Universität Landshut

Universität Landshut

Die Universität Landshut bestand von 1800 bis 1826. Sie war die Nachfolgerin der Universität Ingolstadt; beide Universitäten bestehen bis heute in der Ludwig-Maximilians-Universität München weiter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1800 verlegte der bayerische Kurfürst Max IV. Joseph, der spätere König Maximilian I. von Bayern (ab 1806), die 1472 gegründete bayerische Landesuniversität von Ingolstadt nach Landshut. Der Grund für die Verlegung war die Gefährdung Ingolstadts während der napoleonischen Kriege. Die Universität wurde in den Räumen des aufgehobenen Dominikanerklosters und im ehemaligen Jesuitenkolleg eingerichtet. Durch die Verlegung erhoffte man sich einen geistigen Neuanfang, aber auch eine Stärkung der staatlichen Aufsicht über die Universität. Beseitigt werden sollte vor allem die streng konservative und antireformatorische Ausrichtung der alten Universität Ingolstadt. Dies zeigt sich vor allem in der Berufung vornehmlich norddeutscher und protestantischer Professoren auf die Lehrstühle der Universität. Außerdem wurde die alte Gliederung der Universität in Fakultäten beseitigt und – analog zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften – in zwei Hauptklassen mit je vier Sektionen eingeteilt.

Zu den bedeutendsten Professoren der Landshuter Zeit der Universität gehörte Johann Michael Sailer, der hier bis 1821 Moral- und Pastoraltheologie sowie Homiletik und Pädagogik unterrichtete ("Sailer-Kreis"). Zu seinen Hörern gehörte auch der bayrische Kronprinz, der spätere König Ludwig I. Durch das Wirken von Johann Michael Sailer wurde die Universität Landshut zu einem Zentrum der katholischen Erneuerung in Bayern nach den Erfahrungen der Säkularisation und der Angriffe des Rationalismus. In seiner Lehrtätigkeit in Landshut formte Sailer eine ganze Generation von Priestern, die sich der Pflege der kirchlichen Tradition ebenso verpflichtet fühlten wie einer offenen und konstruktiven Auseinandersetzung mit den Anliegen der Aufklärung.

Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Universität Landshut zu einem der wichtigsten Zentren der höheren Bildung in Deutschland. Spannungen innerhalb der Professoren, der Weggang bedeutender Hochschullehrer sowie die schlechte finanzielle Ausstattung führten allerdings schon bald zum Niedergang der Landshuter Universität. Zur Beseitigung dieser Missstände verlegte König Ludwig I. die 1802 in Ludwig-Maximilians-Universität umbenannte bayerische Landesuniversität bereits 1826 von Landshut nach München.

Universitätsgebäude

  • Ehemaliges Dominikanerkloster: Kirche und Konventgebäude des im Zuge der Säkularisation 1802 aufgehobenen Klosters wurden zum Sitz der bayerischen Landesuniversität bestimmt. Der dreigeschossige Barockbau (ab 1699 entstanden) bildet einen Hof an der Nordseite der gotischen, barock umgestalteten Kirche. Beim Einzug der Universität wurde die Mauer, die an der Westseite Kloster und Kirche gegen die Stadt abgrenzte, niedergelegt. Im Hof wurde 1803/4 ein Neubau für das anatomische Institut der Universität errichtet. Nach der Verlegung der Landesuniversität nach München wurden die Gebäude zunächst dem Appellationsgericht zugewiesen. Seit 1839 ist das Dominikanerkloster Sitz der Regierung von Niederbayern.
  • Ehemaliges Jesuitenkolleg: Das ehemalige Jesuitenkolleg wurde bei der Verlegung der bayerischen Landesuniversität nach Landshut dem herzoglichen Georgianum, dem mit der Universität Ingolstadt verbundenem Priesterseminar, übergeben. Die Gebäude des Kollegs waren 1665–1691 von Michael Beer und Michael Thumb errichtet worden. Bei der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurden die Gebäude zunächst dem Malteserorden übergeben. Nach der Verlegung der Universität nach Landshut wurden die Gebäude bis 1919 als Kaserne genutzt; heute dienen sie der öffentlichen Verwaltung.

Persönlichkeiten

Professoren

  • Johann Michael Sailer (1751–1832), Professor für Moral- und Pastoraltheologie, Bischof von Regensburg
  • Konrad Mannert (1756–1834), ab 1805 Professor für Geschichte und Geographie, mit Verlegung der Universität ab 1826 in München
  • Nikolaus Thaddäus von Gönner (1764–1827), Professor der Rechte zunächst in Ingolstadt, dann in Landshut
  • Jakob Salat (1766–1851), Professor für Philosophie 1807–1826, Vertreter der Aufklärung
  • Johann Baptist Graser (1766–1841), Professor der Philosophie und Pädagogik
  • Andreas Röschlaub (1768–1835), ab 1802 Professor der Pathologie und Medizin, ab 1826 in München
  • Joseph August Schultes (1773–1831), bedeutender Botaniker, seit 1809 Professor für Naturgeschichte und Botanik; blieb nach der Verlegung der Universität als Direktor der Chirurgischen Schule in Landshut
  • Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach (1775–1833), ab 1804 Professor der Rechte, 1805 als Geheimer Referendar in das Ministerialjustiz- und Polizeidepartement nach München versetzt; Entwurf für das neueStrafgesetzbuch für das Königreich Bayern (1813)
  • Friedrich Ast (1778–1841), Professor für klassische Philologie
  • Friedrich Carl von Savigny ([ˌsaviɲˈi], 1779–1861), ab 1808 ordentlicher Professor für römisches Zivilrecht in Landshut; wechselte bereits 1810 als Professor für römisches Recht an die neu gegründete Berliner Universität
  • Johann Andreas Buchner (1783–1852), Pharmakologe, ab 1818 außerordentlicher Professor in Landshut, nach Verlegung der Universität in München
  • Carl Joseph Anton Mittermaier (1787–1867), 1811 Professor der Rechte in Landshut, ab 1819 an der Universität Bonn, ab 1821 an der Universität Heidelberg
  • Franz Reisinger (1787–1855), Chirurg, 1819 außerordentlicher, ab 1822 ordentlicher Professor für Medizin; 1824 nach Erlangen versetzt
  • Joseph Franz von Allioli (1793–1873), nach dem Studium an der Universität Landshut ab 1823 außerordentlicher und ab 1824 ordentlicher Professor der orientalischen Sprachen, der Exegese und biblischen Archäologie; nach Verlegung der Universität Professor in München

Studenten und Absolventen

Friedrich Hoffstadt als Student in Landshut (1823)

Siehe auch

Literatur

  • Laetitia Boehm (Hg.), Von der Donau an die Isar. Vorlesungen zur Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität 1800–1826 in Landshut (Ludovico Maximilianea: Forschungen, Bd. 20), München 2003.
  • Georg Dehio – Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern II: Niederbayern, bearbeitet von Michael Brix, mit Beiträgen von Franz Bischoff, Gerhard Hackl und Volker Liedke, München/Berlin 1988, 320f. und 325.

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