- Josef Neuberger
-
Josef Neuberger (* 11. Oktober 1902 in Antwerpen; † 12. Januar 1977 in Düsseldorf) war ein deutscher Rechtsanwalt und Politiker (SPD).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Neuberger stammte aus einer in Rheinbach bei Bonn eingesessenen jüdischen Familie. Er studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaft in Köln, promovierte 1925 mit der Arbeit Die Verfassung der Russischen Sozialistischen Föderativen Räterepublik und beendete sein Studium 1929 mit der ersten und 1933 mit der zweiten juristischen Staatsprüfung. Als Jude wurde er nach 1933 von den Nationalsozialisten aus der Anwaltskammer ausgeschlossen. Er emigrierte 1938 über die Niederlande nach Palästina und begann dort erneut ein Jurastudium. Für den Unterhalt seiner Familie sorgte seine Frau Ilse, die eine kleine Pension betrieb. In Palästina schloss er sich der zionistisch-sozialistischen Partei Poale Zion an.
Nach Gründung des Staates Israel und der Bundesrepublik Deutschland kehrte Neuberger 1950 nach Deutschland zurück, ließ sich 1952 als Rechtsanwalt in Düsseldorf nieder und arbeitete unter anderem als Strafverteidiger am Amts- sowie Landgericht Düsseldorf.
Neuberger war seit 1956 Ratsherr in Düsseldorf und zog 1959 als Abgeordneter für die SPD in den nordrhein-westfälischen Landtag ein. Von Dezember 1966 bis September 1972 amtierte er als Justizminister in der von Ministerpräsident Heinz Kühn geführten Landesregierung. Während seiner Amtszeit reformierte er das Justizwesen in den Bereichen Strafvollzug, Wirtschaftskriminalität, Juristenausbildung und Umweltschutz. Zur selben Zeit nahm er auch Ehrenämter im jüdischen Gemeindeleben wahr und amtierte unter anderem als Mitglied des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland. Neubergers inzwischen erwachsene Söhne kehrten nach Israel zurück.
Neubergers Anwaltssozietät nahm während seiner Amtszeit als NRW-Justizminister und oberster Dienstherr der Staatsanwaltschaft wie schon in den Jahren zuvor im Zusammenhang mit dem „Contergan-Prozess“, an der Verteidigung von Verantwortlichen des Pharmaherstellers Grünenthal teil.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Kabinett arbeitete Neuberger wieder als Rechtsanwalt. Er starb am 12. Januar 1977 im Alter von 74 Jahren in Düsseldorf.
Ehrungen
- 1968: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
- 1976 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaften verliehen.
- Nach ihm wurden eine Straße in Düsseldorf-Gerresheim und das Gebäude der Justizvollzugsschule NRW in Wuppertal benannt.
Josef-Neuberger-Medaille
Die Jüdische Gemeinde in Düsseldorf ehrt seit 1991 nichtjüdische Persönlichkeiten, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben im Namen Joseph Neubergers mit einer Medaille. Preisträger waren bisher u.a. Johannes Rau, Fritz Pleitgen, Roman Herzog, Angela Merkel und Gunter Demnig.
