Ka'aba

Ka'aba
Mohammed vor der Kaaba (türk. Buchmalerei, 16. Jh.)

Die Kaaba (arabischالكعبة‎, DMG al-Kaʿba, „Kubus; Würfel“) ist das zentrale Heiligtum des Islam. Sie befindet sich im Innenhof der großen Moschee (al-Masdschid al-Haram) in Mekka, Saudi-Arabien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstes Gotteshaus

Im Islam gilt die Kaaba als erstes Gotteshaus. Es heißt, dass sie vom ersten Propheten Adam (‏آدم‎ Ādam) erbaut wurde, dann aber in Vergessenheit geraten und zu einer Ruine verkommen sei. Der Patriarch Abraham (‏إبراهيم‎ / Ibrāhīm) und sein Sohn Ismāʿīl (‏إسماعيل‎) hätten sie durch göttliche Fügung wieder entdeckt und wieder aufgebaut. Beide Gestalten, die auch im Christen- und Judentum eine Rolle spielen, gelten als Propheten des Islam.

Schon in vorislamischer Zeit wurde das Gebäude von den arabischen Stämmen als Heiligtum des Gottes Hubal verehrt. Zum vorislamischen Kaaba-Kult gehört neben der Verehrung von Allah, die Verehrung der Göttinnen al-Lat, Manat und Uzza (Altarabische Gottheiten). Der Islam hat beispielsweise den Kult des schwarzen Meteoritensteins der Kaaba aus der altarabischen Religion in den Islam übernommen, ebenso die Wallfahrt nach Mekka. Die Gebote des Islam zur rituellen Reinheit (tahāra) gehen zumindest teilweise auf entsprechende Gebote der altarabischen Religion zurück.

Kaaba wird islamisches Heiligtum

Seit 632 ist die Kaaba ein rein islamisches Heiligtum. Dennoch wurde sie bei Kämpfen innerhalb des Kalifats 692 mit Brandmitteln beschossen und 931 der „Schwarze Stein“ von Sektierern (ismailitisch-schiitische Qarmaten) nach Bahrain verschleppt; erst 951 kehrte der Stein (auf Vermittlung der ebenfalls ismailitischen Fatimiden) nach Mekka zurück. Der türkische Sultan Murad IV. veranlasste 1630 einen Neubau.

Kaaba-Besetzung 1979

1979 besetzte eine bewaffnete Gruppe die Kaaba und nahm über 50.000 Geiseln. Die Besetzer, Juhaiman al-Utaibi war der Anführer und theoretische Kopf, verlangten den Sturz des saudischen Regimes und dass kein Erdöl mehr in die USA geliefert werde. König Khaled ließ die Landesgrenzen schließen. Am Nachmittag des 20. November 1979 wurde die Moschee umstellt und die Stromzufuhr unterbrochen. Ein großer Teil der Geiseln wurde nach und nach freigelassen. Da ein Kappen der Stromzufuhr und ein Erstürmen durch saudische Soldaten scheiterte, wurde die Anti-Terroreinheit der französischen Gendarmerie GIGN zu Hilfe gerufen. Mit ihrer Unterstützung gelang die Einnahme der Gebäude erst nach zwei Wochen. Die Besetzung forderte 330 Todesopfer. Nach der Befreiung wurden an 64 Besetzern Todesurteile vollstreckt. [1] [2]

Bedeutung

Für Muslime ist die Kaaba das Bayt Allâh / ‏بيت الله‎ /„Haus Gottes“. Die große Bedeutung der Kaaba liegt darin, dass sie das Ziel der großen Pilgerreise (Haddsch) ist, die jeder Muslim einmal in seinem Leben unternehmen soll, sofern er dazu in der Lage ist.[3] Auf ihrer Pilgerfahrt umrunden die Pilger siebenmal gegen den Uhrzeigersinn die Kaaba und preisen dabei Allah; diese Umrundung wird Tawaf genannt. Außerdem wird für Muslime durch die Kaaba die Gebetsrichtung (Qibla) in jedem Ort der Erde festgelegt. In jeder Moschee muss deshalb die Qibla erkennbar hervorgehoben sein.

