Johannes Jänicke

Johannes Jänicke

Johannes Richard Adolf Jänicke (* 23. Oktober 1900 in Berlin; † 30. März 1979 in Halle) war ein evangelischer Pfarrer und Mitglied der Bekennenden Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus. 1955 bis 1968 war er Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jänicke wurde 1900 im Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg als Sohn des Stadtmissionars Ernst Jänicke und dessen Ehefrau Helene geboren. Er machte sein Abitur 1918 am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster, darauf folgte eine kurze Militärdienstzeit. Nach dem Theologiestudium erhielt er 1925 seine Ordination in Berlin.

Zunächst arbeitete er als Hilfsprediger; dabei entstanden erste zufällige Kontakte zu dem damaligen Generalsuperintendenten Dr. Otto Dibelius. Prägende und freundschaftliche Kontakte bauten sich auf zu Pfarrer Günther Dehn (s.u.) und dessen „Neuwerkkreis“, in dem sich jugendbewegte, kritische, dem religiösen Sozialismus zuneigende junge Menschen trafen.

Erste Pfarrstellen

Im Mai 1926 erhielt Jänicke seine erste Pfarrstelle in Luckenwalde, einer Kleinstadt südlich von Berlin. Im September 1926 heiratete er Eva Rudolphi (1901–1965).

Von 1929 bis 1935 hatte Jänicke eine Pfarrstelle an der Kirche St. Ulrich in Halle (Saale) inne. Dort war er vor allem tätig in der Jugendarbeit, und behandelte Themen wie „Christentum und Marxismus“. (Günther Dehn wurde bereits 1931 vor der NS-Machtergreifung wegen seiner pazifistischen Haltung durch Kampagnen nationaler, korporierter und nationalsozialistischer Kreise aus seiner Professur in Halle gedrängt.) Jänicke schloss sich nach der Machtergreifung 1933 dem Kampf der Bekennenden Kirche als aktiver Vertreter an. Er bildete eine „Bekennende Gemeinde“ in Halle. Darauf kam er kurzzeitig in „Schutzhaft“.

Pfarrstelle in Palmnicken

Atemwegs-Erkrankungen der Ehefrau machten einen Ortswechsel aus dem Klima des Raumes Halle-Bitterfeld erforderlich. 1935 suchte die Gemeinde in Palmnicken/Ostpreußen, unmittelbar an der Samlandküste, ausdrücklich einen Bekenntnispfarrer. Jänicke bewarb sich und wurde gewählt. Das von Deutschen Christen dominierte Königsberger Konsistorium bestätigte die Wahl nach anfänglichem Widerstand.

Jänicke arbeitete aktiv in der Bekennenden Kirche Ostpreußens mit. Im August 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und machte einen Teil des Polenfeldzuges als Gefreiter mit. Im Frühjahr 1940 bewirkten Gleichgesinnte im Konsistorium die „uk“-Stellung.

Nach Rückkehr auf seine Pfarrstelle hob man 1943 durch eine Intrige die uk-Stellung auf. Jänicke wurde als Sanitäter einberufen und das Konsistorium schickte einen anderen Pfarrer nach Palmnicken, den der Gemeindekirchenrat jedoch umgehend wieder fortschicke. Jänicke selbst gehörte inzwischen als Sanitätsunteroffizier zu einem in Königsberg stationierten Sanitätszug und nahm die Aufenthalte des Zuges dort wahr, um während Tagesurlauben in Palmnicken Gemeindearbeit zu leisten. In Zeiten seiner kriegsbedingten Abwesenheit übernahm seine Frau Eva dessen Aufgaben in der mit Flüchtlingen überfüllten Gemeinde und dokumentierte diese Jahre in ihrem Tagebuch.[1]

Anfang 1945 kehrte Jänicke in der allgemeinen Auflösung der Wehrmacht nach Palmnicken zu seiner Gemeinde zurück. Die sowjetische Besatzungsmacht tolerierte ihn als Pfarrer. 1947 wurden er, seine Frau und die Reste der Gemeinde ausgesiedelt.

Tätigkeit in der Kirchenprovinz Sachsen

1948 übernahm er das Direktorenamt des Burckardthauses in Berlin. 1949 wurde er zum Propst zu Halle und Merseburg und 1955 zum Bischof der evangelischen Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg gewählt. Mit seiner Amtseinführung durch Bischof Otto Dibelius am 22. September 1955 wurde der Magdeburger Dom nach langen Wiederherstellungsarbeiten wieder für den gottesdienstlichen Gebrauch eingeweiht.

Die Jahre seiner Tätigkeit in der DDR waren ausgefüllt von Repressionen und Kämpfen, aber auch Erfolgen und Zuspruch in einem reichen Kirchenleben. 1965 starb seine Frau Eva an Lungenkrebs. Er selbst übte das Bischofsamt noch bis Oktober 1968 aus. Seinen Ruhestand verbrachte er in Halle (Saale), wo er am 30. März 1979 starb.

Ein nach der Wende in Halle errichtetes Altenheim des Diakoniewerks Halle trägt seinen Namen.

Literatur und Quelle

  • Johannes Jänicke: Ich konnte dabei sein. Wichern-Verlag, 1986 (Autobiographie)
  • Ein nicht veröffentlichtes Tagebuch über die Jahre 1944–1947 liegt ebenfalls vor.
  1. Aufzeichnungen der Pfarrfrau Eva Jänicke. In: Martin Bergau: Todesmarsch zur Bernsteinküste. Das Massaker an Juden im ostpreußischen Palmnicken im Januar 1945. Zeitzeugen erinnern sich. Heidelberg 2006, ISBN 3-8253-5201-3, S. 157–205

Weblinks


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