- Johanneskirche (Słupsk)
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Die St.-Hyazinth-Kirche (auch Schlosskirche, bis 1946: St.-Johannis-Schloßkirche, seit 1946 polnisch: Kościół św. Jacka) in Słupsk (Stolp) ist eine im Stil der Backsteingotik errichtete Hallenkirche. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe des Herzogsschlosses.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Bausubstanz der Kirche, die den Zweiten Weltkrieg recht gut überstanden hat, stammt zum Teil aus dem 13. Jahrhundert. Sie war ursprünglich Gotteshaus des 1278 gegründeten Dominikanerklosters.[1] In seiner heutigen Form wurde der Bau im 15. Jahrhundert errichtet. 1534 nahm ihn der Rentmeister Ambrosius Vormann in Besitz und zerstörte die Ausstattung. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche von Herzogin Erdmute, Gattin des Herzogs Johann Friedrich (1569–1600) im Inneren barockisiert und ein westlicher schlanker Kirchturm mit barocker, kupfergedeckter Haube errichtet. Die Einweihung der wiederhergestellten Kirche erfolgte am 24. Juni (Johannistag) 1602 durch den pommerschen Generalsuperintendenten Jakob Faber.
Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirche weitgehend erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg eignete sich die Katholische Kirche in Polen das bisher evangelische Gotteshaus an. Es erhielt 2. Februar 1946 eine Weihe auf den Heiligen Hyazinth von Polen und wird seitem auch als St.-Hyazinth-Kirche bezeichnet. Die Kirche dient seitdem dem polnischen Dominikanerorden. Am 24. Juni 1981 wurde an der Kirche auch eine katholische Pfarrei errichtet.
Baubeschreibung
Es handelt sich um eine im Stil der Backsteingotik errichtete Hallenkirche mit Kirchturm.
Ausstattung
In der Kirche gibt es viele historische Werke religiöser Kunst (vor allem Barock), wie den Altar von 1602, den ein mächtiger barocker Aufbau schmückt, und die kürzlich umfassend restaurierte Kanzel, die von der Gestalt des Mose getragen wird und deren Korb und Schalldeckel reich verziert und bemalt sind.
Die Kirche beherbergt die Epitaphien von Ernst Bogislaw von Croÿ († 1684), Neffe des letzten pommerschen Herzogs, und seiner Mutter Anna von Croÿ († 1660).
Orgel
Besonders wertvoll ist die barocke Orgel, fast vollständig erhalten in ihrer ursprünglichen Form.
Die Orgel wurde vom Herzog Ernst Bogislaw von Croÿ gestiftet. Den Auftrag zum Bau des Instruments erhielt im Jahr 1655 Paul Fischer aus Rügenwalde. Nach seinem Tod sollte vereinabrungsgemäß sein Neffe Michael Berigel oder sein Stiefschwiegersohn Joachim Thiele aus Rastenburg das Werk vollenden. Wer es letztlich tat ist nicht feststellbar. Fertig gestellt wurde das Instrument im Jahr 1657. Sie besaß den modernen Tonumfang C, D–c³ in den Manualen. Die ursprüngliche Disposition der Orgel wird im Staatsarchiv Stettin verwahrt.
Die Bildhauerarbeiten führte Hans Eddelwer aus Rügenwalde im Stil des Knorpelbarock aus. Sie ähneln sehr denen an der Stellwagen-Orgel Stralsund und der Orgel in der Kathedrale von Kamień Pomorski. Ursprünglich gab es am Hauptwerk und am Rückpositiv Flügeltüren. Diese wurden um 1700 durch geschnitzte Schmuckelemente („Ohren“) ersetzt.
Die Bromberger Firma Voelkner baute später im alten Gehäuse eine neue, pneumatische Orgel ohne Rückpositiv, die wiederum durch einen Neubau in historischer Bauweise im Jahr 2002 durch Józef Mollin aus Odry ersetzt wurde.
