- Eugen Jäger
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Eugen Jäger (Taufname Franz Paul Joseph Eugen Jäger; * 27. August 1842 in Annweiler am Trifels; † 7. Mai 1926 in Speyer) war ein katholischer Verleger und Publizist, Bayerischer Landtags- und Deutscher Reichstagsabgeordneter für die Zentrumspartei. Zu seiner Zeit agierte er als einer der aktivsten und bekanntesten katholischen Laien im Bistum Speyer.
Leben und Wirken
Eugen Jäger wurde am 27. August 1842 im pfälzischen Annweiler am Trifels geboren. Seine Eltern waren der praktische Arzt Johann Lukas Jäger aus Harthausen und Apollonia Josefa Ludowika geb. Martin von Kaiserslautern. Der Vater, selbst politisch sehr rührig, gründete 1849 in Speyer die Pfälzer Zeitung, als „christlich-konservatives Kampforgan für die Königstreuen“ und betätigte sich zwischen 1849 und 1858 als konservativer bayerischer Landtagsabgeordneter.
Der Sohn des Parlamentariers wuchs teilweise in München auf, besuchte das Gymnasium in Mannheim und Speyer und studierte schließlich in Karlsruhe, München und Zürich Naturwissenschaften und Ingenieurwesen. Dabei setzte sich Jäger während seines Studiums in München als Mitbegründer des Corps Germania besonders für die gesellschaftliche Anerkennung der Studenten an den höheren technischen Lehranstalten ein.
Schon 1866 wurde Eugen Jäger von seinem Vater nach Speyer zurück gerufen, da dieser die Arbeit an seiner Pfälzer Zeitung nicht mehr allein bewältigen konnte. Er trat nun in dessen Fußstapfen, war weniger naturwissenschaftlich, als vielmehr humanistisch/religiös/politisch tätig und wurde 1867 in München zum Dr. phil. promoviert.
Als der Vater 1874 starb, übernahm der Sohn Zeitung und Verlagshaus in Speyer. 1876 gründete Eugen Jäger die katholischen Zeitungen Rheinisches Volksblatt für Speyer und wenig später das Pfälzer Volksblatt für die Bezirke Ludwigshafen am Rhein und Frankenthal (Pfalz). 1889 gliederte Jäger dem Zeitungsverlag eine Buchhandlung an, in Ludwigshafen entstand eine Zweigniederlassung. Das Unternehmen firmierte unter: Jägersche Buchdruckerei und Buchhandlung, Speyer und Ludwigshafen. Schon 1874 hatte Jäger seine vom Vater übernommene Pfälzer Zeitung, als eines ihrer offiziellen Presseorgane, in die Zentrumspartei überführt. In den 90er Jahren sah er sich durch seine politische Tätigkeit gezwungen, die Redaktion seiner Zeitungen anderen zu überlassen.
1882 gründete er zusammen mit dem Priester Franz Xaver Schädler und dem Deidesheimer Weingutsbesitzer Johann Julius Siben den Pfälzischen Zentrumsverein (Regionalverband der Partei), den er ab 1907 als Vorsitzender leitete.
Von 1887 bis 1911 war Eugen Jäger für die Deutsche Zentrumspartei Mitglied des Bayerischen Abgeordnetenkammer, 1898 bis 1918 auch des Deutschen Reichstags, beides für den schwäbischen Wahlkreis Dillingen. 1919 bis 1920 saß er als Abgeordneter des Kreises Germersheim, erneut für die Bayerische Volkspartei im Landtag zu München. In dieser Zeit fungierte Eugen Jäger als Alterspräsident des Parlaments. Er präsidierte u.a. die denkwürdige Landtagssitzung vom 21. Februar 1919, in deren Verlauf zwei Abgeordnete ermordet wurden. Als am 21. Februar 1919 der bisherige Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) auf dem Weg zur Landtagssitzung einem Attentat zum Opfer fällt, dringen aufgebrachte Anhänger Eisners gewaltsam in den Landtag ein und erschießen die Abgeordneten Heinrich Osel und Major Paul Ritter von Jahreiß (Referent im bayerischen Kriegsministerium). Der SPD-Abgeordnete und bisherige Innenminister Erhard Auer wird schwer verletzt, kann jedoch durch eine Notoperation gerettet werden.
