Johann Heinrich Böhmcker

Johann Heinrich Böhmcker

Johann Heinrich Böhmcker (* 22. Juli 1896 in Bosau-Braak; † 16. Juni 1944 bei Hannover) war ein NSDAP-Politiker und Bremer Bürgermeister.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anfänge

Böhmcker war der Sohn eines Bauern und besuchte das Voß-Gymnasium in Eutin. Im Ersten Weltkrieg diente er als Soldat, bevor er von 1919 bis 1921 in Kiel, Göttingen und München Rechtswissenschaften studierte. 1927 bestand er das Assessorenexamen des Referendariats und wurde anschließend selbstständiger Rechtsanwalt in Eutin.

Politisches Leben

Bereits 1925 war Böhmcker der Sturmabteilung (SA) beigetreten, zwei Jahre später folgte die Mitgliedschaft in der NSDAP. Weitere drei Jahre darauf, 1930, wählte man ihn in den Stadtrat Eutins und 1931 in den Oldenburgischen Landtag. Er fiel insbesondere durch emotional vorgetragene Reden und rabiates Verhalten auf, welches ihm schon nach kurzer Zeit den Spitznamen „Lattenheini“ einbrachte. 1932 wurde er Regierungspräsident des Landesteils Lübeck des Freistaates Oldenburg. In dieser Funktion befahl er 1933 die Errichtung des KZ Eutin - das ab Oktober 1934 z.T. als KZ Ahrensbök weitergeführt wurde. Im darauffolgenden Jahr übernahm er zudem die Führung der SA-Gruppe Nordsee.

1936 gründete er – wohl um sein Image als Kunstbanause aufzubessern – den Eutiner Dichterkreis, in dem „heimatverbundene“ norddeutsche Schriftsteller engen Kontakt mit Nazi-Größen pflegten.[1]

Nach der Auflösung des Landesteiles Lübeck wurde er am 16. April 1937 vom Reichsstatthalter Carl Röver in das Amt des Bürgermeisters von Bremen eingesetzt. Mit diesem geriet Böhmcker in den Folgejahren jedoch immer wieder in Konflikt, da Röver die Stellung Oldenburgs stärken wollte und Böhmcker die Bremens. Im Jahre 1939 gelang es ihm, einige Gebietsveränderungen zugunsten der Stadt durchzusetzen. 1940 wurde ihm von der SA der Rang eines Obergruppenführers zugesprochen. Während seiner gesamten Amtszeit gelang es Böhmcker nicht, sein bereits aus Eutin bekanntes grobes Verhalten zu ändern. Zudem ließ er politische Gegner mit Nachdruck und ohne Rücksicht verfolgen.

Tod

Johann Heinrich Böhmcker verstarb am 16. Juni 1944 im Alter von 47 Jahren während einer Eisenbahnfahrt in der Nähe von Hannover. Da er seit 1943 am Endsieg gezweifelt haben soll, gibt sein Tod Historikern bis heute Anlass zu Mutmaßungen über eine eventuelle Ermordung.

Familie

Der Lübecker NSDAP-Senator Hans Böhmcker (1899-1942) war sein Vetter.

Einzelnachweise

  1. Lawrence D. Stokes: Kleinstadt und Nationalsozialismus: Ausgewählte Dokumente zur Geschichte von Eutin 1918–1945. Neumünster: Wachholtz, 1984.. (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins; Bd. 82.) ISBN 3-529-02182-2

Literatur

  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, 2003, ISBN 3-86108-693-X
  • Otto Rönnpag - J.H. Böhmckers Machtergreifung in Eutin 1932 - in: Jahrbuch für Heimatkunde (Heimatverband Eutin), Eutin 1995 (Seite 101-109)

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich Böhmcker — Johann Heinrich Böhmcker (* 22. Juli 1896 in Bosau Braak; † 16. Juni 1944 bei Hannover) war ein NSDAP Politiker und Bremer Bürgermeister. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Einzelnachweise 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann-Heinrich-Voß-Gymnasium — Johann Heinrich Voß Schule Schulform Gymnasium Gründung 1566 Ort …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Otto Seetzen — Heinrich Otto Seetzen, genannt Heinz Seetzen, (* 22. Juni 1906 in Rüstringen Wilhelmshaven; † 28. September 1945 in Hamburg Blankenese (Suizid)) war SS Standartenführer und Oberst der Polizei und für den Massenmord an Zivilisten in der Ukraine… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Seetzen — Heinrich Otto Seetzen, genannt Heinz Seetzen, (* 22. Juni 1906 in Rüstringen Wilhelmshaven; † 28. September 1945 in Hamburg Blankenese (Suizid)) war ein deutscher Jurist, der zur Zeit des Nationalsozialismus bis zum SS Standartenführer und Oberst …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Böhmcker — (* 6. November 1899 in Schwartau; † 18. Oktober 1942) war nationalsozialistischer Senator der Hansestadt Lübeck und nebenher zeitweilig unter dem Reichskommissar für die besetzten Niederlande, Arthur Seyß Inquart, Beauftragter des Deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Böhmker — Böhmcker bzw. Böhmker ist ein deutscher Familienname. Böhmcker ist der Familienname von Johann Heinrich Böhmcker (1896–1944), Bremer Bürgermeister Hans Böhmcker (1899–1942), Justizsenator in Lübeck und Beauftragter der Nationalsozialisten für die …   Deutsch Wikipedia

  • Heinz Seetzen — Heinrich Otto Seetzen, genannt Heinz Seetzen, (* 22. Juni 1906 in Rüstringen Wilhelmshaven; † 28. September 1945 in Hamburg Blankenese (Suizid)) war SS Standartenführer und Oberst der Polizei und für den Massenmord an Zivilisten in der Ukraine… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Boh — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Bremens — Stadtwappen Die Geschichte der Freien Hansestadt Bremen ist von der Hanse, vom Handel und der Seefahrt sowie vom Streben nach Selbständigkeit geprägt. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Ursprünge …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Bremer Senatoren — In der Liste der Bremer Senatoren sind auch die Präsidenten des Senats, die auch Bürgermeister und zumeist auch Senatoren waren und die Bürgermeister als Stellvertreter des Präsidenten des Senats enthalten. Kurzfristig geschäftsführende… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”