Lage und Bau

Kaaba beim Beginn vom Hajj 2008
Kaaba

Die Kaaba steht auf einem 25 cm hohen Marmorsockel, der um 30 cm hervorspringt. Das Gebäude ist 13,10 m hoch und hat eine Grundfläche von 11,03 m × 12,62 m. Die vier Ecken zeigen ungefähr in die vier Himmelsrichtungen. Im Osten befindet sich die schwarze Ecke, ar-ruknu ʾl-aswad, benannt nach dem Schwarzen Stein, al-ḥaǧaru ʾl-aswadالحجر الأسود‎, der hier etwa auf Augenhöhe angebracht ist. Im Norden der Kaaba liegt die irakische Ecke, ar-ruknu ʾl-ʿirāqī, im Westen liegt die levantinische Ecke, ar-ruknu ʾš-šāmī, im Süden die jemenitische (südliche) Ecke, ar-ruknu ʾl-yamānī. Die Wände der Kaaba werden von einem schwarzen Brokatvorhang bedeckt, der Kiswah, der in 23 Höhe mit goldbestickter Kalligraphie koranischer Verse verziert ist. Er wird jährlich erneuert.

Der Eingang zum Inneren befindet sich in 2 m Höhe an der Nordostwand. Er wird durch eine Holztreppe auf Rädern erreicht, die gewöhnlich zwischen dem bogenförmigen Tor von Banu Schayba und dem Zamzam-Brunnen gelagert wird. Im Inneren der Kaaba befindet sich ein Marmorfußboden. Die Innenwände sind bis zur halben Höhe mit Marmor verkleidet, der mit Duftöl parfümiert wird. Tafeln mit Koraninschriften sind im Marmor eingelassen. Der obere Teil der Wände ist mit grünem Tuch bedeckt, das wiederum mit Koranversen in Goldstickereien verziert wird. Der Rest des Raumes ist vermutlich leer.

Außerhalb der Kaaba befindet sich der Nordwestwand gegenüber eine halbkreisförmige weiße Marmormauer, die Ḥaṭīm genannt wird. Sie ist 90 cm hoch und 1,50 m lang. Der Raum zwischen Hatīm und Kaaba wurde lange zur Kaaba hinzugerechnet und wird während der ṭawāf, der rituellen Umrundung, nicht betreten. Hier sollen die Gräber Ismails und seiner Mutter Hagar liegen.

Zeremonie

Die Kaaba nach dem Freitagsgebet

Das Gebäude wird zweimal jährlich geöffnet für eine Zeremonie, die als Reinigung der Kaaba bekannt ist. Diese Zeremonie erfolgt 15 Tage vor dem Beginn des Ramadans und vor dem Beginn der jährlichen Pilgerreise. Die Schlüssel der Kaaba bewahren Angehörige der Banu Schaiba (‏بنو شيبة‎) auf. Stammesangehörige begrüßen Besucher während der Reinigungszeremonie. Eine kleine Anzahl an Würdenträgern und Diplomaten wird eingeladen, an der Zeremonie teilzunehmen. Hierbei wird der Raum mit Besen gereinigt und mit einer Mischung aus Zamzam- und Rosenwasser gewaschen.

Schwarzer Stein

Gemälde des schwarzen Steines aus dem Jahr 1315
Foto des schwarzen Steines, mit seinem silbernen Rahmen und der Kiswah

Da im altarabischen Raum ein weitverbreiteter Steinkult vorherrschte, wird der Schwarze Stein zumeist als Meteorit gedeutet (vgl. auch Lapis Niger und Magna Mater deum Idea), allerdings wurde der Stein bisher nie wissenschaftlich untersucht. Die muslimische Überlieferung besagt, dass Abraham den Stein beim Erbauen der Kaaba als Geschenk vom Erzengel Gabriel empfangen haben soll, und der Stein somit aus dem Paradies stamme. Weiterhin ranken sich einige Legenden des Volksislam um den Schwarzen Stein:

So soll dieser ursprünglich strahlend weiß gewesen sein, habe sich aber

  • aus Trauer um die vielen Sünder unter den Menschen schwarz gefärbt.
  • schwarz gefärbt, weil so viele ihn berührt und geküsst haben.