Von 1884 bis 1920 gehörte Eugen Jäger dem Speyerer Stadtrat an. 1869 heiratete er Lina Moll, die aber bereits 1871 bei der Geburt eines toten Kindes verstarb. Seit 1874 war er verheiratet mit Rosa Neu aus Obermoschel und hatte mit ihr zusammen 13 Kinder. Er verstarb am 7. Mai 1926 in Speyer und wurde auf dem Hauptfriedhof (damals neuer Friedhof) beigesetzt. Jäger trug den Titel eines königlichen Hofrates. Dr. Jakob Bisson, widmete ihm 1956, in seinem diözesangeschichtlichen Standardwerk „Sieben Speyerer Bischöfe und ihre Zeit“ ein eigenes Kapitel, da er einer der bedeutendsten katholischen Laien des Bistums war. In Speyer ist eine Straße nach Eugen Jäger benannt.
Jäger beschäftigte sich in seinen eigenen, vorwiegend politischen Publikationen besonders mit sozialen Themen, der Agrarfrage und dem Genossenschaftswesen sowie der Kirchenpolitik und veröffentlichte u.a. Der moderne Sozialismus (1875) und Die Agrarfrage der Gegenwart (4 Bände, 1882–1893), Geschichte des deutschen Bauernstandes (1889). Außerdem gab er kurz vor seinem Tod politische Memoiren heraus, unter dem Titel: Innenpolitische Erinnerungen aus der wilhelminischen Aera (1926).
In seinem Buchverlag erschienen vor der Gründung des kircheneigenen Pilger-Verlags sehr viele Schriften der Diözese Speyer. Über Jahrzehnte hinweg wurden im Jägerschen Druckereiverlag sämtliche Hirtenbriefe der Bischöfe von Speyer, die Generalien (schriftliche Verordnungen) des Ordinariats und späterhin die sie ersetzenden Oberhirtlichen Verordnungsblätter (OVB) publiziert; dazu auch wichtige Bücher, wie etwa die Biographien von Bischof Konrad Reither (Jakob Baumann, 1910), von Bischof Daniel Bonifazius von Haneberg (A. Huth, 1927), über Domkapitular Franz Xaver Remling (Jakob Baumann, 1903) und über den Prälaten Damian Hugo Philipp Graf von Lehrbach (Joseph Schwind, 1915).
Ganz im Sinne von Eugen Jäger publizierte die Jägersche Druckerei in Speyer, 1937, die päpstliche Enzyklika Mit brennender Sorge, in einer Auflage von rund 40.000 Exemplaren und wurde daraufhin staatspolizeilich geschlossen; die Eigentümer später entschädigungslos enteignet. Erst 1951 an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben, wurde die Fa. Jäger Druck GmbH in Speyer, 1972 durch die Fa. Ernst Klett Stuttgart übernommen. Seit dieser Zeit führt Walter Wirtz, abgesehen von kleineren Unterbrechungen, die Geschäfte der Fa. Jäger Druck GmbH. 1989 kaufte Wirtz die Fa. Jäger Druck GmbH auf. Seit diesem Zeitpunkt firmiert das Unternehmen als Walter Wirtz Druck & Verlag.
Literatur
- Rudolf Joeckle: Hofrat Dr. Eugen Jäger – ein Bahnbrecher deutscher Sozialpolitik. In: 400 Jahre Speyerer Gymnasium. 1952.
- Jakob Bisson: Sieben Speyerer Bischöfe und ihre Zeit. Pilger Verlag, Speyer 1956, eigenes Kapitel über Dr. Eugen Jäger, S. 161–163 und an anderen Stellen.
- Ernst Otto Bräunche: Eugen Jäger(1842-1926) In: Pfälzer Lebensbilder, Vierter Band, Speyer 1987, S. 223 ff.
- Detlev Peiper und Günter Raab: Monumenta Germaniae IV, 130 Jahre Corps Germania zu München 1863–1993. Ingolstadt 1993.
- Viktor Carl: Lexikon Pfälzer Persönlichkeiten. Hennig Verlag Edenkoben, 2004
- Eugen Jäger und die Deutsche Genossenschaftsbewegung. Gemeinnützige Baugenossenschaft Speyer, Schriftenreihe Band 1, 2004
Weblinks
- Literatur von und über Eugen Jäger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eugen Jäger in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Eugen Jäger in der Parlamentsdatenbank beim Haus der Bayerischen Geschichte
- Webseite zur Geschichte der Firma Wirtz Druck, Speyer, die aus der Jägerschen Druckerei hervorgegangen ist.
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