Johann Nepomuk von Poißl

Johann Nepomuk von Poißl

Johann Nepomuk von Poißl, gelegentlich Poissl, (* 15. Februar 1783 auf Schloss Haunkenzell (Gemeinde Rattiszell, Landkreis Straubing-Bogen); † 17. August 1865 in München) war ein deutscher Komponist und Intendant.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Freiherr von Poißl studierte ab Dezember 1800 an der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität Landshut und beschäftigte er sich nebenbei als Komponist und Sänger. 1805 bildete er sich in München sich bei Georg Joseph Vogler und Franz Danzi musikalisch fort.

Seinen ersten Erfolg als Opernkomponist errang Poißl mit der Uraufführung von Antigonus im Jahre 1808. Vorbilder waren ihm dabei Wolfgang Amadeus Mozart, Christoph Willibald Gluck und Joseph Haydn. Danzi stellte ihm im Sommer 1811 in München Carl Maria von Weber vor. Im April 1812 lernte Poißl dort auch Giacomo Meyerbeer kennen. Nach der erfolgreichen Uraufführung seiner Oper Ottaviano in Sicilia im Juli 1812 wollte Poißl eine Studienreise nach und durch Italien unternehmen und richtete deshalb ein Bittgesuch an den bayerischen König Ludwig I., erhielt aber eine nur unzureichende Gratifikation.

Im Juni 1814 löste seine Oper Athalia in München als erklärtermaßen "nationale" große Oper Begeisterung aus. Es folgten Aufführungen in Stuttgart, Frankfurt am Main, Darmstadt, Prag (hier im Mai 1816 unter Webers Leitung mit beachtlichem Erfolg), Weimar, Berlin (erstmals mit verbindenden Rezitativen zwischen den Musiknummern sowie Bühnenbildern von Karl Friedrich Schinkel) und in Karlsruhe 1821. Der Erfolg der Uraufführung von Der Wettkampf zu Olympia im April 1815 (weitere Aufführungen in Stuttgart 1815, Darmstadt und Weimar 1816 sowie Dresden 1820/21, wo wiederum Weber dirigierte) scheint jenen der Athalia noch übertroffen zu haben.

Auf Einladung des Großherzogs Ludwig I. kam Poißl 1816 nach Darmstadt (Großherzogtum Hessen), wo Athalia und der Wettkampf zu Olympia dessen Beifall erregten. Anfang 1817 ging Poißl auf Einladung des General-Intendanten der königlichen Schauspiele Graf Carl von Brühl nach Berlin, fand aber auch dort keine Anstellung. Die Chance, 1818 das Ständische Theater in Prag als Direktor zu pachten, nutzte er aus unbekannten Gründen nicht.

Im September 1823 wurde er in München zweiter Hofmusik-Intendant, im Mai 1824 Hoftheater-Intendant im Königlichen Hof- und Nationaltheater und im Juni 1825 Hofmusik-Intendant. 1825 war ihm mit der Zauberoper Die Prinzessin von Provence noch einmal ein großer Erfolg beschieden. Mit seiner Intendantentätigkeit nahm seine eigene künstlerische Produktivität ab, Opern wie Webers Der Freischütz oder Euryanthe verdrängten seine Bühnenwerke. Im Februar 1833 wurde Poißl seiner Position als Hoftheaterintendant enthoben, bis zu seiner Ernennung zum Oberstkämmerer blieb er jedoch Hofmusikintendant.

Werke (Auswahl)

Kirchenmusik, Chorwerke, Lieder etc., Instrumentalkonzerte, Aufsätze über Musik und Musikleben

Opern

  • Antigonus (1808)
  • Ottaviano in Sicilia (1812)
  • Athalia, J. G. Wohlbrück nach Jean Racine (1814/1817)
  • Der Wettkampf zu Olympia (1815)
  • Dir wie mir (1816)
  • Nittetis (1817)
  • Issipile (1817/1818)
  • Die Princessin von Provence (1825; Digitalisat des Librettos)
  • Der Untersberg (1829)
  • Zayde (1843)

Literatur

  • Hans Michael SchlettererPoißl, Johann Nepomuk. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 376–380.
  • Erich Reipschläger: Schubaur, Danzi und Poissl als Opernkomponisten. Ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der deutschen Oper auf Münchener Boden. Wegener, Berlin 1911.
  • Till Gerrit Waidelich: Weder „Italienisch“ noch „Französisch“, sondern rein Deutsch. Johann Nepomuk von Poißls „Athalia“ als Oper „ohnegefehr im Genre der Gluck'schen“. In: Joachim Veit, Frank Ziegler (Hrsg.): Weber-Studien 3, 1996, ZDB-ID 1175318-3, S. 318–346.
  • Hermann Arnold: Johann Nepomuk von Poißl. Mensch, Werk, Wirken. In: Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham 13, 1996, ISSN 0931-6310, S. 145–170.
  • Johann Nepomuk von Poißl: Briefe (1807 - 1855). Ein Blick auf die Münchener Musik- und Theatergeschichte. Herausgegeben und kommentiert von Volkmar von Pechstaedt. Hainholz, Göttingen 2006, ISBN 3-932622-71-5, (Hainholz Musikwissenschaft 10).

Weblinks


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