Joseph Kolkmann

Joseph Kolkmann

Joseph Kolkmann (* 4. April 1839 in Verl/Westfalen; † 1880 in Berlin) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.

Leben

Joseph Kolkmann wurde 1839 im westfälischen Verl geboren. Seine Eltern waren der Landwirt Christoph Kolkmann und dessen Ehefrau Carolina, geborene van Dyk. Er besuchte die Schulen in Rietberg bei Wiedenbrück, Münster und Warendorf. Im Wintersemester 1861/62 nahm er sein Jurastudium an der Universität Göttingen auf, danach studierte er in Bonn und Berlin.

Mit der Aufnahme seines Studiums wurde Kolkmann Mitglied der Burschenschaft Brunsviga (Braunschweig) in Göttingen. In Berlin legte er das 1. Juristische Staatsexamen ab. Die Referendarzeit verbrachte er in Paderborn, im Anschluss daran wurde er stellvertretender Staatsanwalt in Hamm. 1870 promovierte er 1870 in Göttingen und heiratete 1871 Emma Franzisca, geborene Emmerich.

Am Vorabend des Kulturkampfes in Paderborn und in Münster war er als Verfasser diverser Streitschriften und Flugblätter gegen die Ultramontanisten, einer äußerst konservativen Gruppierung innerhalb der katholischen Kirche, sowie gegen die Infallibilität (Unfehlbarkeit) des Papstes mit der katholischen Kirche in Konflikt geraten. Von 1868 bis 1874 verfasste er mehrere Schriften über die Kirchenzustände. Vor allem wandte er sich gegen die judenfeindlichen Schriften des Paderborner Bischofs Konrad Martin:

„Das ist meine feste Überzeugung, daß die Judenfeindschaft mit einer soliden Bildung unserer Zeit unverträglich ist. Das sage ich ohne alle Überhebung, da ja offenbar ist, daß derjenige, welcher das Unbegründete der Antipathie gegen die Juden durchschaut, damit sich noch lange nicht als einen großen Geist legitimiert hat. Aber dabei muß ich mit aller Entschiedenheit verbleiben, daß wahre Geistesbildung, die sich auf der Höhe unserer Zeit hält, und Judenfeindschaft zwei ganz und gar unverträgliche Dinge sind. Den Beweis für meine Behauptungen sollen die nachfolgenden Blätter liefern, insofern die Bodenlosigkeit der Ansichten, worauf sich die Judenfeindschaft stützt, nachgewiesen wird.“

Joseph Kolkmann: Die gesellschaftliche Stellung der Juden, S. 5f.

In Werbeanzeigen für die Neuauflage der Abhandlung Konrad Martins durch Joseph Rebbert 1880 sowie 1881 wurde auch auf Kolkmann hingewiesen:

„In dem Büchlein werden verschiedene Lehren des Talmud beleuchtet und deren Gefährlichkeit und Schädlichkeit für das sociale Leben gezeigt. Einem Verteidiger der Juden, dem bekannten? aus dem Justizdienste entlassenen? Dr. Kolkmann wird in einem Anhange gründlich heimleuchtet.“

Hannelore Noack: Unbelehrbar? University Press Paderborn 2001, S.166 (Diss. 1999)

Zu dieser Zeit war Kolkmann als Königlich-preußischer Richter in Löbau in Westpreußen tätig. Mit der Anzeige wollte man daher nicht nur für die Publikation werben, sondern gleichzeitig einen politischen Gegner in Misskredit bringen. Kolkmann veröffentlichte auch in Löbau weiterhin sozialkritische Aufsätze. 1872 wurde seine Tochter Charlotte Laura geboren, die bereits 1874 in Löbau starb und dort begraben wurde.

Joseph Kolkmann ist 1880 in Berlin im Alter von 41 Jahren verstorben. Nach den Recherchen von Hajo van Freeden (s. Weblinks) sind die Umstände seines Todes, als auch sein Grab unbekannt.

Werke

  • Die Diöcesan-Synode vom 8., 9. und 10. October 1867: zur Beleuchtung des Kirchenregimentes in der Diöcese Paderborn unter dem Bischofe Dr. Conrad. 1867
  • Die gesellschaftliche Stellung der Juden. Löbau 1876 (1881 in 3. Auflage bei der Buchdr. der Volks-Zeitung, Berlin, mit einem Vorwort von Chajim Bloch zum Gedächtnis Joseph Kolkmanns erschienen)
  • Das Recht der deutschen Schenke und die Schanknovelle. Löbau 1878
  • Die Charakterlosigkeit in Deutschland. Löbau 1878
  • Weg mit dem preußischen Schulzwange!. Löbau 1881 (?)
  • Die königlich-preußische Staatsanwaltschaft und die freie Rede. o. J. (1876 ?)

unter dem Pseudonym „Nicolaus Planenberg“ veröffentlichte er:

  • Der Preußische Richter von seiner Schattenseite gezeichnet. Löbau 1876/1877
  • Die Majestätsbeleidigungen und die preußische Justiz. Löbau 1878
  • Die Zivilgerichtsreform und die Beschränkung des Anwaltszwanges. Berlin

Weblinks


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