Jutta Oesterle-Schwerin

Jutta Oesterle-Schwerin

Jutta Oesterle-Schwerin (* 25. Februar 1941 in Jerusalem) ist eine deutsche Politikerin. Sie war von 1987 bis 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages.

Leben

Jutta Schwerin ist die Tochter eines 1935 aus Deutschland ausgewanderten jüdischen Kommunisten und Schwester des israelischen Historikers Tom Segev. Nach dem Schulbesuch in Israel begann sie 1962 in Stuttgart ein Studium an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, welches sie 1969 als Innenarchitektin abschloss. Nach der Trennung von ihrem Mann war sie von 1978 bis 1987 als selbständige Innenarchitektin in Ulm tätig.

In Israel trat sie der kommunistischen Jugend bei (vgl. Meyer 1997: 238). Ihr politisches Engagement in Deutschland begann schon 1962 in der Ostermarsch-Bewegung. Sie war dann auch Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). Sie engagierte sich außerdem seit der Geburt ihres Sohnes 1970 in der Kinderladen- und der Frauenbewegung.

1974 wurde sie Mitglied der SPD, aus der sie aber 1980 aus Protest gegen den NATO-Doppelbeschluss austrat. 1983 wurde sie Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Von 1975 bis 1980 war sie für die SPD, von 1984 bis 1987 für die Grünen Mitglied im Ulmer Stadtrat.

1987 wurde sie über die Landesliste in den Deutschen Bundestag gewählt. Hier fungierte sie ab 1989 als Fraktionssprecherin, außerdem war sie Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Eine hitzige Auseinandersetzung um die Frage, wie Schwule und Lesben in Dokumenten des Bundestags benannt werden, löste sie 1988 mit ihrem Antrag zum Thema „Beeinträchtigung der Menschen- und Bürgerrechte von Schwulen und Lesben ... in Großbritannien“ aus (vgl. Pusch 1995: 250ff.). In den folgenden Jahren engagierte sie sich u. a. für die Einbeziehung lesbischer Lebensweisen in die Frauenpolitik; 1990 wurde sie dann Sprecherin des Lesbenring e.V. (vgl. Meyer 1997: 248f.).

Nachdem die Grünen bei der Bundestagswahl 1990 an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert waren, schied sie aus dem Bundestag aus. 1994 scheiterte sie beim Versuch einer Wiederaufstellung bei den Grünen und trat in Bonn für die Feministische Partei DIE FRAUEN an. Sie war zeitweilig Mitarbeiterin der Abgeordneten Christina Schenk damals Bundestagsgruppe Bündnis 90 – die Grünen.

Seit dem Jahr 2000 arbeitet Jutta Oesterle-Schwerin als freie Architektin in Berlin.

Literatur

  • Ina Hochreuther: Frauen im Parlament. Südwestdeutsche Abgeordnete seit 1919. Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-1012-8. S. 196ff.
  • Birgit Meyer: Wenn wir uns anpassen, dann verlieren wir uns. In: Dies: Frauen im Männerbund. Politikerinnen in Führungspositionen von der Nachkriegszeit bis heute. Campus, Frankfurt/Main 1997, S. 233-254. ISBN 3-593-35889-1
  • Luise Pusch: Ein Streit um Worte? Eine Lesbe macht Skandal im deutschen Bundestag. In: Women in German yearbook, Bd. 10, 1995, herausgegeben von Jeanette Clausen und Sara Friedrichsmeyer, S. 239-266. ISSN 1058-7446
  • Ilse Lenz: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-14729-1.

Weblinks


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