- Johann Rudolph Glauber
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Johann Rudolph Glauber (* 10. März 1604 in Karlstadt; † 16. März 1670 in Amsterdam), Apotheker und bedeutender früher Chemiker, bekannt vor allem für die Entdeckung der medizinischen Wirkung und die Herstellung von Natriumsulfat, das nach ihm auch „Glaubersalz“ genannt wird.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Johann Rudolph Glauber wurde 1604 im fränkischen Karlstadt als Sohn eines Barbiers geboren. Er stammte aus einer kinderreichen Familie und verwaiste früh. In seiner Geburtsstadt besuchte er wahrscheinlich die Lateinschule und absolvierte eine Lehre als Apotheker. Eine Universitätsausbildung hatte er, wie er selbst in seinen Schriften zugestand, nicht aufzuweisen:
Ich gestehe gern / dass ich niemahlen auf Hohen Schulen gewesen / auch niemahlen begert … Reuet mich also gantz nicht / dass ich von Jugentt auff die Hand in die Kohlen gestecket / und dardurch verborgen Heimblichkeiten der Natur erfahren …
Bereits in jungen Jahren begann Glauber seine Wirkungsstätte als Apotheker und Spiegelmacher immer wieder zu verlagern. Er lebte und arbeitete unter anderem in Wien (1625), Salzburg, Gießen, Wertheim (1649-1651), Kitzingen (1651-1655), Basel, Paris, Frankfurt am Main, Köln und Amsterdam (1640-1644, 1646-1649, ab 1656). 1644 übernimmt Glauber als Leiter die fürstliche Hofapotheke in Gießen. Im Laufe seines Lebens trennte sich Glauber von seiner ersten Ehefrau, da sie ihm untreu gewesen war. Mit seiner zweiten Frau Helena Cornelius, die er 1641 heiratete, hatte er acht Kinder. Im Jahre 1656 ließ er sich endgültig in Amsterdam nieder.
Bereits seit langem (1660) litt Glauber an einer heimtückischen Krankheit, bei der es sich wohl um eine Vergiftung in Folge seiner Experimente handelte, vermutlich mit Arsen oder Quecksilber. Letztendlich musste der durch seine Krankheit zeitweilig gelähmte und erblindete Chemiker 1668 die Einrichtung seines Laboratoriums und Teile seiner Bibliothek verkaufen, um seiner Familie das Überleben zu sichern. Seit 1666 war Glauber bettlägerig und starb am 16. März 1670 in Amsterdam. In der Westerkerk von Amsterdam, seiner letzten Ruhestätte, erinnert eine Gedenktafel an sein Leben und Wirken.
Werk
Glauber stellte als erster konzentrierte Salzsäure her und verbesserte die Herstellung der konzentrierten Salpetersäure, wobei er von konzentrierter Schwefelsäure (Oleum) ausging. Er entdeckte und beschrieb Natriumsulfat (das nach ihm benannte Glaubersalz) um 1625, das als Abführmittel diente. Das Salz stellte er aus Natriumchlorid (Kochsalz) und Schwefelsäure her. Glauber selbst nannte das von ihm entdeckte Salz auch ‚Sal mirabilis‘ und ‚Mirabili‘. Heute wird Natriumsulfat als Streckmittel in Waschmitteln, bei der Gewinnung von Papier und Zellstoff, bei der Glasherstellung, sowie zur Herstellung von Ultramarinblau und Natriumsulfid verwendet. Wasserfreies Natriumsulfat dient im Labor zum Trocknen von organischen Lösungsmitteln.
Glauber gelang die Synthese verschiedener Metallchloride, zum Beispiel Antimontrichlorid, Zinntetrachlorid, Zinkchlorid und Arsen(III)-chlorid). Ferner entdeckte und beschrieb er 1646 einen chemischen Garten.[1] In diesem ersten Experiment brachte er Eisen(II)chlorid-Kristalle in eine Lösung von Kaliumsilikat (K2SiO3, Wasserglas) ein.
Glaubers wissenschaftliche Schriften (er verfasste etwa 40 Bücher) sowie die Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Produkten bescherten ihm großen geschäftlichen Erfolg und eine beachtliche fachliche Reputation. Glauber entwickelte neue verbesserte Öfen und wirksamere Destillationsanlagen. Glauber wird auch als erster "industrieller Chemiker" bezeichnet und als erster Chemiker, welcher von seinem Beruf leben konnte.