Siehe auch
Kabinett Kühn I - Kabinett Kühn II
Quellen und Literatur
- Die Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen 1966 bis 1970 (Sechste Wahlperiode) (Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 8), hrsg. von Christoph Nonn, Wilfried Reininghaus und Wolf-Rüdiger Schleidgen, eingel. u. bearb. von Andreas Pilger, Siegburg 2006, ISBN 3-87710-361-8
- Die Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen 1970 bis 1975 (Siebte Wahlperiode) (Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 27), hrsg. von Frank Michael Bischoff, Christoph Nonn und Wilfried Reininghaus, eingel. u. bearb. von Martin Schlemmer, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-9805419-7-8
- Joseph Walk (Hrsg.), Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. München : Saur, 1988 ISBN 3-598-10477-4
Weblinks
Commons: Josef Neuberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Josef Neuberger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen
Justizminister des Landes Nordrhein-WestfalenEduard Kremer | Artur Sträter | Gustav Heinemann | Rudolf Amelunxen | Otto Flehinghaus | Franz Meyers | Friedrich Vogel | Josef Neuberger | Diether Posser | Inge Donnepp | Dieter Haak | Rolf Krumsiek | Fritz Behrens | Reinhard Rauball | Jochen Dieckmann | Wolfgang Gerhards | Roswitha Müller-Piepenkötter | Thomas Kutschaty
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Neuberger — ist der Familienname folgender Personen: Christoph Neuberger (* 1964), deutscher Kommunikationswissenschaftler Herman Neuberger (1918–2005), US amerikanischer Rabbiner Hermann Neuberger (1919–1992), deutscher Fußball Funktionär Josef Neuberger… … Deutsch Wikipedia
Hermann Neuberger — November 1990: Hans Georg Moldenhauer, Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), überreicht Neuberger einen Trabant als Geschenk zum Eintritt in den Deutschen Fußballbund (DFB) Hermann Neuberger (* 12. Dezember 1919 in V … Deutsch Wikipedia
Hermann Neuberger — (Völklingen Fenne, 12 décembre 1919 Homburg, 27 septembre 1992) est un dirigeant allemand de football. Il est le 7e Président de la DFB, de 1975 à 1992. Il est considéré comme un des « pères de la Bundelisga ».… … Wikipédia en Français
Andreas Rolf Neuberger — Rudolf Fernau (* 7. Januar 1898 in München; † 4. November 1985 ebenda; eigentlich Andreas Rolf Neuberger) war ein deutscher Bühnen und Filmschauspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Filmografie … Deutsch Wikipedia
Liste der Biografien/Ne — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q … Deutsch Wikipedia
Justizvollzugsschule NRW — Vorlage:Infobox Hochschule/Logo fehltVorlage:Infobox Hochschule/Träger fehltVorlage:Infobox Hochschule/Studenten fehltVorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Justizvollzugsschule Ort Wuppertal… … Deutsch Wikipedia
Abgeordnete des 4. Landtags von Nordrhein-Westfalen — Die Abgeordneten des nordrhein westfälischen Landtags in der 4. Wahlperiode vom 21. Juli 1958 bis zum 20. Juli 1962 Parlaments und Fraktionsvorsitzende Landtagspräsident: Josef Gockeln (CDU), ab 13. Januar 1959 Wilhelm Johnen Fraktionsvorsitzende … Deutsch Wikipedia
Abgeordnete des 5. Landtags von Nordrhein-Westfalen — Die Abgeordneten des nordrhein westfälischen Landtags in der 5. Wahlperiode vom 23. Juli 1962 bis zum 23. Juli 1966 Parlaments und Fraktionsvorsitzende Landtagspräsident: Wilhelm Johnen (CDU), ab 19. April 1966 Josef Hermann Dufhues (CDU)… … Deutsch Wikipedia
Abgeordnete des 6. Landtags von Nordrhein-Westfalen — Abgeordnete des 6. Landtags Nordrhein Westfalen in der Legislaturperiode vom 24. Juli 1966 bis zum 25. Juli 1970. Parlaments und Fraktionsvorsitzende Landtagspräsident: John van Nes Ziegler (SPD) Fraktionsvorsitzende: SPD: Heinz Kühn, ab 9.… … Deutsch Wikipedia
Abgeordnete des 7. Landtags von Nordrhein-Westfalen — Die Abgeordneten des nordrhein westfälischen Landtags in der 7. Wahlperiode vom 26. Juli 1970 bis zum 27. Mai 1975 Parlaments und Fraktionsvorsitzende Landtagspräsident: Wilhelm Lenz (CDU) Fraktionsvorsitzende: SPD: Fritz Kassmann CDU: Heinrich… … Deutsch Wikipedia