Joseph Vollmer

Joseph Vollmer

Joseph Vollmer (* 13. Februar 1871; † 9. Oktober 1955) war ein deutscher Ingenieur und Automobilpionier.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn eines selbständigen Schlossermeisters wuchs Vollmer zusammen mit drei Brüdern in Baden-Baden auf. Er besuchte die Städtische Gewerbeschule und ging nach deren Abschluss 1886 nach Cannstatt, um dort eine Lehre als Feinmechaniker bei der Maschinenfabrik Esslingen zu absolvieren. Im Jahre 1894 beendete er sein anschließendes Ingenieurstudium am Technikum Mittweida in Sachsen.

Vollmers Karriere als Ingenieur und Automobilpionier begann in Gaggenau bei der Firma Bergmann, die seinen „Orientexpress“ erfolgreich baute. Damit war in Gaggenau für über 100 Jahre der Automobilbau begründet.

Im Jahre 1897 schloss der Berliner Wagenbauer Kühlstein einen Gesellschaftsvertrag mit Vollmer und holte ihn nach Berlin. Dort konstruierte und baute Vollmer verschiedene Motorfahrzeuge, die auf der Pariser Weltausstellung 1900 höchste Preise erhielten. Vollmer wurde Mitglied der technischen Kommission des Mitteleuropäischen Motorwagenvereins und wurde in Berlin, Potsdam und Frankfurt/Oder zum polizeilichen Sachverständigen berufen.

NAG Durch-Lastzug 1903
(Konstruiert von Kühlstein und Joseph Vollmer)[1]

Seit 1901 gab es bei der AEG, die von Emil Rathenau geleitet wurde, eine Automobilabteilung. 1902 wurde Joseph Vollmer Leiter dieser Abteilung, der NAG, die Rathenau und er zu einer großen Automobilproduktion entwickelten. Alle Fahrzeuge, die AEG-NAG bis 1906 herstellte, entstanden unter Vollmers Federführung und waren sein Gedankengut. Dazu zählte auch der Lastzug „Durch“, der als erster Lastzug der Welt gilt. 1905 heiratete Joseph Vollmer seine Frau Hedwig geborene Stöhr, mit der er zwei Töchter bekam und 1955 noch Goldene Hochzeit feiern durfte.

Im Jahre 1906 verließ Vollmer die NAG und gründete zusammen mit seinem Freund Ernst Neuberg die Deutsche Automobil-Construktionsgesellschaft (DAC). Bis 1936 wurden Fahrzeuge und Motoren konstruiert und als komplette Werkszeichnung gegen Lizenzzahlung an Kraftfahrzeug- und Motorenfabriken verkauft. Eine große Zahl von in- und ausländischen Fabriken zählten zu den Kunden der DAC, da viele Fabriken noch keine eigenen Konstruktionsbüros besaßen. Das Unternehmen wurde erfolgreich und lukrativ.

Im [[[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde Vollmer im Rang eines Hauptmanns eingezogen. Er sorgte zunächst für die Einführung des metrischen Systems im Kraftfahrzeugbau. Er zählt mit dieser Arbeit zu den Vätern der FAKRA, die in den zwanziger Jahren für eine Typisierung automobiler Baugruppen sorgte, sowie zu den Urvätern der deutschen Normung (DIN, damals noch NADI: Normenausschuss der Deutschen Industrie). Anschließend wurde Vollmer mit dem Bau der deutschen Panzer K-Wagen (Großkampfwagen), A7V, LK I und LK II betraut. Aus den Erfahrungen mit der Panzerkonstruktion entwickelte Vollmer nach dem Krieg Landwirtschaftsfahrzeuge wie die bekannte Hanomag-Raupe und widmete sich dem Bau von Nutzfahrzeugen. Auch die Entwicklung des Dieselmotors wurde von ihm maßgebend vorangetrieben.

Über 450 in- und ausländische Patente und Gebrauchsmuster wurden Joseph Vollmer im Laufe seines Lebens erteilt. Sein Lebenswerk wurde mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande, der Diesel-Medaille und des Dieselringes sowie einer Reihe von Ehrenmitgliedschaften für seine Lebensleistung gewürdigt. Joseph Vollmer, der immer wieder gerne seine Heimatstadt Baden-Baden besuchte, starb nach einem Vortrag im Volkswagenwerk am 9. Oktober in Braunschweig. 2005 widmete ihm seine Heimatstadt eine Brücke: Die "Joseph-Vollmer-Brücke" liegt zwischen Europastraße/B500 und Schwarzwaldstraße, direkt an der Tourist-Information.

Technische Leistungen

Bereits durch den Avant-train von 1898 gilt Vollmer als Vorreiter des Vorderradantriebes.

Bei der NAG (Nationale Automobil Gesellschaft) baute Joseph Vollmer 1903 einen „Durch“ Lastzug als Frontlenker-LKW mit zwei Anhänger, als ersten Lastzug der Welt[2].

Lastkraftwagen konstruierte Vollmer ab 1900 in Vielzahl: U. a. Kühlstein, NAG, Dinos, Loeb, Namag, Podeus, Hille, Vomag, Körting, Komnick.

Eine Reihe von Patenten Vollmers dienten maßgeblich der Weiterentwicklung des Dieselmotors zum Fahrzeugmotor.

Normung im Kraftfahrzeugbereich (FAKRA und DIN).

Der A7V, der als deutscher Panzer im 1. Weltkrieg kaum noch zum Einsatz kommen konnte.

Auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Schlepper waren Vollmers Konstruktionen im In- und Ausland sehr erfolgreich, sein Hanomag Schlepper wurde weltbekannt.

Joseph Vollmer gehörte zu den ersten zehn Automobilkonstrukteuren.

Literatur

  • Gisela Zincke: Joseph Vollmer – Konstrukteur und Pionier, Gaggenau 2001, Buch & Bild Helma Wessel
  • Gisela Zincke: Joseph Vollmer – Designer and Pioneer, English Edition 2003 Buch & Bild Helma Wessel
  • Sturmpanzerwagen A7V - vom Urpanzer zum Leopard 2, Mittler-Verlag, Herford 1990 ISBN 3-8132-0351-4
  • Automobile Quarterly, Volume 29, Number 4 (1991)
  • Geschichten aus unserem Benzwerk S. 39-48, Art & Grafik Verlag, Ettlingen 1991, ISBN 3-927389-18-8
  • Wehrtechnik und wissenschaftliche Waffenkunde, Komitee Nachbau Sturmpanzerwagen A7V: Vom Urpanzer zum Kampfpanzer Leopard 2. Ein Beitrag zur Militär- und Technikgeschichte, Bernhard & Graefe, Bonn 2003, ISBN 3-7637-6243-4

Referenzen

  1. Nr. 18 Ein Jahrhundert Automobiltechnik - Nutzfahrzeuge, Seite 271)
  2. Nutzfahrzeuge von DaimlerChrysler S. 20

Weblinks


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