwachen Familien. 1824 gründete er mit dem evangelischen Pastor Rautenberg eine Sonntagsschule im Hamburger Stadtteil St. Georg, um die ärmsten Kinder sowohl im christlichen Glauben als auch im Lesen und Schreiben zu unterrichten. Diese Sonntagsschule wird zur Keimzelle des Kindergottesdienstes und der von Johann Heinrich Wichern begründeten Inneren Mission.

Baptistischer Kirchengründer in Kontinentaleuropa

Hamburger Bürgereid, von Oncken unterschrieben

Durch das intensive Studium der Bibel wuchs in Oncken die Einsicht, dass eine christliche Kirche nur aus solchen bestehen kann, die sich persönlich für ein Leben in der Nachfolge Jesu Christi entschieden haben und sich aufgrund dieser Entscheidung taufen lassen. Eine Bindung der Kirche an den Staat hielt er fortan für unbiblisch.

1834 ließ Oncken sich mit sechs weiteren Menschen vom amerikanischen Baptistenpastor Barnas Sears in der Elbe bei Hamburg taufen. Im Anschluss an die Taufe wurde die erste deutsche Baptistengemeinde gegründet und Oncken als ihr Ältester und Prediger berufen. In der Folgezeit entwickelte Oncken von Hamburg aus eine umfangreiche Missionstätigkeit. Fast alle europäischen Baptistenkirchen haben in der Pionierarbeit Onckens ihre Wurzeln. Besonders stark entwickelten sich die Baptistengemeinden im osteuropäischen Raum, wo evangelisch und baptistisch häufig fast identische Begriffe sind.

Ein besonderer Freudentag für Oncken war die am 20. Juli 1856 vollzogene Gründung einer selbständigen Baptistengemeinde in seiner Geburtsstadt Varel.

Familie

Oncken heiratete am 19. Mai 1828 die Londonerin Sarah Mann, mit der er sieben Kinder hatte. Sie starb 1845. Zwei Jahre nach ihrem Tod vermählte er sich mit Ann Dogshun, einer Witwe aus Yorkshire. Sie verstarb 1873. Die Ehe blieb kinderlos. 1875 heiratete Oncken Jane Clark, die ebenfalls aus Großbritannien stammte.

Tod und Würdigungen

Ehrengrab Onckens auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg
Straßenschild in Varel

Oncken starb am 2. Januar 1884 in Zürich. Vier seiner acht Kinder waren ihm im frühesten Alter vorangegangen. Seine Grabstätte, heute als hansestädtisches Ehrenmal gepflegt, findet sich auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg. Seine Heimatstadt Varel nennt ihn „einen ihrer bedeutendsten Söhne“ (Wilhelm Kuck, Die Straßen von Varel und ihre Geschichte, Varel 1991, S. 81). Mehrere Städte haben Straßen nach ihm benannt, so zum Beispiel seine Heimatstadt Varel, Delmenhorst und Wustermark-Elstal. Auch ein Kirchengebäude, die evangelisch-freikirchliche Oncken-Kirche in Hamburg, Grindelallee wurde ihm gewidmet.

Literatur

  • Hans Luckey, Johann Gerhard Oncken (Kassel 1956)
  • Günter Balders, Theurer Bruder Oncken - Das Leben Johann Gerhard Onckens in Bildern und Dokumenten (Kassel 1978)
  • Wilhelm Kuck, Die Straßen von Varel und ihre Geschichte (Varel 1991), S. 81

Siehe auch

Weblinks


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