Jantarni

Jantarni
Siedlung städtischen Typs
Jantarny/Palmnicken
Янтарный
Wappen
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Stadt Swetlogorsk
Oberhaupt Alexander Blinow
Gegründet 1389
Frühere Namen Palmnicken (bis 1946)
Siedlung städtischen Typs seit 1947
Fläche 26 km²
Höhe des Zentrums 30 m
Bevölkerung 5346 Einw. (Stand: 2006)
Bevölkerungsdichte 206 Ew./km²
Zeitzone UTC+2 (Sommerzeit: UTC+3)
Telefonvorwahl (+7) 40153
Postleitzahl 238580–238581
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 420 562
Webseite www.yantarny.com
Geographische Lage
Koordinaten: 54° 52′ N, 19° 56′ O54.86666666666719.93333333333330Koordinaten: 54° 52′ 0″ N, 19° 56′ 0″ O
Jantarny (Russland)
DEC
Jantarny (Oblast Kaliningrad)
DEC
Oblast Kaliningrad
 

Jantarny (russisch Янтарный ( anhören?/i), Transkription auch als Yantarni, deutsch Palmnicken, polnisch Palmniki, litauisch Palmininkai ) ist eine Siedlung städtischen Typs in der russischen Exklave Oblast Kaliningrad. Sie hat 5346 Einwohner (Berechnung 2006).

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Der Ort liegt im Westen des Kalinigrader Gebiets an der Ostseeküste, der so genannten Bernsteinküste. Kaliningrad ist etwa 40 Kilometer entfernt. Nachbarorte sind Donskoje (Groß Dirschkeim) im Norden und Primorsk (Fischhausen) im Süden.

Geschichte

Palmnickener Bergwerkskapelle 1904

Der Ort Palmnicken, über Jahrhunderte ein abseits gelegener Gutshof, lag im Samland, einem alten prussischen Gau, der seit 1234 vom Deutschen Orden beherrscht wurde. 1389 hieß er Palwenicken (prußisch palwe: Urland, Heideland, mit moosigem Gras und oft noch mit niedrigem Gestrüpp, meist Kaddig bestanden, nur als dürftige Viehweide benutzbar/ -nicken: Ort). Ab 1525 war Palmnicken preußisch. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Palmnicken für sechs Jahre von Schweden besetzt. Russische Truppen besetzen den Ort im Siebenjährigen Krieg von 1758 bis 1762. Im Zuge der preußischen Verwaltungsneuordnung kam Palmnicken 1818 in den Kreis Fischhausen. Ab 1827 begann die industrielle Förderung von Bernstein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Palmnicken zu einem Badeort. 1939 hatte Palmnicken 3079 Einwohner. Anfang April 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee erobert.

Massaker von Palmnicken

Gebäudereste der früheren Grube Anna
Gedenkstein für die Opfer des Massakers von Palmnicken

Angesichts des Anrückens der sowjetischen Truppen wurden im Januar 1945 die ostpreußischen Außenlager des KZ Stutthof aufgelöst und die Insassen über Königsberg nach Palmnicken getrieben. Den Todesmarsch überlebten von ursprünglich über 7000 nur noch etwa 3000 überwiegend weibliche Häftlinge, die am 27. Januar in Palmnicken eintrafen. Der ursprüngliche Plan, die Häftlinge in einem Stollen des Bernsteinbergwerkes Anna einzumauern, scheiterte am Widerstand des Werksdirektors Landmann sowie des Güterdirektors und Volkssturmkommandanten Feyerabend. Deshalb brachte die SS die Gefangenen in der Nacht des 31. Januars an den Strand von Palmnicken und trieb sie unter Gewehrfeuer in die vereiste Ostsee. Höchstens 15 der 7000 Gefangenen haben das Morden überlebt.[1] An einem Massengrab für 263 Opfer an der Grube Anna wurde 1999 ein Gedenkstein errichtet.

