Joseph Joos

Joseph Joos
Joseph Joos, Reichstagsabgeordneter, Zentrum

Joseph Joos (* 13. November 1878 in Wintzenheim, Kreis Colmar; † 11. März 1965 in St. Gallen, Schweiz) war ein deutscher Schriftleiter und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nach der Volksschule in Mülhausen und einer Modelltischlerlehre ging Joos 1901 als Redakteur zur „Ober-Elsässischen Landeszeitung“. Der überzeugte Katholik bildete sich 1903 durch einen Kurs beim Volksverein für das katholische Deutschland in Mönchengladbach weiter und wurde Redakteur bei der Westdeutschen Arbeiterzeitung, dem auflagenstarken Organ der katholischen Arbeitervereine (KAB). 1905 wurde Joos Redaktionsleiter. Im Krieg sprach er sich für eine Demokratisierung aus. Seit 1919 war der Elsässer verstärkt politisch tätig. Die katholischen Arbeitervereine, die sich schon früh gegen den Nationalsozialismus engagierten, wurden während der NS-Diktatur zunehmend bedrängt, schließlich verboten. Joos fand eine Arbeit bis 1940 in Köln in der Männerseelsorge, wurde aber 1940 nach Denunziation wegen seiner Kontakte zum Widerstand verhaftet, nachdem man ihm als gebürtigen Elsässer schon 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen hatte.

Vom Kölner Gefängnis kam Joos im August 1940 ins Internierungslager Weißenburg in Bayern, im Juli 1941 ins Gestapo-Gefängnis Nürnberg, anschließend in das Konzentrationslager Dachau. Im April 1945 wurde er mit ca. 140 prominenten Insassen nach Niederdorf (Südtirol) transportiert und dort im Mai 1945 befreit[1]. Aufgrund seines Geburtsorts als „Franzose“ nach Frankreich entlassen, kehrte Joos 1949 nach Deutschland zurück, erhielt aber die deutsche Staatsbürgerschaft nicht zurück. Bis 1960 lebte er in Fulda, wo er für die katholische Männerseelsorge arbeitete und Berater der KAB war. 1960 übersiedelte er krankheitsbedingt in die Schweiz.

Öffentliche Ämter

Joseph Joos kam als Vertreter des katholischen Arbeiterflügels im Januar 1919 für das Zentrum in die Weimarer Nationalversammlung, wobei er bereits seit 1911 im Provinzialvorstand der rheinischen Zentrumspartei tätig war. Er gehörte dem Reichstag bis zum November 1933 an. Er gehörte zu den bekanntesten Zentrumspolitikern der Weimarer Zeit, was sich auch in zahlreichen Ämtern niederschlug.

  • 1920 Beisitzer im Reichsparteivorstand des Zentrums, 1928-1933 stellvertretender Parteivorsitzender
  • 1922 2. Präsident des Deutschen Katholischen Katholikentags in München, 1. Vorsitzender des Windthorstbundes, der Jugendorganisation der Zentrumspartei
  • 1926-1932 Mitglied des Bundesvorstandes des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold
  • 1927 Vorsitzender des Reichsverbandes katholischer Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine
  • 1928 Vorsitzender der katholischen Arbeiterinternationale
  • 1928 Mitglied des engeren Vorstands des Volksvereins für das katholische Deutschland
  • 1928 unterlag er bei der Wahl zum Parteivorsitzenden der Zentrumspartei
  • 1933 schied er aus dem Vorstand des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) aus

Joos wandte sich 1933 gegen die Zustimmung der Zentrums zum Ermächtigungsgesetz, beugte sich aber der Fraktionsmehrheit und stimmte daher im Reichstag zu.

Einzelnachweise

  1. Peter Koblank: Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol

Literatur

  • Bernd Haunfelder: Reichstagsabgeordnete der Deutschen Zentrumspartei 1871-1933. Biographisches Handbuch und historische Photographien. Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 4. Düsseldorf 1999, S. 1325 f.
  • Oswald Wachtling: Joseph Joos. Journalist, Arbeiterführer, Zentrumspolitiker. Politische Biographie 1878-1933. Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Band 16. Mainz 1974

Weblinks


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