Franz Xaver Schädler

Franz Xaver Schädler
Franz Xaver Schädler, als Abgeordneter, um 1900 (aus der Festschrift zum Deutschen Katholikentag, Mannheim, 1902)
Franz Xaver Schädler, als Abgeordneter, in bürgerlicher Kleidung, um 1905
Franz Xaver Schädler als Domkapitular

Franz Xaver Schädler (* 5. Dezember 1852 in Oggersheim, heute Stadtteil von Ludwigshafen, Pfalz, Diözese Speyer; † 16. Februar 1913 in Bamberg) war Priester der Diözese Speyer, später Domkapitular im Erzbistum Bamberg, Abgeordneter in der bayerischen Abgeordnetenkammer in München und des Deutschen Reichstages in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Franz-Xaver Schädler wurde als Sohn eines Polizeikommissärs, in Oggersheim geboren. Er besuchte die Lateinschule in Frankenthal, das Gymnasium in Speyer und studierte in Würzburg und Innsbruck. 1875 erhielt er in Speyer die Priesterweihe und war bis 1879 als Kaplan in Kaiserslautern tätig.

1881 erfolgte in Rom seine Promotion zum Doktor des kanonischen Rechtes. Danach fungierte er als Pfarrer von Walsheim, sowie als Religionslehrer und Gymnasialprofessor in Landau. In dieser Zeit gründete er 1882 zusammen mit dem Speyerer Publizisten Eugen Jäger und dem Deidesheimer Weingutsbesitzer Johann Julius Siben den Pfälzischen Zentrumsverein.

1890 wurde er als Zentrumsabgeordneter für den Wahlkreis Eichstätt in den Reichstag gewählt, 1891 für den Bezirk Ingolstadt auch in die Bayerische Abgeordnetenkammer. Seit 1898 vertrat er in beiden Parlamenten den Wahlkreis Bamberg. Aus der bayerischen Abgeordnetenkammer schied der Priester 1911 aus, im Reichstag blieb Schädler bis zu seinem Tode der zweite Vorsitzende der Zentrumsfraktion, ein brillanter Redner mit einer gewaltigen, dröhnenden Stimme, die ihm den Spitznamen „Löwe aus Kurpfalz“ und „Löwe von Bamberg“ eintrug.

1897 avancierte der Pfälzer zum Domkapitular in Bamberg, 1902 erfolgte durch Papst Leo XIII., die Ernennung zum Päpstlichen Hausprälaten und zum Apostolischen Protonotar. Als Parlamentarier war er vom Tragen geistlicher Kleidung dispensiert, weshalb er auf manchen Fotos in bürgerlicher Kleidung erscheint. Der Pfälzer Priesterpolitiker sprach auf den deutschen Katholikentagen in Mainz 1890, in Danzig 1891 und in Mannheim 1902. Er verfasste außerdem eine Biographie über den Zentrumsparlamentarier Ludwig Windthorst. Den Eintrag Kaiser Wilhelm II. in das Goldene Buch der Stadt München mit dem Worten: „Der Wille des Königs ist das oberste Gesetz!“, kommentierte er im Parlament mit seiner Gegenthese: „Das öffentliche Wohl ist das oberste Gesetz!“.

Franz-Xaver Schädler starb am 16. Februar 1913 in Bamberg. In seinem anrührenden Testament macht er die selbstbiographische Aussage: „Ich weiß, daß ich insbesondere als Mitglied des Deutschen Reichstages und des Bayerischen Landtages in Rede und Schrift gar manchen geärgert habe, andererseits auch infolge meiner öffentlichen Tätigkeit gar viele Beleidigungen, Kränkungen, Verleumdungen und vielen Hass erfahren musste. Mein Leitstern war: Gott, seine Heilige Kirche, das deutsche Vaterland, unser Bayern und sein Volk. Niemanden wollte ich persönlich kränken oder wehe tun. Ist es doch vorgekommen, so bitte ich jedermann, auch jene, die ich auf politischem Gebiete angriff, um Verzeihung; wie auch ich hoffe, daß Gott durch die Fürbitte Mariens meiner armen Seele gnädig sei.“ Überliefert wird die humorvolle Feststellung Schädlers: „Es gibt Leute, die ihre Grundsätze so hoch halten, daß sie darunter durchgehen können.“ In den letzten Lebensjahren litt der Priester an einem Gesichtstumor, der besonders den Unterlippenbereich entstellte. Trotzdem nahm er seine parlamentarischen Pflichten im vollen Umfang wahr. Als ihn ein anderer Abgeordneter mit den Worten ansprach: „Herr Kollege was ist denn Ihnen passiert?“, habe er schlagfertig, in seinem typisch bissigen, Pfälzer Humor geantwortet: „Wissen Sie nicht, daß ich ein böses Maul hab?

Würdigungen

Jakob Bisson schreibt über ihn, 1956, in seinem Buch „Sieben Speyerer Bischöfe und ihre Zeit“: „Dr. Schädler war eine äußerst rührige, temperamentvolle Persönlichkeit, als Redner schlagfertig, begeisternd, humorvoll, das Volk führend. Wo Schädler auftrat, da gab es etwas zu hören. Er verstand es, die alten Wahrheiten von Treue zu Vaterland und Kirche, zu Irdischem und Ewigem in seiner Sprache dem lauschenden Volke zu bieten, daß die Menschen geradezu gepackt und fasziniert waren. Feingeistiger Humor bot die Würze für seine Rede.

Das Bistum Speyer hat 1994, als Band 18 seiner Reihe „Schriften des Diözesanarchivs“, eine eigene Broschüre über Franz-Xaver Schädler publiziert. Darin heißt es under anderem er sei „eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des politischen Katholizismus vor dem Ersten Weltkrieg“ gewesen, den man wegen seiner Redegewandheit auch respektvoll als den „pfälzischen Demosthenes“ bezeichnet habe.

Angemerkt sei auch noch, daß selbst Ludwig Thoma die Person Schädlers in seinen satirischen Werken über den bayerischen Landtagsabgeordneten Filser aufgreift. In dem Buch „Jozef Filsers Briefwexel“ (Zweiter Band 1912) heißt es unter anderem:

"Indem Du beim Milidär gewesen bist, mus ich es Dier erkleren, das es nicht blos beim Milidär eine Diszaplien gibt sontern auch bei inserner Bardei (=Partei). Der Gäneral isd der gleine Schuhlmeisder Orderer (Dr. Georg von Orterer), wo man es zwahr nichd klaubt, bald man ien mit seine krumben Bäckerhaksen anschaugt, haber er isd sär scharrf. Dan kohmen die Oberscht, was lauder geischtlinge Härren sind und Du kenzt si schon, der Bichler (=Dompropst Franz Seraph von Pichler), der Daller (=Dr. Balthasar von Daller) und der Schedler (= Franz Xaver Schädler). Dan kohmen Hauptleute und Leidnand, wo auch wider lauder Geischtlinge sind."

Literatur

  • Jakob Bisson: Sieben Speyerer Bischöfe und ihre Zeit, Pilger Verlag Speyer, 1956
  • Rudolf Fendler: Franz Xaver Schädler, Diözesanarchiv Speyer, 1994

Weblinks


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