- Johann Julius Siben
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Dr. Julius Siben in der Festschrift zum 25 jährigen Gründungsjubiläum der Katholischen Studentenverbindung "Alemannia" München, 1906
Johann Julius Siben (* 11. April 1851 in Deidesheim; † 4. Oktober 1907 ebenda) war eine führende Persönlichkeit des politischen Katholizismus in der Pfalz und Weingutsbesitzer in der pfälzischen Kleinstadt Deidesheim, der er auch zehn Jahre lang als Bürgermeister vorstand.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Sibens Vater war Georg Siben, er war Weingutsbesitzer und Bürgermeister von Deidesheim; seine Mutter hieß Apollonia. Er hatte sechs Geschwister, sein Bruder Josef Siben war Mitglied der Bayerischen Abgeordnetenkammer. Am 17. Juni 1876 heiratete er in Landau Barbara Josephina Augusta Kuhn, die Tochter eines Anwalts. Ihr Sohn Arnold hatte wie Siben das Bürgermeisteramt in Deidesheim inne; er übte es von 1920 bis 1933 aus.
Biografie
Von 1864 bis 1869 besuchte Siben das Gymnasium in Speyer, er verließ es als bester Absolvent seines Jahrgangs. Anschließend studierte er in Bonn, Heidelberg und Würzburg Philosophie und Jura; die Promotion zum Doktor in beiden Disziplinen erfolgte in Heidelberg. Danach war er als Referendar in Neustadt und Landau tätig, in Speyer legte er das große juristische Staatsexamen ab. Siben übernahm nach dem unerwarteten Tod seines Vaters 1878 das väterliche Weingut, was ihn davon abhielt, eine akademische Laufbahn einzuschlagen.
Siben setze sich für die Interessen der Katholiken in der Pfalz ein. Er war Hauptredner und Leiter der Pfälzischen Katholikenversammlung am 28. Juli 1889 in Neustadt, an der etwa 12.000 Personen teilnahmen, um gegen „die Zwangsjacke zu protestieren, die der Staat der Kirche angelegt hatte“[1]. Am 23. September 1889 wirkte Siben an einer ähnlichen Veranstaltung in München mit. 1890 war Siben Redner auf dem Koblenzer Katholikentags, wo er vor den Gefahren des Staatskirchentums warnte, und 1891 sprach er auf der ersten großen Versammlung des Volksvereins für das katholische Deutschland in Köln. Des Weiteren engagierte sich Siben auch in der Görres-Gesellschaft und im Albert-Magnus-Verein.
Seit 1884 hatte Siben einen Sitz im Stadtrat von Deidesheim inne, war seit 1885 erster Beigeordneter der Stadt und stand Deidesheim von 1895 bis 1905 als Bürgermeister vor.
Wirken in Reichs- und Landespolitik
Das Familienvermögen bot Siben Gelegenheit, sich politisch zu engagieren. Seine konservativ-katholische Familientradition führte ihn der Zentrumspartei zu; für sie kandidierte er erstmals bei der Reichstagswahl 1877 im Wahlkreis Speyer-Ludwigshafen für einen Sitz im Reichstag. Er hatte jedoch gegen die starke Dominanz der Liberalen in der Rheinpfalz keine Chance; dasselbe Bild bot sich auch bei den Reichstagswahlen der nächsten 25 Jahre, bei denen Siben wieder kandidierte.
Zusammen mit dem Speyerer Publizist Eugen Jäger und dem Gymnasiallehrer Franz Xaver Schädler war Siben 1882 an der Gründung des Pfälzischen Zentrumsvereins beteiligt und wurde auf Vorschlag Jägers zum ersten Vorsitzenden gewählt; dieses Amt übte er die nächsten 25 Jahre lang ohne Unterbrechung aus[1].
Um die Vormachtstellung der Liberalen in der Pfalz zu brechen, schlossen die SPD und das Zentrum 1899 ein Wahlbündnis. Das angestrebte Ziel konnte erreicht werden und Siben wurde im Wahlkreis Speyer in den die Kammer der Abgeordneten des Königreichs Bayern gewählt. Im Jahr 1905 gelang es ihm ein weiteres Mal, in der Kammer der Abgeordneten einen Sitz zu erlangen[2]. Eine mögliche weitergehende politische Karriere verhinderte ein Herzleiden Sibens, weswegen er im Frühjahr 1907 auf den Vorsitz des pfälzischen Zentrums und auf eine weitere Landtagskandidatur verzichtete.
Einzelnachweise
- ↑ a b Kurt Andermann, Berthold Schnabel: Deidesheim - Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0418-4
- ↑ Johann Julius Siben in der Parlamentsdatenbank beim Haus der Bayerischen Geschichte
Weblinks
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