- Johann Rinck
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Johann Rinck (* letztes Viertel des 14. Jahrhunderts in Korbach; † 1464 in Köln) war ein Kaufmann und Ratsherr im Köln des Spätmittelalters.
Inhaltsverzeichnis
Vita
Johann Rinck stammte aus dem hessischen Korbach und wurde Anfang des 15. Jahrhunderts in Köln sesshaft. Rinck war seit 1426 mit Gertrud van Blitterswich († 1439) und seit 1447 mit Bela van Süchtelen († vor 1462) verheiratet. Er hatte drei Kinder. Der Handelskaufmann erhielt 1432 das Kölner Bürgerrecht und gehörte in seiner Eigenschaft als Vertreter der Gaffel Windeck, von 1439 bis 1460 dem Rat an. In Köln gelang Rinck innerhalb weniger Jahre der Aufbau eines riesigen Handelsimperiums. Er ließ seiner Geburtsstadt Korbach sowie der Stadt Köln erhebliche Stiftungen zukommen. [1]
Handel, Politik und Mäzenatentum
Handelsherr
Das von „Johann Rinck“ gegründete Handelsunternehmen basierte auf einem umfangreichen Warenangebot, dessen Vielfalt vom Handel mit Spezereien bis zum Waffenhandel, vom Kölner Tuch- und Weinhandel, aber auch vom edlen Pelz aus den Ostsee-Ländern bis hin zu Edelmetallen reichte. Rinck hatte ein untrügliches Gespür für Angebot und Nachfrage und handelte dem entsprechend schnell. Sein Unternehmen war um 1450 zu einem „Konzern“ herangewachsen, dessen Aktivitäten über das Kerngebiet der Hanse weit hinausgingen. Rincks Handelsbeziehungen erstreckten sich entlang einer Achse London, Antwerpen, Köln und Frankfurt (als Messestadt 1160 erstmals erwähnt). Er hatte aber auch Kontakte im nordöstlichen Europa sowie in Frankreich und Italien.
Das mit der Zeit differenzierte Netz von Handelsgesellschaften und Beteiligungen, in denen später zumeist Familienmitglieder bestimmend koordinierten, ließ das Familienunternehmen in einem Maße anwachsen, dass auch immer häufiger eintretende Verluste wie durch Schiffskaperungen und Überfälle auf Warentransporte zu Land verkraftet werden konnten. Von seinem Kölner Kontor aus, Stammsitz der Familie war das Hofgut am Rinkenpfuhl [2] zwischen der Schaafenstraße und der Mauritiuskirche, verwaltete Johann Rinck sein „Handelsimperium“. Mit zunehmendem Alter reduzierte er seine anstrengenden Geschäftsreisen und investierte entbehrliches Kapital in den Erwerb zahlreicher Renten und umfangreicher Immobilien. Rinck überließ die Geschäfte nun mehr und mehr seinen Nachkommen und wandte sich der lokalen Politik zu. [3]
Politiker
Johann Rinck vertrat als ein von seiner Zunft delegierter Ratsherr von 1439 bis 1460 die Interessen der Gaffel „Windeck“, in der sich speziell die mit England Handel treibenden Kaufleute organisiert hatten. Rincks 21-jähriges Wirken im Rat und die dort während dieser Zeit geknüpften Verbindungen und Freundschaften, sein Ansehen als Geschäftsmann, das Vermögen seiner Familie und auch das Auftreten als Mäzen der Stadt ebneten den Weg für seinen Neffen „Hermann Rinck“ in das höchste Amt der Stadt. Hermann wurde im Jahr 1481 als erstes Mitglied der Familie in das Bürgermeisteramt der Stadt gewählt. [3]
Warenzeichen
Johann Rinck gab in seinen letzten Lebensjahren einige Gemälde in Auftrag, so das Bild Die Krönung Mariens (heute in München) oder sein eigenes Abbild, welches ihn kniend mit zum Gebet gefalteten Händen darstellt (Kölnisches Stadtmuseum). Auf diesen Bildern ließ Rinck durch den Künstler auch seine Hausmarke darstellen. Dieses Zeichen, ein bei großen Firmen im Handel verwendetes eigenes Emblem, war ein Güte- und Warenzeichen, welches über die Landesgrenzen hinaus bekannt und geschätzt war. Das im obigen Bild unten rechts gezeigte Emblem entwickelte Rincks Sohn Peter († 1501) dann zu einem Wappen der Familie Rinck. Es zeigt einen Raben, der einen Ring (Rinck!) im Schnabel hält, wobei der Rabe wiederum als Halter für die in einem Schild präsentierte Hausmarke dient.
Stifter
Johann Rinck vereinte in seiner Person den harten durchsetzungsfähigen Geschäftsmann und den mildtätigen gläubigen Christen. Aussagekräftiger ist jedoch sein Handeln.
Stiftung St. Nikolai
Seine Geburtsstadt „Korbach“, die 1469 als Mitglied der Hanse erwähnt wird, vergaß er nicht. Rinck stiftete zunächst 6000 Gulden im Jahr 1450 und 1461 erneut 520 Gulden. Die erste Stiftung sollte der Fertigstellung der dortigen Nikolaikirche dienen, die zweite ein Geschenk an den Rat der Stadt Korbach sein. Die Stiftungen wurden durch den Kölner Erzbischof Dietrichgenehmigt. [4]
Stiftung St. Revilien
Nach dem Tod Rincks erfüllte der Rat dessen Wunsch und bewilligte den Bau eines Hauses für die als Unsinnige bezeichneten geistig behinderten Menschen. Mit Hilfe der von Rinck zu diesem Zweck gestifteten 1000 Gulden wurde durch die Leitung des um 1450 gegründeten Krankenspitals des Stiftes St. Revilien in der Stolkgasse im Jahr 1465 ein unbewohntes Beginnenhaus umgebaut.
Das Haus der wansynniger lude enthielt zunächst sechs mit Stroh ausgelegte Kammern, sogenannte Geckhuseren, die jeweils einer Person zugedacht waren. Wechseln des Strohs und eine Säuberung der Kranken durch einen Bartscherer, welcher ihnen auch den Kopf schor, erfolgte viermal im Jahr. Renitente Kranke wurden angebunden oder angekettet. Da zu dieser Zeit Verständnislosigkeit und Rohheit gegenüber geistig Behinderten alltägliches Verhalten war, die Kranken oftmals sogar zur Volksbelustigung herhalten mussten, war die durch Johann Rinck ermöglichte Einrichtung für damalige Verhältnisse ein immenser Fortschritt. [5]
Literatur
- Carl Dietmar: Die Chronik Kölns. Chronik-Verl., Dortmund 1991, ISBN 3-611-00193-7.
- Thomas, Adolph: Geschichte der Pfarre St. Mauritius zu Köln. Mit einer Abbildung der alten Abtei St. Pantaleon nach Stengelius. 1. Aufl. J. P. Bachem, Köln 1878
- Toni Diederich: St. Revilien - Vom Umgang des Kölners mit der lateinischen Sprache GiK 53 (2006), S. 151-162
- Wolfgang Schmid: Stifter und Auftraggeber im spätmittelalterlichen Köln. Köln 1994, ISBN 3927396613
Einzelnachweise
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