Schriften (Auswahl)
- Dess Teutschlands Wohlfahrt (wichtigstes Werk), 6 Bde. 1656-1661
- Operis mineralis Oder Vieler künstlichen und nutzlichen metallischen Arbeiten Beschreibung, 3 Bde. 1651-1652
- Opera omnia (gesammelte Werke), 7 Tle. 1669
- De Auri Tinctura sive Auro Potabili Vero: Was solche sey/ vnnd wie dieselbe von einem falschen vnd Sophistischen Auro Potabili zu vnterscheiden vnd zu erkennen … wozu solche in Medicina könne gebraucht werden. Beschrieben vnd an Tag gegeben Durch Joh. Rud. Glauberum 1646
- Furni Novi Philosophici Oder Beschreibung einer New-erfundenen Distilir-Kunst: Auch was für Spiritus, Olea, Flores, und andere dergleichen Vegetabilische/ Animalische/ und Mineralische Medicamenten/ damit … können zugericht und bereytet werden, 2 Tle. 1646-1647
- Miraculum Mundi, oder Außführliche Beschreibung der wunderbaren Natur/ Art/ vnd Eigenschafft/ deß Großmächtigen Subiecti: Von den Alten Menstruum Vniversale oder Mercurius Philosophorum genandt. . - an Tag geben/ vnd jetzo auff das newe corrigiret vnd verbesert Durch Iohann Rudolph Glaubern, 7 Tle. 1653-1658
- Johann Rudolf Glauberi Apologia oder Verthaidigung gegen Christoff Farners Lügen und Ehrabschneidung, 2 Tle. 1655
- Zweyte Apologia, oder Ehrenrettung gegen Christoff Farnern, Speyerischen Thom-Stiffts Schaffnern zu Löchgaw, unmenschliche Lügen und Ehrabschneidung 1656
- Tractatus De Medicina Universali, Sive Auro Potabili Vero. Oder Außführliche Beschreibung einer wahren Universal Medicin: wie auch deroselben Wunderbahrlichen grossen Krafft und Wirckung. . - Der jetzigen blinden Welt … wolmeinend beschrieben und an Tag gegeben Durch Johan. Rudolph. Glauber, 2 Tle. 1657
- Tractatus de natura salium, 2 Tle. 1658-1659
- Tractatus de signatura salium, metallorum, et planetarum, sive fundamentalis institutio, evident. monstrans, quo pacto facillime non solum salium, metall., atque planetarum … supputari queant (1658)
- Ausgabe von 1703: Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Opera chymica: Bücher und Schrifften, so viel deren von ihme bißhero an Tag gegeben worden; jetzo vom neuen übersehen und vermehret (gesammelte Schriften), 2 Tle. 1658-1659 - Digitalisierte Ausgabe
- Explicatio oder Außlegung über die Wohrten Salomonis: In herbis, verbis, et lapidibus, magna est virtus, 2 Tle. 1663-1664
- Libellus dialogorum, sive colloquia, nonnullorum Hermeticae medicinae, ac tincturae universalis 1663
- Novum lumen chimicum: oder e. new-erfundenen u.d. Weldt noch niemahlen bekand-gemachten hohen Secreti Offenbarung 1664
- Von den dreyen Anfangen der Metallen, alß Schwefel, Mercurio und Salz der Weisen 1666
- Tractatus de tribus principiis metallorum, videlicet sulphure, mercurio et sale philosophorum, quemadmodzum illa in medicina, alchymia aliisque artibus associatis utiliter adhiberi valeant 1667
- Glauberus Concentratus Oder Laboratorium Glauberianum: Darinn die Specification, vnd Taxation dehren Medicinalischen/ vnd Chymischen Arcanitäten begriffen; Sambt Aller dehren künstlichen Oefen vnd Instrumenten … Durch Den Authorem … obgedachter Raritäten … an tag gegeben 1668
- De Elia artista 1667
- De tribus lapidibus ignium secretorum: Oder von den drey Alleredelsten Gesteinen 1667
- De lapide animali 1669
- Libellus ignium: Oder Feuer-Buechlein, Darinnen von unterschiedlichen frembden und biß Dato noch gantz unbekandten Feuern gehandelt: Wozu sie dienen und was für unglaubliche Dinge und unaußsprechlicher Nutzen dem Menschlichen Geschlecht dadurch kommen und zu wegen gebracht werden koenne. Zu Gottes Ehre und Dienst deß Nechsten wolmeinend beschrieben und an Tag gegeben durch Joh. Rudoph. Glauberum 1663
Einzelnachweise
- ↑ Johann Rudolf Glauber, Furni Novi Philosophici. Amsterdam, 1646
Literatur (Auswahl)
- Albert Ladenburg: Glauber, Johann Rudolph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 221 f.
- Kurt F. Gugel: Johann Rudolph Glauber, Leben und Werk. Würzburg 1955
- Erich Pietsch: Glauber, Johann Rudolph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 437 f.
- Erich Pietsch: Johann Rudolph Glauber, der Mensch, sein Werk und seine Zeit, in: Deutsches Museum 24 (1956), S. 1-64
- Paul Walden: Glauber, in: Günther Bugge (Hrsg.). Das Buch der großen Chemiker, Band I. Weinheim 1974, S. 151-172
- Ernst F. Schwenk: Sal mirabilis Glauberi in: Sternstunden der frühen Chemie. München 2000, S. 13-22
- Heinz Eschnauer, Georg Schwedt: Historisches Weinbuch von Johann Rudolph Glauber anno 1645. Clausthal-Zellerfeld 2006
Werk- und Literaturverzeichnis
- Gerhard Dünnhaupt: "Johann Rudolph Glauber", in: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Bd. 3. Stuttgart: Hiersemann 1991, S. 1622-52. ISBN 3-7772-9105-6
Weblinks
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