- Berliner Sezession
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Berliner Secession ist die Bezeichnung einer deutschen Künstlergruppe. Sie war eine organisatorische Abspaltung Berliner Maler und Bildhauer zum Ende des 19. Jahrhunderts vom bis dahin dominierenden akademischen Kunstbetrieb. Der Begriff Secession leitet sich von dem lateinischen Begriff „secessio“ ab und bedeutet „Trennung“ bzw. „Abspaltung“.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Verwerfungen, die zur Bildung der Berliner Secession und weiterer Künstlergruppen führen sollte, begannen bereits 1891 anlässlich der Großen Internationalen Kunstausstellung in Berlin. Der Streit ging um die Abteilung der norwegischen Künstler, der sich im Folgejahr zuspitzte, nachdem die Kommission des Vereins Berliner Künstler die Bilder von Edvard Munch abgelehnt hatte. Im Februar 1892 schlossen sich unter der Führung von Walter Leistikow, Franz Skarbina und Max Liebermann einige Maler zu einer „freien Vereinigung zur Veranstaltung von künstlerischen Ausstellungen“ zusammen und stellten im Frühjahr 1892 als Die Elf aus, ohne allerdings den „Verein Berliner Künstler“ zu verlassen oder den jährlich stattfindenden Salon – die „Große Berliner Kunstausstellung“ – zu meiden.
Eine Überarbeitung der Statuten der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft durch Anton von Werner und Hugo Schnars-Alquist hielt im Oktober 1892 noch den Wirtschaftsverband zusammen. Doch im November 1892 kam es zum Skandal, als eine Ausstellung der Werke von Edvard Munch diesmal von einer Mehrheit der Mitglieder des Vereins Berliner Künstler geschlossen wurde und Munchs Bilder als „abstoßend, hässlich und gemein“ bezeichnet wurden. Die opponierende Gruppe der Maler war aber noch nicht stark genug, um das etablierte Ausstellungswesen zu verlassen. So kam es zur „Freien Berliner Kunstausstellung 1893“ parallel zur Großen Berliner Kunstausstellung, in die wiederum die Münchner Sezession eingebettet war, der sich inzwischen eine Reihe von Künstler angeschlossen hatten (u.a. Adolf Brütt, Max Kruse, Walter Leistikow, Reinhold Lepsius, Lesser Ury und Max Liebermann).
1898 wurde von der Jury der Großen Berliner Kunstausstellung ein Landschaftsgemälde des Malers Walter Leistikow zurückgewiesen. Jetzt war der Beweis endgültig erbracht, dass die „moderne Kunst“ von den bestehenden Organisationen keine Unterstützung zu erwarten hatte. Als Konsequenz gründeten 65 Künstler die „Berliner Secession“ mit Walter Leistikow als Organisator. Max Liebermann wurde zum Präsidenten gewählt. Die Vettern Bruno Cassirer und Paul Cassirer, die in Berlin eine Galerie besaßen, wurden geschäftsführende Sekretäre der Secession. Einflussreicher Gegner der Secession war der Direktor der königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste, Anton von Werner, Berater des Kaisers in Sachen moderner Kunst.
Am 19. Mai 1899 wurde in der Charlottenburger Kantstraße ein kleines Gebäude mit einer Ausstellung von 330 Bildern und Grafiken sowie 50 Skulpturen eröffnet. Eine konservative Minderheit trennte sich bis 1902 wieder von der Secession. 1905 fand der Umzug in das neue Gebäude am Kurfürstendamm 208 statt, wo sich heute das Theater am Kurfürstendamm befindet.
Um 1909 hatte die Berliner Secession trotz mehrerer Austritte 97 Mitglieder.
1910 kam es zum Bruch innerhalb der Secession, als 27 meist expressionistische Künstler von der Jury zurückgewiesen wurden. Auf Initiative von Georg Tappert, Heinrich Richter-Berlin und anderen, u.a. Max Pechstein, durch den die Dresdner Künstlergruppe Brücke hinzu kam, bildete sich eine neue Gruppe, die Neue Secession. Sie eröffnete im Mai ihre erste Ausstellung „Zurückgewiesene der Secession Berlin 1910“. Pechstein wurde zum Präsidenten, Tappert zum Vorsitzenden gewählt.
Nach einem heftigen Streit-Brief von Emil Nolde gegen den Präsidenten Max Liebermann wurde Nolde aus der Secession ausgeschlossen, und wenig später legten Liebermann und seine engsten Mitarbeiter ihre Vorstandsfunktionen nieder. Nachfolger von Liebermann wurde Lovis Corinth. Im Dezember 1912 wurde Paul Cassirer Vorsitzender. Die Sommerausstellung von 1913 wurde der letzte große Erfolg der Secession. Es kam jedoch über die Auswahl der Bilder und wegen der damit auch verbundenen Zurückweisung der Werke von 13 Mitgliedern der Secession wiederum zum Bruch, da die 13 eine eigene Ausstellung organisierten und den Vorstand angriffen. Als sie der Aufforderung, die Secession zu verlassen, nicht folgten, traten Slevogt, Liebermann, Cassirer und rund 40 weitere aus der Secession aus.
Im März 1914 gründeten die Ausgetretenen die bis 1924 bestehende Freie Secession mit Max Liebermann als Ehrenpräsidenten. Wenig später eröffnete die Juryfreie Kunstausstellung, die einen Bildermarkt ganz ohne Jury, Kunsthändler und Gruppierungen ermöglichte.
Die Berliner Secession bestand bis 1933. Letzter Präsident war der aus Mayen stammende Maler Emil van Hauth.
Einige Mitglieder der Berliner Secession
- Hans Baluschek
- Ernst Barlach
- Paul Baum
- Max Beckmann
- Charlotte Berend-Corinth
- Josef Block
- Erich Büttner
- Lovis Corinth
- Anna Costenoble
- Charles Crodel
- Lyonel Feininger
- Philipp Franck
- Hugo Freiherr von Habermann
- August Gaul
- Karl Hagemeister
- Philipp Harth
- Emil van Hauth
- Erich Heckel
- Franz Heckendorf
- Dora Hitz
- Ulrich Hübner
- Franz M. Jansen
- Willy Jaeckel
- Ernst Ludwig Kirchner
- Fritz Klimsch
- Max Klinger
- Wilhelm Kohlhoff
- Käthe Kollwitz
- Leo von König
- August Kraus, 1911–1913 Vizepräsident
- Bruno Krauskopf
- Carl Max Kruse
- Walter Leistikow
- Max Liebermann
- Heinrich Eduard Linde-Walther
- Otto Modersohn
- George Mosson
- Edvard Munch
- Max Neumann
- Emil Nolde
- Emil Orlik
- Max Schlichting
- Karl Schmidt-Rottluff
- Clara Siewert
- Renée Sintenis
- Franz Skarbina
- Maria Slavona
- Max Slevogt
- Eugene Spiro
- Robert Sterl
- Wilhelm Trübner
- Lesser Ury
- Emil Rudolf Weiß
- Julie Wolfthorn
- Heinrich Zille
- Lioba Zisler
Literatur
- Werner Doede: Die Berliner Secession: Berlin als Zentrum der deutschen Kunst von der Jahrhundertwende bis zum 1. Weltkrieg, Propyläen, Berlin 1981, ISBN 3-549-16618-4
- Peter Paret: Die Berliner Secession: Moderne Kunst und ihre Feinde im Kaiserlichen Deutschland, Ullstein, Frankfurt/Main 1983, Ullstein-Buch Bd. 36074, ISBN 3-548-36074-2
Weblinks
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