Johannes Stabius

Johannes Stabius
Porträt von Albrecht Dürer

Johannes Stabius (* um 1460 in Hueb bei Steyr; † 1. Januar 1522 in Graz) war ein Humanist, Naturwissenschaftler und Historiograph.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Werdegang

Stabius-Wappen des Albrecht Dürer

Johannes Stabius (Stab, Stöberer) wurde in "Hueb" bei Steyr (Oberösterreich) mutmaßlich als Sohn eines Forstknechts geboren. Über seine Jugendzeit gibt es sonst nur die Nachricht, dass er in Schlettstadt zur Schule ging. 1484 erwarb er das Baccalaureat an der Universität Ingolstadt. Nach Wanderjahren, die ihn u. a. nach Nürnberg und Wien führten, lehrte er seit 1498 als Professor für Mathematik in Ingolstadt. Konrad Celtis, den er 1492 kennengelernt hatte, holte ihn 1497 (nach anderen Quellen 1503) an die Universität Wien. Dort gehörte Georg Tannstetter zu seinen Schülern.[1]

Noch im Sommer desselben Jahres trat Stabius jedoch in den Dienst Kaiser Maximilians I., den er auf Reisen begleitete und den er in wissenschaftlichen und literarischen Fragen beriet. Die Universität rückte deshalb bald in den Hintergrund.

Stabius als Literat und Historiker

Stabius war mit zahlreichen humanistisch gebildeten Gelehrten und Poeten wie Ladislaus Sunthaym oder Jakob Mennel bekannt sowie mit Albrecht Dürer befreundet. Dürer hat sein Wappen gestaltet und ihn mehrmals portraitiert. Er betätigte sich selbst auch als Dichter. 1502 wurde er deshalb von Celtis zum poeta laureatus gekrönt. Er trat mit Oden auf den Kaiser und auf österreichische Landesheilige hervor und entwarf zusammen mit Willibald Pirckheimer das allegorische Grundgerüst zu "Triumphzug" und "Ehrenpforte", in denen das politische Konzept Maximilians I. propagiert wurde. Beispielsweise stammen die Verse zur "Ehrenpforte", die Albrecht Dürer illustrierte, von Stabius.

Daneben betätigte er sich als Herausgeber oder Beiträger zahlreicher humanistischer Werke und besorgte eine Ausgabe des Jordanes. Unkritische historische Forschung lehnte er ab und entlarvte die Werke des Johannes Trithemius als teilweise frei erfunden. Stabius arbeitete mit Ladislaus Sunthaym und Konrad Celtis am offiziösen habsburgischen Geschichtswerk mit und erstellte unter anderem eine Genealogie der Habsburger auf Quellenbasis.

Stabius scheint auch gute Beziehungen zum Kloster Reichenau unterhalten zu haben. Jedenfalls lieh er bei einem Besuch für Johannes Cuspinian eine karolingische Sammelhandschrift mit Texten der Kirchenväter aus (die seitdem verschollen ist).

Weltkarte in Stab-Werner-Projektion

Stabius als Geograph

Seine bedeutendste Leistung erbrachte er aber auf dem Gebiet der Kartographie mit der ersten flächentreuen Darstellung der Erdkugel. Diese sogenannte stab-wernersche herzförmige Projektion wurde zwar erst 1514 durch Johannes Werner (1468-1528) im Druck veröffentlicht, aber bereits von Martin Waldseemüller für seine Weltkarte von 1507 verwendet. Wie Johannes Werner selbst bekannte, stammt der Hauptanteil an dieser, erstmals über die Darstellungsmethode der Antike hinausgehenden Neuerung, von Stabius. Sie fand in der ersten Hälfte des 16. Jhs. häufige Anwendung, wurde dann aber von der Mercator-Projektion abgelöst.

Auch der Berechnung von Sonnenuhren liegt eine ähnliche Projektionsaufgabe zugrunde. Zusammen mit Johannes Werner berechnete er die Sonnenuhr am Ostchor der Lorenzkirche in Nürnberg.

Die letzten Jahre

Obwohl Stabius Geistlicher war - er hatte eine ergiebige Pfründe am Stephansdom - wurde er wegen seiner Leistungen 1515 von Maximilian zum Ritter geschlagen. Nach dem Tode des Kaisers 1519 trat er noch für kurze Zeit in die Dienste Ferdinands von Habsburg, dem späteren Kaiser. In dieser Zeit hielt er sich meist in Augsburg, Ingolstadt oder Nürnberg auf. Er starb am 1. Januar 1522 in Graz.

Literatur

  • Jan-Dirk Müller: Gedechtnus. Literatur und Hofgesellschaft um Maximilian I.. München 1982, S. 59 und öfters. ISBN 3-7705-1830-6.
  • Günther Hamann: Der Behaim-Globus als Vorbild der Stabius-Dürer-Karte von 1515. In: Der Globusfreund, No. 25/27, 1977/79 (veröff. 1978), S. 135-147.
  • Maximilian I., Ausstellungskatalog. Innsbruck 1969.
  • Helmuth Größing: Johannes Stabius. Ein Oberösterreicher im Kreis der Humanisten um Kaiser Maximilian. In: Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs, Bd. 9, 1968, S. 239-264. online bzw. online
  • Siegmund Günther: Die Schicksale der Erdkunde in Nürnberg. In: Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg, Bd. 17, 1907, S. 1-20 (hier 7-8)
  • Franz von Krones: Stabius, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 337.
  • Karl Röttel: Stabius, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, S. 777 f.

Einzelbelege

  1. Georg Tannstetter fügte 1514 seiner Ausgabe astronomischer Tabellen auch eine Geschichte der Wiener Mathematiker und Astronomen bei: Viri mathematici. Darin bezeichnet er sich als Schüler von Stabius und führt dessen „mathematische Erfindungen“ an. Hg. und übersetzt in Franz Graf-Stuhlhofer: Humanismus zwischen Hof und Universität. Georg Tannstetter (Collimitius) und sein wissenschaftliches Umfeld im Wien des frühen 16. Jahrhunderts. Wien 1996, S.156-171 (dort S.164f).

Weblinks

 Commons: Johann Stabius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Johannes Stabius – Quellen und Volltexte

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