- Julie Wolfthorn
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Julie Wolfthorn (auch Wolf-Thorn, geborene Wolf oder Wolff; * 8. Januar 1864 in Thorn, Westpreußen; † 29. Dezember 1944 im Ghetto Theresienstadt) war eine deutsche Malerin und Grafikerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Julie Wolfthorn wurde unter dem Namen Julie Wolf(f) als Kind einer bürgerlichen jüdischen Familie in Thorn geboren. Ab 1890 studierte sie Malerei und Grafik in Berlin, nach einem Aufenthalt in Paris kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie jahrzehntelang in der Kurfürstenstraße 50 lebte (das Haus existiert nicht mehr). 1898 wurde sie - als eine von nur vier Frauen - Gründungsmitglied der Berliner Secession. Seit 1898 war sie im „Verein der Künstlerinnen und Kunstfreunde Berlin“. 1904 heiratete sie den Kunsthistoriker und -kritiker Rudolf Klein. 1905 unterzeichneten Julie Wolfthorn und über 200 Künstlerinnen eine Petition mit der Forderung zur Zulassung an der Preußischen Akademie der Künste, die von dem Akademiedirektor Anton von Werner abgelehnt wurde. 1906 gründete sie mit Käthe Kollwitz die Ausstellungsgemeinschaft „Verbindung Bildender Künstlerinnen“, 1912 wurde sie mit Käthe Kollwitz in den Vorstand und die Jury der Secession gewählt, 1933 wurde sie mit Fanny Remak aus dem Vorstand ausgeschlossen, die nach England emigrierte. Julie Wolfthorn blieb in Berlin und arbeitete mit dem Kulturbund Deutscher Juden zusammen. 1941 wurde der Kulturbund verboten, die Mitarbeiter verhaftet und das Vereinsvermögen beschlagnahmt.
Am 28. Oktober 1942 wurde Julie Wolfthorn im Alter von 78 Jahren zusammen mit ihrer Schwester Luise Wolf mit dem „68. Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort zeichnete sie, so weit ihr das unter den Umständen möglich war. Sie überlebte hier zwei Jahre und verstarb wenige Tage vor ihrem 81. Geburtstag.
An Julie Wolfthorn erinnert heute der Name einer neuen Straße am Berliner Nordbahnhof.
Werke
Julie Wolfthorn wurde vor allem durch ihre Portraitmalerei bekannt. Sie portraitierte Ida Dehmel, Richard Dehmel, Carl Ludwig Schleich, Hedda Eulenberg, Gerhart Hauptmann (im Doppelporträt mit seiner Frau Margarete), Gabriele Reuter, die Familienmitglieder des schreibenden und übersetzenden Paares Hedwig Lachmann und Gustav Landauer, die Familie des Architekten Hermann Muthesius, den Arzt Salomon Neumann, die Opernsängerin Irmgard Scheffner, viele Schauspielerinnen wie Tilla Durieux oder Carola Neher - und hunderte andere berühmte Zeitgenossen, vorwiegend aus der Berliner Gesellschaft, darunter besonders viele engagierte Frauen.
Literatur
- Heike Carstensen, Leben und Werk der Malerin und Graphikerin Julie Wolfhtorn (1864 - 1944). Rekonstruktion eines Künstlerinnenlebens, Tectum Verlag, Marburg 2011, ISBN 978-3-8288-2728-8.
- Hedwig Brenner: Jüdische Frauen in der bildenden Kunst II. Konstanz 2004.
- Beate Spitzmüller: Julie Wolfthorn. In: Britta Jürgs (Hg.): Denn da ist nichts mehr, wie es die Natur gewollt. Portraits von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen um 1900. AvivA Verlag, Berlin, 2001, ISBN 3-932338-13-8; S.248-259
- Käthe, Paula und der ganze Rest. Ein Nachschlagewerk (Künstlerinnenlexikon), hrsg. v. Verein der Berliner Künstlerinnen e.V., Berlin: Kupfergraben, 1992, S. 185 (Lit.). ISBN 3-89181-411-9
Weblinks
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