Johannes Bugenhagen der Jüngere

Johannes Bugenhagen der Jüngere
Johannes Bugenhagen d. J.
Johannes Bugenhagen d. J., Plastik von Ursula Querner, 1970, Braunschweig an der Brüdernkirche

Johannes Bugenhagen der Jüngere (* 31. Dezember 1527 in Wittenberg[1]; † 12. Februar 1594 in Wittenberg[2]) war ein deutscher lutherischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johannes Bugenhagen wurde in einer Zeit geboren, als in Wittenberg wieder einmal die Pest ausgebrochen war. Sein Vater Johannes Bugenhagen war zu jener Zeit mit seiner jungen Familie in das Haus Martin Luthers gezogen, wo man sich gegenseitig stützte und in der schweren Zeit die Alltagsprobleme bewältigte. Im gleichen Jahr war durch den Tod der Schwester seines Vaters, Hanna (am 2. November 1527 in Wittenberg im Wochenbett an der Pest), ein bedauernswerter Trauerfall in der Familie eingetreten. Diese war seit dem 6. Dezember 1525 mit Georg Rörer verheiratet gewesen, und der junge Vater und Witwer, fand nun ebenfalls im Hause Luthers Aufnahme. Seine Mutter Walpurga, die Tochter des Torgauer Bürgers Peter Triller (auch: Trittler), war in dieser Zeit hochschwanger gewesen. Auch die Frau Luthers Katharina von Bora, hatte am 10. Dezember 1527 die Tochter Elisabeth zur Welt gebracht.

Am 31. Dezember desselben Jahres hatte Walpurga Bugenhagen den jüngeren Johannes Bugenhagen geboren. Dies wiederum war für Luther der Anlass, Jacob Probst in Bremen das Ereignis mitzuteilen. Zwar schien die Fessel der Pest beseitigt, dennoch trat nun im Hause Bugenhagen eine erneute Erkrankung der Kinder auf. Der ältere Bugenhagen sah sich in einer ausweglosen Situation, der er nicht gewachsen war. Daher legte er als gläubiger Christ die Geschicke seiner beiden Söhne in die Hand Gottes und betete für deren Gesundung. Während der kleine Johannes die Lage überstand, starb sein älterer Bruder Michael und der Sohn des Diakons der Wittenberger Stadtkirche Johann Mantel an den Folgen einer Krankheit am 26. April 1528.

Seinem Vater wurden zu jener Zeit Aufgaben in Braunschweig übertragen. Da er bereits einen Sohn in Wittenberg verloren hatte und nicht das Leben seiner jungen Familie gefährden wollte, nahm er diese auf seine Reise nach Braunschweig mit. So erlebte der junge Bugenhagen in seiner frühesten Jugend unterschiedliche Örtlichkeiten und konnte sich so bereits früh Einsichten und Erfahrungen erwerben, die seinen Charakter und Lebensart bildeten und nachhaltig prägten. Seine erste Erziehung wird er wohl von seinem Vater genossen haben, sowohl an der Wittenberger Stadtschule als auch im Kreise der Reformatoren. Bereits am 17. April 1552 konnte er so seinen ersten akademischen Titel als Baccalaureus der Sieben Freie Künste erwerben, und zwar erstaunlicherweise ein Jahr bevor er sich offiziell an der Universität Wittenberg am 7. Juli 1553 immatrikuliert hatte.

Kurz darauf, am 3. August 1553, erwarb er den Magistergrad in den philosophischen Grundwissenschaften und konnte bald Vorlesungen an der Universität halten. Nachdem er sich am 1. Juni 1556 mit (Anna-)Maria, der Tochter des Torgauer Bürgers Andreas Stolp, vermählt hatte, wurde an der philosophischen Fakultät ein Lehrstuhl für hebräische Sprache eingerichtet. Diesen übernahm als erster der jüngere Bugenhagen am 22. Januar 1557 und erhielt dafür eine Vergütung von 40 Gulden, um Repetitionskurse im Hebräischen zu halten. Dabei erteilte er in dieser Sprache Elementarunterricht, in dem er seinen Schülern die Grammatiken des Sebastian Münster und des Johann Isaak erklärte und alttestamentliche Bücher auslegte. Nachdem er 1558 Dekan der philosophischen Fakultät gewesen war, versah er ab am 3. März 1560 das Amt des zweiten Predigers an der Wittenberger Schlosskirche[3] .

Am 5. März 1565 richtete die philosophische Fakultät eine besondere, für Theologiestudenten bestimmte Lektion über Melanchthons „Examen ordinandorum“ ein und übertrug diese ihrem Dekan Johannes Bugenhagen. Das „Examen“ war zuerst in deutscher Sprache in der mecklenburgischen Kirchenordnung von 1552 erschienen. Schon zur Zeit Luthers und Melanchthons war ein Magister als „catecheta ordinandorum“, also der Kandidaten, denen das Predigtamt aufgetragen werden sollte, angestellt. Katechet und Kompendium sollten hauptsächlich für die „armen gemeinen Ordinanden, so nicht viel Latein studieret und zu Dorfprediger berufen waren“, da sein. Die Wittenberger Universität empfahl 1577 Melanchthons „Examen ordinandorum“ allen gelehrten Predigern und Theologen zu eingehendem Studium. Wohl auch deshalb lagen zu dieser Zeit schon Unterricht und Prüfung ganz in der Hand der theologischen Fakultät. Dergestalt zur Theologie hingeführt, wurde Bugenhagen am 18. März 1570 in die theologische Fakultät aufgenommen, absolvierte am 5. Mai das Lizentiat und erwarb sich am 11. Mai 1570, gemeinsam mit Caspar Cruciger der Jüngere, Christoph Pezel, Heinrich Moller, Friedrich Widebram und Nikolaus Selnecker den theologischen Doktorgrad.

