- Johann IX. Philipp von Walderdorff
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Johann Philipp Reichsgraf von Walderdorff (* 24. Mai 1701 auf Schloss Molsberg bei Montabaur; † 12. Januar 1768) war als Johann IX. von 1756 bis 1768 Erzbischof und Kurfürst von Trier, sowie ab 1763 Fürstbischof von Worms.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Frühe Jahre
Johann Philipp von Walderdorff war der bedeutendste Vertreter des Westerwälder Adelsgeschlechts Walderdorff. Er wurde geboren als Sohn des kaiserlichen Obristen Reichsfreiherr Carl Lothar von Walderdorff zu Molsberg und Isenberg († 1722) und dessen Gattin Anna Katharina Elisabeth Freiin von Kesselstatt († 1733), studierte von 1720 - 1722 an der von den Jesuiten geleiteten Universität Mainz, hielt sich 1722 - 1724 zur "Grand Tour" in Frankreich auf und wurde am 3. September 1739 zum Generalvikar des Erzstiftes Trier ernannt. 1742 wählte man ihn dort zum Domdekan und er erhielt als solcher am 7. Oktober des Jahres die Priesterweihe.
Bischof und Kurfürst
Am 16. September 1754 ernannte ihn Papst Benedikt XIV. zum Koadjutor von Kurfürst-Erzbischof Franz Georg von Schönborn und zum Titularerzbischof von Patras; er war der französische Wunschkandidat. Die Bischofsweihe erteilte ihm sein Kurfürst am 15. Juni 1755 in der Kapuzinerkirche zu Koblenz-Ehrenbreitstein. Nach dem Tod Schönborns (18. Januar 1756) folgte er diesem im Amt nach, am 16. Februar 1756 erhielt er das erzbischöfliche Pallium.
Von 1756 bis 1768 regierte er als Erzbischof und Kurfürst von Trier, 1763 wurde Walderdorff zusätzlich auch Fürstbischof von Worms. Seine rege Bautätigkeit bezeugen noch heute das Kurfürstliche Palais zu Trier, Schloss Engers in Neuwied und das Familienschloss Molsberg im Westerwald, das durch den Tod des Bauherren allerdings ein Torso blieb.
Johann Philipp von Walderdorff war ein leidenschaftlicher Jäger, liebte den barocken Prunk und stellte diesen auch an seinem Hof dar. Da er sich als umgänglicher Charakter gerne auch von anderen leiten ließ, galt er eher als ein schwacher Kurfürst. Auf religiösem Gebiet führte er das Ewige Gebet ein.[1] Außerdem ließ er 1765 in Ehrenbreitstein feierlich den Hl. Rock ausstellen und rief dazu eine Wallfahrt aus.[2]
Im "Denkwürdigen rheinischen Antiquarius" heißt es 1851 über Johann Philipp von Walderdorff:
„Ein Herr von äußerst einnehmender Gesichts-Bildung und einem aufrichtigen Hertzen; sein Character war edel und sehr sanftmütig, seine Humeur allzeit aufgeweckt, sein Verstand männlich, und seine Beurtheilungskraft gesund. Er war fromm ohne Heuchelen, herablassend, gnädig und freundlich gegen jederman; äußerst wohlthätig und freygebig, auch sehr mitleidig gegen die Armen und von einem starcken und gesunden Temperament. Er hatte von den Geschaften einen leichten Begriff und eine sehr gesunde Beurtheilung. Unter wenigen Kurfürsten sind so viel heilsame Verordnungen erlassen worden, als eben unter dieses Kurfürsten 12-jähriger Regierung. Er kränkte mit Wissen keinen Menschen, wurde allgemein geliebt, und doch dabey geforchtet; er pflegte nie, wie sein Herr Vorfahrer (Vorgänger), dem Volk so leicht den Segen zu ertheilen, sonderen einen jeden auf das Herablassenste zu grüßen.“
– Christian von Stramberg und Anton Joseph Weidenbach:Denkwürdiger und Nützlicher rheinischer antiquarius, Band 1, Teil 1, 1851
In der "Theologischen Realenzyklopädie" (2002) schreibt Gerhard Müller über ihn, dass er bei der Bevölkerung beliebt gewesen sei, da seine Herrschaft weder durch private noch öffentliche Schulden getrübt war. Seine Regierung habe dem Wahlspruch geglichen, den er am Walderdorff- Palais in Trier anbringen ließ:"Uns wohl und niemandem übel".[3] Walderdorff war dezidiert fromm, er besuchte täglich die Hl. Messe und zelebrierte sie stets persönlich an allen Sonn- und Feiertagen.[4]
Sein Bruder war Adalbert II. von Walderdorff (1697-1759), Fürstabt und Bischof von Fulda, sein Neffe Philipp Franz Wilderich von Walderdorff (1739-1810), letzter Fürstbischof von Speyer[5]
Grab
Johann Philipps imposantes, klassizistisches Grabdenkmal befindet sich im Trierer Dom, vorn links, vor dem Eingang zur Sakramentskapelle. Auf ihm ist der Bischof in liegender Pose dargestellt, neben ihm steht ein mächtiges Totengerippe mit Sense. In dem Buch "Baugeschichtlicher Führer durch Trier" ( Regierungs- und Baurat von Behr, Trier, 1909) heißt es darüber, dass das Gerippe aus weißem Marmor in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Grab entfernt und ins Dommuseum ausgelagert wurde, da es für die Gemeinde zu furchterregend aussah. Heute ist das Grabdenkmal wieder im Originalzustand.[6]
Literatur
- Bernhard Endrulat: Johann IX. Philipp, Erzbischof und Kurfürst von Trier. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 430.
- Christian von Stramberg und Anton Joseph Weidenbach: Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius, Band 1, Teil 1, 1851; Abschnitt über Johann Philipp von Walderdorff
Weblinks
Commons: Johann Philipp von Walderdorff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eintrag auf catholic-hierarchy.org
- Johann Philipp von Walderdorff in den Saarländischen Biografien
- Johann Philipp von Walderdorff im Portal Rheinische Geschichte
Einzelnachweise
- ↑ Zur Einführung des Ewigen Gebetes durch Bischof Walderdorff
- ↑ Zur Hl. Rock-Ausstellung bzw. Wallfahrt 1765
- ↑ Zur Beurteilung in der "Theologischen Realenzyklopädie", Band 34, Seite 86, 2002
- ↑ Zur Frömmigkeit des Kurfürsten
- ↑ Zum Verwandtschaftsverhältnis der beiden Bischöfe
- ↑ Zum Grab von Bischof Walderdorff und der zeitweisen Entfernung der Gerippefigur
Vorgänger Amt Nachfolger Franz Georg von Schönborn Kurfürst und Erzbischof von Trier und Fürstabt von Prüm
1756–1768Clemens Wenzeslaus von Sachsen Vorgänger Amt Nachfolger Johann Friedrich Karl von Ostein Fürstbischof von Worms
1763–1768Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim Kategorien:- Römisch-katholischer Bischof (18. Jahrhundert)
- Erzbischof von Trier
- Kurfürst (Trier)
- Bischof von Worms
- Deutscher
- Geboren 1701
- Gestorben 1768
- Mann
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