Kantonsspital St. Gallen

Kantonsspital St. Gallen
Kantonsspital St. Gallen
Logo Kantonsspital St. Gallen
Rechtsform selbständiges öffentlich-rechtliches Unternehmen
Gründung 1873
Sitz St. Gallen, Schweiz
Leitung Hans Leuenberger
(CEO)
Heidi Hanselmann
(VR-Präsidentin)
Mitarbeiter 3'483 (31. Dezember 2008)
Branche Krankenhaus
Website Kantonsspital St. Gallen
Ansicht des Spitals von Dreilinden aus

Das Kantonsspital St. Gallen, gegründet 1873, ist das sechstgrösste Spital der Schweiz. Als Spitalverbund Kantonsspital St. Gallen mit den drei Spitälern in St. Gallen, Rorschach und Flawil übernimmt es die medizinische Grundversorgung für die Bewohnerinnen und Bewohner in diesem Einzugsgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In der Stadt St. Gallen wurde der Heilung immer schon eine besondere Stellung zugeteilt. Die Fürstabtei St. Gallen dominierte die Stadt und deren Tradition, und dazu gehörte auch die Benediktinerregel, die besagt, dass Krankenpflege zu einer „der vornehmen Pflichten der Mönche“ gehört. So zeigt der St. Galler Klosterplan von 820 eine bis ins Detail gehende Spitalabteilung im Innern des Klosters und ein dazugehöriger Arzneikräutergarten auf. Zudem ist bekannt, dass Abt Otmar nicht sehr weit vom Kloster entfernt ein Spital für Kranke und kranke Wallfahrer errichtet hatte. Das weitere Schicksal dieses Spitals ist nicht bekannt. Es fiel wahrscheinlich 937 dem Klosterbrand zum Opfer oder wurde durch den Angriff der Ungarn zerstört. Im Nordwesten des Klosterareals wurde jedoch darauf das Bruederhus als neue Krankenanstalt in Betrieb genommen, welches dann 1532 von der Stadt übernommen wurde und einging.

Im späteren Mittelalter gehörte die Gründung von Spitälern zur Ehrenpflicht. So entstand auch im Namen des Ritters Ulrich von Singenberg und des gutbetuchten Stadtbürgers Ulrich Blarer 1228 das Heiliggeistspital.

Das Seelhaus für Pilger, fremde Arme und Kranke

Das Seelhaus, 1503 gegründet, war Zufluchtsstätte für Pilger, fremde Arme und Kranke. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehr und mehr zu einer Krankenanstalt umfunktioniert, in der auch chirurgische Eingriffe vorgenommen wurden. Es wurde vor allem von den in der Stadt niedergelassenen Fremden und Dienstboten der Bürger beherbergt. Da das alte Seelhaus baufällig geworden ist, verkaufte es der Rat 1820 und kaufte ein grösseres Gebäude für die Seelhausinsassen. Diese Anstalt wurde meistens als Fremdenspital bezeichnet und war der Vorläufer des heutigen Kantonsspitals St.Gallen.

Das Fremdenspital – der Vorläufer des Kantonsspital St. Gallen

Im Fremdenspital wurden schon früh moderne medizinische Behandlungen durchgeführt. So benutzte der damalige Wundarzt 1847 bei chirurgischen Eingriffen Äther oder Chloroform, welche zu dieser Zeit gerade erst in die ärztliche Praxis eingeführt wurden. Auch für die Heilung von Krätze benutzte der „Krankenvater“ Ehrenzeller zusätzlich zum Schweisskasten eine selbst verfertigte Krätzseife, welche die Heilung um viele Tage verringerte.

Der auf Kesseler und W. Steinlin nachfolgende Hausarzt C. Wegelin beantragte im November zusätzlich eine Poliklinik für ambulante Kranke. Sie wurde 1863 eingerichtet und bewährte sich.

Neubau des Fremdenspitals

Der Platz im bestehenden Fremdenspital wurde durch den Wachstum der Stadtbevölkerung nach 1850 immer knapper, zudem genügte es auch den sanitarischen Anforderungen nicht mehr. So sollte es durch einen Neubau erweitert werden, und es bestand eine erste Bestrebung, das Spital zu einem Kantonsspital umzuwandeln, um dadurch die Krankenpflege auf kantonalem Gebiet zu verbessern. Doch die Kantonsregierung ging nicht weiter darauf ein. Dennoch wurde der Neubau unter der Spezialkommission von Herr Züblin, Architekt Simon, Architekt Kessler und den Ärzten Steinlin und Wegelin in Gang gesetzt.

