Brustzentrum

Brustzentrum

Ein Brustzentrum ist eine Abteilung eines Krankenhauses oder ein Netzwerk aus Abteilungen unterschiedlicher Krankenhäuser, Mammographie-Screeningeinheiten und niedergelassenen Ärzten zur medizinischen Diagnostik und Therapie aller Erkrankungen der weiblichen - und selten auch männlichen[1] - Brust. Besondere Beachtung genießt hier der Brustkrebs, da an ihm in Deutschland etwa jede neunte Frau im Laufe ihres Lebens erkrankt[2]. Verschiedene Fachgebiete wie Gynäkologie, Onkologie, Hämatoonkologie, Radiologie, Pathologie und Psychoonkologie arbeiten zusammen.

Brustzentren setzen in Deutschland das Vorhaben der Deutschen Krebsgesellschaft um, neue Versorgungsstrukturen in der Onkologie einzuführen.

Anzahl Frauen in der Bevölkerung pro zertifiziertem Brustkrebszentrum nach Bundesländern

Europaweit setzt sich die EUSOMA (European Society of Breast Cancer Specialists, früher European Society of Mastology) für eine Verbesserung der Diagnostik und Therapie bei Brustkrebs ein und zertifiziert ebenfalls Brustzentren nach eigenen Kriterien.

Inhaltsverzeichnis

Zertifikate

Die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Senologie wollen mit der Vergabe des Qualitätssiegels „Zertifiziertes Brustzentrum“ dafür sorgen, dass Patienten sicher sein können, in dem zertifizierten Zentrum nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft behandelt zu werden. Mit dem Zertifizierungsverfahren will die Deutsche Krebsgesellschaft dafür sorgen, dass sich die Versorgungssituation für Patienten, die an Brustkrebs erkrankt sind, deutlich verbessert. Der Begriff „Brustzentrum“ ist nicht geschützt und jede Klinik kann ihn verwenden, ohne dass er Aufschluss über die Qualität des Angebotes gibt.

Die Deutsche Krebsgesellschaft hat dafür in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Senologie einen Anforderungskatalog für Brustzentren entwickelt, der europäische Richtlinien („EUSOMA“-Kriterien für Brustzentren) allerdings bisher noch nicht vollständig berücksichtigt und darüber hinaus die Dokumentation der Behandlungsergebnisse fordert. Diese Anforderungen, die z. B. auch Mindestmengen (150 Primärfälle pro Zentrum, 50 pro Facharzt) enthalten, wurden in einem Katalog „Fachliche Anforderungen für Brustzentren“[3] zusammengefasst und in Probe- und Pilotzertifizierungen an vier Brustzentren in Deutschland überprüft.

Zusätzlich fordert die Krebsgesellschaft, dass das Brustzentrum ein anerkanntes Qualitätsmanagementsystem eingeführt hat, d.h. das Brustzentrum hat sich auf der Grundlage international anerkannter Richtlinien (z.B. DIN ISO 9001) organisiert, arbeitet kontinuierlich an Verbesserungen und die Organisationsstruktur wird jährlich extern durch eine staatlich zugelassene Gesellschaft (z.B. TÜV, DEKRA, BSI-Group u.a.) überprüft.

Nur wenn das Brustzentrum ein extern anerkanntes Qualitätsmanagementsystem eingeführt hat und die „Fachlichen Anforderungen für Brustzentren“ erfüllt sind, wird das Qualitätssiegel „Zertifiziertes Brustzentrum“ vergeben.