Von der ursprünglichen Orgel sind erhalten:
- das (teilweise veränderte) Orgelgehäuse
- die Gehäuseornamentik und die Farbfasung und
- 29 Prospektpfeifen des Rückpositivs (Proncipal 4').
Evangelische Kirchengemeinden (bis 1945)
Im Jahre 1602 wurde das Gotteshaus als evangelische Schloss- und Gemeindekirche in Dienst genommen. Seit 1702 gehörte die vordem eigenständige Kirchengemeinde Kublitz mit den Orten Ulrichsfelde und Veddin als Filialkirche zu ihrem Kirchensprengel. Bis 1685 war die Gemeinde lutherisch orientiert, erhielt dann zusätzlich einen reformierten Geistlichen, der mit dem lutherischen Prediger sich bei den Gottesdiensten abwechselte.
Das Kirchenpatronat war hernach königlich, später wurde es von den Stadtbehörden wahrgenommen. Zum (lutherischen) Kirchspiel der St.-Johannis-Schlosskirche gehörten im Jahre 1940 7500 Gemeindeglieder, von denen 5000 in der Stadt Stolp und 2500 in den Filialdörfern wohnten. Die (reformierte) Kirchengemeinde St. Johann (so deren offiziell-amtlicher Name) zählte insgesamt 3400 Kirchenglieder. Zuletzt vor 1945 war deren Geistlicher der Pfarrer Werner de Boor.
Die beiden Teilgemeinden der St.-Johannis-Schlosskirche gehörten bis 1945 zum Kirchenkreis Stolp-Stadt in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.
Pfarrer
Die Geistlichen der St.-Johannis-Schlosskirche waren bis 1668 auch Hofprediger. Von 1602 bis heute amtierten hier:
- Daniel Rubenow, 1602-1636
- Andreas Proläus (Pröhl), 1636-1651
- Andreas Hille, 1652-1668
- Johann Drenckhan (aus Kublitz, nach seinem Tod wurde der Ort Filialgemeinde der St.-Johannis-Schlosskirche), 1668-1702
- Philipp Christoph Fuhrmann, 1703-1729
- Christian Granow, 1730-1761
- Albrecht Immanuel Driesenthal, 1763-1781
- Carl Friedrich Hornig, 1782-1785
- Johann Ludwig Krech, 1785-1811
- Johann Gottlieb Heinrich Kuß, 1811-1847
- August David Gottfried, 1849-1868
- Heinrich August Sahland, 1868-1910
- Heinrich Maximilian Akbert Meyer, 1910-1926
- Otto Gehrke, 1926-1931
- Friedrich Pieper, 1931-1941
- Egbert Zieger (designiert ab 1942, wegen Kriegsdienst keine Amtsübernahme)
Katholische Kirchengemeinde (seit 1981)
Am 24. Juni 1981 wurde hier auch eine selbständige Pfarrei errichtet, zu der derzeit 4640 Pfarrkinder gehören. Sie liegt im Dekanat Słupsk-Wschód (Stolp-Ost) im Bistum Köslin-Kolberg des Erzbistums Stettin-Cammin.
Literatur
- Hans Glaeser: Das Evangelische Pommern. 2. Teil. Stettin 1940.
- Johannes Hinz: Pommern. Lexikon. Würzburg 2001, ISBN 3-88189-394-6.
- Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 2. Stettin 1912.
- Martin Rost: Vergessene „norddeutsche“ Orgeln - Studienreisen der Orgelkommission. Stralsund 2008.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Christian Wilhelm Haken: Ehemaliges Mönchskloster, jetzige Schloßkirche von Stolp und beigelegte Filiale Cublitz, in: Hakens Drei Beiträge zur Erläuterung der Stadtgeschichte von Stolp (neu herausgegeben von F. W. Feige), Stolp 1866, S. 89-170, online.
54.46416666666717.033611111111Koordinaten: 54° 27′ 51″ N, 17° 2′ 1″ O
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