Auffällig an Bugenhagen ist, dass er trotz aller konfessionellen Auseinandersetzungen unbeschadet blieb. Obwohl man alle Theologen der Philippisten 1574 als Kryptocalvinisten vertrieben hatte, blieb er als einziger Theologe auf seinem Lehrstuhl, weil er die Torgauer Artikel (1574) unterschrieben hatte. Nachdem Georg Major verstorben war, übernahm 1580 Bugenhagen dessen unbesetzten Lehrstuhl und wurde, nachdem er schon 1577 das Amt des Dekans der theologischen Fakultät bekleidet hatte, nun abermalig in diese Position eingeführt. Ebenfalls war er im Wintersemester 1568 und 1575 Rektor der Universität. Nach dem Tod von Matthäus Blöchinger wurde er am 7. März 1585 Propst, sowie Superintendent in Kemberg und übernahm das Subrektorat der Universität im Wintersemester 1584. Da er weitgehend erblindet war und seit 1590 keine Predigten mehr halten konnte, gab er aus Altersgründen 1592 das Amt des Propstes auf und kehrte ins Privatleben nach Wittenberg zurück, wo er 1594 verstarb.

Familie

Aus der ersten Ehe Johannes Bugenhagen d. J. mit (Anna)-Maria Stolp sind sechs Kinder bekannt.

  1. Katharina Bugenhagen heiratete am 29. Mai 1581 Hieronymus Hippolyt aus Hildesheim.
  2. Johannes Bugenhagen III. (* 29. April 1560 in Wittenberg; † 14. November 1594 in Bleddin) wurde im 1568 an der Wittenberger Universität, aufgrund des Rektorats seines Vaters immatrikuliert, er erwarb sich 1585 den Magistergrad, heiratete am 27. November 1587 Elisabeth Müller aus Kemberg, wurde am 13. April 1589 ordiniert als Pfarrer von Zschornewitz und war von 1591 bis zu seinem Tode am 14. November 1594 Pfarrer in Bleddin.
  3. Maria Bugenhagen I (* 1567; † 28. August 1580 in Wittenberg)
  4. Maria Bugenhagen II (* 2. Januar 1587 in Wittenberg)
  5. Elisabeth Bugenhagen I. (* 1. Juli 1562 in Wittenberg; † 12. Juli 1564 in Wittenberg) und
  6. Elisabeth Bugenhagen II. (* 8. Juni 1568 in Wittenberg).

Nachdem seine erste Frau am 7. Oktober 1580 gestorben war, heiratete er am 8. Juli 1582 Magarethe die Tochter des Notars in Wittenberg Friedrich Drachstedt (* 1529 in Eisleben; † 8. Mai 1600 in Wittenberg) und dessen erster Frau Magarethe, die Tochter des Georg Major und der Magarethe von Mochau († 10. Oktober 1577).

Werke

  • Consilia theologia

Literatur

  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3412044024
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917
  • Irene Dingel und Günther Wartenberg: Die Theologische Fakultät Wittenberg 1502 bis 1602. Leipzig 2002, ISBN 3374020194
  • Gustav Kawerau: Johannes Bugenhagen Pomeranus. In: Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). Band 3, Leipzig 1897, Seite 532
  • Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten–Lexikon. 1. Teil, A–C, Spalte 1472, Leipzig 1750
  • Wolfgang Klose und Wolfgang Harms: Das Wittenberger Gelehrtenstammbuch. Das Stammbuch von Abraham Ulrich (1549–1577) und David Ulrich (1580–1623). Halle 1999, ISBN 3932776763
  • Otto Vogt: Dr. Johannes Bugenhagens Briefwechsel. Hildesheim 1966, Mit einem Vorwort und Nachträgen von Eike Wolgast, Reprint der Ausgaben Stettin 1888–99 und Gotha 1910, weiter ergänzt
  • Theodor Wotschke: Aus Wittenberger Kirchenbüchern. In: Archiv für Reformationsgeschichte (ARG). 1932
  • Pfarrbuch Kirchenprovinz Sachsen. Band 1, Seite 98, Leipzig 2003, ISBN 3-374-02083-6
  • Johann Heinrich Feustking: Das Leben des ersten verehelichten Predigers, Bartholomai Bernhardi von Feldkirchen. Wittenberg 1705, S. 65–68
  • Veramando: Achtes Gespräch im Reich der Todten Zwischen Bartholomai Bernhardi von Feldkirch, Probsten zu Kemberg..., Frankfurt und Leipzig 1729, S. 19–22
  • Karl Pallas: Die Registraturen der Kirchenvisitationen im ehemals sächsischen Kurkreise. Erster Teil, Halle 1906, S. 199–204
  • Helmar Junghans: Verzeichnis der Rektoren, Prorektoren, Dekane, Professoren und Schloßkirchenprediger der Leucorea vom Sommersemester 1536 bis zum Wintersemester 1574/75. In: Irene Dingel und Günther Wartenberg: Georg Major (1502–1574). Ein Theologe der Wittenberger Reformation. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2005, ISBN 3374023320

Einzelnachweise

  1. Weimarer Lutherbriefausgabe
  2. Kirchenbuch Wittenberg
  3. Buchwald Wittenberger Ordiniertenbuch

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