Die umkämpfte Umwandlung des Fremdenspitals in ein Kantonsspital

Nach der Gründung des Kantons St. Gallen um 1803 schlug die Sanitätskommission 1808 die Schaffung einer kantonalen Anstalt vor. Doch das Bestreben nach gemeinnützigen Anstalten und Vorgehen ebbte zu dieser Zeit merklich ab, und der Gründung eines Kantonsspitals St. Gallen wurden viele Steine in den Weg gelegt.

Den Vorschlag für den Bau eines Kantonsspitals St. Gallen nahmen Werner Steinlin und Carl Wegelin erstmals 1858 wieder auf. Doch auch dieser Vorschlag wurde abgeschlagen. 1862 nahm J. Laurenz Sonderegger den Kampf um ein Kantonsspital St. Gallen wieder auf. Trotz immer wiederkehrenden Niederlagen gab Sonderegger nicht auf und kämpfte unermüdlich mit immer neuen Briefen und Schreiben weiter, bis es schliesslich am 4. Juli 1869 soweit war und die Bürgerversammlung als letzte Instanz der Umsetzung eines Kantonsspitals St. Gallen doch noch zustimmte.

Gründung des Kantonsspitals St. Gallen

Das Kantonsspital St. Gallen wies schon bei der Gründung 1873 eine moderne Infrastruktur auf. So war es das schweizweit zweite Gebäude mit Zentralheizung überhaupt. Bis heute zählt das Kantonsspital St. Gallen zu den modernsten und innovativsten Spitälern der Schweiz.

Das Kantonsspital St.Gallen heute

Zum Unternehmen Kantonsspital St. Gallen gehören das Kantonsspital in St. Gallen und die Spitäler in Rorschach und Flawil. Das Kantonsspital in St. Gallen ist das Zentrumsspital der Ostschweiz. Die Häuser in Rorschach und Flawil sind auf allen Ebenen – medizinisch, logistisch und personell – voll integrierte Bestandteile des Unternehmens Kantonsspital St. Gallen. Rund 900 Betten stehen in verschiedenen Fachdisziplinen zur Verfügung und über 4‘000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewährleisten den Betrieb rund um die Uhr.

Als sechstgrösstes – und grösstes nichtuniversitäres – Spital der Schweiz übernimmt das Kantonsspital St. Gallen neben Grundversorgungsaufgaben für die Bevölkerung der Stadt St. Gallen Zentrumsfunktionen für die Einwohnerinnen und Einwohner des ganzen Kantons St. Gallen sowie der angrenzenden Regionen. Am Kantonsspital St. Gallen werden zudem umfangreiche Bildungsaufgaben wahrgenommen und in sämtlichen vertretenen medizinischen Fachdisziplinen offiziell anerkannte Aus-, Fort- und Weiterbildungen angeboten. Zahlreiche Fachgebiete arbeiten mit der höchsten FMH-Weiterbildungsanerkennung.

Das Unternehmen ist ein aktiver und kooperativer Partner aller im Gesundheitswesen beteiligten Institutionen. Das Kantonsspital St. Gallen ist auch weitgehend an zukunftsweisenden Forschungsprojekten aktiv beteiligt. Es weist in Bezug auf Versorgung wie auch Qualität den Standard universitärer Einrichtungen auf. Neu haben sich nun gewisse Kliniken des Kantonsspitals St. Gallen interdisziplinär zusammengetan – etwa beim Brustzentrum und Beckenbodenzentrum –, um so besser auf die Anforderungen der Patienten eingehen zu können.

Siehe auch

Literatur & Quellen

  • Carl Wegelin: Die Geschichte des Kantonsspitals St. Gallen. Fehr, St. Gallen 1953
  • Hubert Patscheider: Das Kantonsspital St. Gallen 1953–1988. Staatsarchiv und Stiftsarchiv (SGKG 20), St. Gallen 1991, ISBN 3-908048-17-6
  • Rita M. Fritschi: „Der arme Lazarus im Kulturstaat“. Die Entstehung und die ersten Betriebsjahre des Kantonsspitals St. Gallen 1845–1880. Staatsarchiv und Stiftsarchiv (SGKG 29), St. Gallen 1997, ISBN 3-908048-33-8

Weblinks

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