Der Schwarze Stein wurde im Mittelalter beschädigt und zerbrochen.

Siehe auch

Weblinks

  • Literatur über Kaaba in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV
  • Adhan und Qibla : Gebetszeiten und Qibla (Kaaba Richtung)

Einzelnachweise

  1. Terrorismus: 1979 überfielen religiöse Eiferer die Große Moschee in Mekka, ZEIT online 7/2006
  2. 1979 präsentierten schiitische Häretiker den Endzeit-Propheten der Welt, DeutschlandRadio Berlin - KalenderBlatt
  3. The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 3, S. 31: "It is a duty obligatory on every Muslim man or woman who has reached the age of puberty and is of sound mind to perform the ḥadjdj once in his or her life provided that they have the means to do so." Zu dieser Bestimmung siehe auch Sure 3, Vers 97 (nach Paret): "Und die Menschen sind Gott gegenüber verpflichtet, die Wallfahrt nach dem Haus zu machen - soweit sie dazu eine Möglichkeit finden."

21.42256111111139.8261277777787Koordinaten: 21° 25′ 21″ N, 39° 49′ 34″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Aba — may refer to:For places: * Aba River, in Nigeria * Aba Tibetan and Qiang Autonomous Prefecture, prefecture in Sichuan, China * Aba, Democratic Republic of the Congo, a city in the Democratic Republic of the Congo * Aba, Hungary, a village in… …   Wikipedia

  • Aba — bezeichnet in der Geographie: Aba (Nigeria), ein Handelszentrum bei Port Harcourt in Nigeria das dort ansässige Bistum Aba Aba (Demokratische Republik Kongo), eine Stadt in der Demokratischen Republik Kongo den Autonomen Bezirk Ngawa der Tibeter… …   Deutsch Wikipedia

  • ABA — bezeichnet in der Geographie: Aba (Nigeria), ein Handelszentrum bei Port Harcourt in Nigeria Aba (Demokratische Republik Kongo), eine Stadt in der Demokratischen Republik Kongo den Autonomen Bezirk Ngawa der Tibeter und Qiang (chin. Aba) in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Aba (film) — ABÁ is the high budget Sinhalese film directed by Jackson Anthony, based on the historical legend of King Pandukabhaya which took place in Sri Lanka more than 2400 years ago. It was released in Sri Lanka on 8th of August, 2008. Plans are being… …   Wikipedia

  • Aba CM Enablement — is an engineering data management, configuration management and change control tool that allows users connected only by a TCP/IP network to share and control data. Most CM tools only control a small part of a project s configuration; Aba makes it …   Wikipedia

  • Aba, Sichuan — Aba City (Chinese: 阿坝镇; Pinyin: Ābà Zhèn ; Tibetan: Ngawa ) is the main city in Aba County, within the Aba (Ngawa) Tibetan and Qiang Autonomous Prefecture in northwestern Sichuan, China. It is located on the Tibetan plateau at an elevation of… …   Wikipedia

  • ABA — abbr American Bar Association Merriam Webster’s Dictionary of Law. Merriam Webster. 1996. ABA abbrv. American Bar Association …   Law dictionary

  • Aba Ier — (avec son titre d honneur syriaque Mar Aba Ier) fut catholicos de l Église d Orient (dite aussi Église de Perse) de 540 à sa mort en février 552. Biographie Sa carrière est retracée dans la Chronique de Séert (II, 27 30) et dans une Vie publiée… …   Wikipédia en Français

  • Aba (Ungarn) — Aba …   Deutsch Wikipedia

  • aba — aba·ca·te; aba·ca·xi; aba·dan; aba·ñe·eme; aba·shev; aba·sia; aba; aba·tor; aba·sic; …   English syllables

  • Aba (family) — Aba is the name of a Genus Aba (Clan Aba) in the Kingdom of Hungary. Their ancestors may have been among the tribal leaders of the Kabars (three nomadic tribes that joined the tribal federation of the Magyars in the 9th century). The Gesta… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”