Geschichte ab 1945

Palmnicken wurde, angelehnt an das russische Wort für Bernstein, jantar, in Jantarny umbenannt, nachdem es nach dem 2. Weltkrieg Teil der Sowjetunion geworden war. Die ehemals ostpreußische Bevölkerung floh oder wurde vertrieben, und weitgehend durch russische, aber auch durch weißrussische, ukrainische und tatarische Zuwanderer ersetzt. Die letzten Deutschen wurden 1947 ausgewiesen. Von Juli 1947 bis April 1953 bestand im Ort ein Internierungslager für bis zu 2700 Personen, die bei der Bernsteinaufbereitung eingesetzt wurden.[2]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohnerzahlen
1933 2361 *
1939 3079 *
1989 4948 *
2002 5455 *
2006 5346

Anmerkung: * Volkszählung

Wirtschaft und Infrastruktur

Bernsteinabbau

Bernsteinabbau bei Jantarny

An der samländischen Küste wurde schon zu Zeiten des Deutschen Ordens Bernstein gesammelt. Der Orden hatte das Bernsteinmonopol, das später an den preußischen Staat überging. Im 17. Jahrhundert wurde der an der Bernsteinküste gesammelte Bernstein nach Palmnicken gebracht, wo er sortiert und zur Weiterverarbeitung nach Königsberg versandt wurde. Ab 1811 wurde die Bernsteinförderung verpachtet, 1875 richtete die Firma Stantien & Becker den weltweit einzigen Bernsteintagebau ein[3]. 1899 verkaufte Moritz Becker das Bergwerk an den preußischen Staat [4] und engagierte sich beim Goldbergwerk von Roudný. Das Werk gehörte in der Folgezeit zur Preußische Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft. Von anfangs jährlich 50 Tonnen wurden 1937 650 Tonnen Rohbernstein von etwa 700 Beschäftigten gefördert. Die Sowjetunion führte das Werk unter dem Namen Russkij Jantar (russischer Bernstein) und förderte jährlich etwa 600 Tonnen Bernstein. Auf Anordnung der russischen Aufsichtsbehörde für Technologie und Umweltschutz wurde die Bernsteinförderung 2002 eingestellt.

Verkehr

Die Samlandbahn verband Palmnicken mit dem Seehafen Pillau. Heute wird die Strecke nicht mehr regulär genutzt.

Sehenswürdigkeiten

  • Die 1892 erbaute evangelische Pfarrkirche wird heute von der russisch-orthodoxen Kirche genutzt.
  • Wasserturm
  • Im benachbarten Russkoje (Germau) findet sich ein deutscher Soldatenfriedhof.
  • Heimatmuseum

Persönlichkeiten

  • Der Pfarrer Johannes Jänicke (1900–1979) und seine Frau Eva Jänicke (1901–1965) wirkten von 1935 bis 1947 in der Palmnickener Kirchengemeinde. Johannes Jänicke gehörte der Bekennenden Kirche an und wurde später Bischof in der Kirchenprovinz Sachsen. Eva Jänicke hat die Ereignisse der Jahre 1945 bis 1947 in einem Tagebuch dokumentiert. [5]

Siehe auch

Literatur und Quellen

  • Martin Bergau: Todesmarsch zur Bernsteinküste. Das Massaker an Juden im ostpreußischen Palmnicken im Januar 1945. Zeitzeugen erinnern sich. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2006. ISBN 3-8253-5201-3
  • Klaus Schulz-Sandhof, Bausteine zu einer Regionalgeschichte des Samlandes, Teil II, Radau in Raudau, S. 152 - 170: "Das Desaster von Palmnicken ", Drethem/Elbe, 2007.
  1. Zahlen nach M. Bergau a.a.O. S. 220
  2. ITL DES KOMBINATS NR. 9
  3. Kossert, Andreas: Ostpreußen - Geschichte und Mythos, Siedler 2005, S.161
  4. Ostpreußen.net - Ihr Portal rund um Ostpreußen
  5. Die Aufzeichnungen der Pfarrfrau Eva Jänicke in: Martin Bergau a.a.O. S. 157-205

Weblinks


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