Im Bundesland Nordrhein-Westfalen hat das zuständige Gesundheitsministerium 2005 ein eigenes Programm mit dem Ziel gestartet, die Behandlung von Frauen und Männern mit Brustkrebs zu verbessern. Hierzu ist ein Zertifzierungsmodell entwickelt worden, das die von der Krankenhausplanung ausgewiesenen Brustzentren verpflichtend umsetzen müssen. 51 Brustzentren mit 93 Operations-Standorten wurden ernannt. Mit der Durchführung der Zertifizierung hat das Ministerium ÄKzert, die Zertifizierungsstelle der Ärztekammer Westfalen-Lippe beauftragt. 2010 sind 47 der Zentren zertifiziert. Die Anforderungen in NRW sind mit denen der Deutschen Krebsgesellschaft fast identisch. Sie beinhalten jedoch die Überprüfung des Qualitätsmanagementsystems. Dieses muss, wie oben dargestellt bei der Krebsgesellschaft separat nachgewiesen werden.

Das Zertifikat der EUSOMA wird europaweit nach eigenen Kriterien vergeben. Zentren, welche die EUSOMA-Kriterien erfüllen, erhalten nach Überprüfung zuerst die „Initial Certification“. Nach fünf Jahren kann die volle Zertifizierung beantragt werden, wenn entsprechende Audit-Daten vorliegen.

Anzahl zertifzierter Brustzentren in Deutschland

Im Jahr 2011 bestand mit 255 zertifizierten Brustzentren in Deutschland eine fast flächendeckende Versorgung, die mehr als 50 Prozent der neu an Brustkrebs Erkrankten in Anspruch nehmen. Allerdings ist die Verteilung von Brustkrebszentren in den Bundesländern sehr unterschiedlich. So waren im Jahr 2011 in Mecklenburg-Vorpommern nur 4, in Baden-Württemberg hingegen 54 Zentren zertifiziert[4]. Bezogen auf die Bevölkerungszahl ergeben sich große Unterschiede, das heißt pro Brustkrebszentrum müssen unterschiedlich viele Frauen versorgt werden (siehe Abbildung und Tabelle, Stand: Januar 2009)[5].


Anzahl der nach DKG und DGS zertifizierten Brustzentren (nach Bundesländern)

Bundesland Anzahl Frauen pro Brustzentrum Bevölkerung weiblich Anzahl Brustzentren
Hamburg 129253 904770 8
Bremen 68236 341178 4
Saarland 76074 532519 6
Baden-Württemberg 109339 5466966 54
Sachsen 113652 2159396 20
Thüringen 128920 1160278 10
Sachsen-Anhalt 136947 1232520 9
Rheinland-Pfalz 158535 2060955 16
Schleswig-Holstein 160937 1448435 11
Niedersachsen 176528 4060139 29
Bayern 177332 6383935 39
Hessen 182348 3099909 20
Mecklenburg-Vorpommern 211734 846937 4
Berlin 218004 1744029 9
Brandenburg 426585 1279755 6
Nordrhein-Westfalen 173997 9221824 10

Nach den europäischen EUSOMA-Kriterien wurde in Deutschland bislang 24 Brustzentren mit Standorten in Aachen, Berlin, Bremen, Düsseldorf, Erlangen, Frankfurt am Main, Göttingen, Hamburg, Heidelberg, Kiel, Leipzig, Lübeck, Magdeburg, München, Rostock, Tübingen, Ulm und Wiesbaden die „Initial Certification“ verliehen.[6]

Zertifizierte Brustzentren in Europa

Neben den 24 deutschen Zentren erhielten bis 2009 vier Einrichtungen in Bellinzona und Zürich (Schweiz), Pavia (Italien) und Salzburg (Österreich) die „Initial Certification“ der EUSOMA.[6]

Nach den Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie wurden bisher zwei österreichische (Linz und zwei Schweizer Zentren (Luzern, Baden), sowie zwei italienische Brustkrebszentren (Meran, Brixen) zertifiziert.[7]

Einzelnachweise

  1. Brustkrebshäufigkeit beim Mann
  2. Datenbankabfrage zur Inzidenz von Krebserkrankungen beim Robert-Koch-Institut
  3. Fachlichen Anforderungen für Brustzentren
  4. Onkozert
  5. Bundesamt für Statistik
  6. a b Brustzentren mit „Initial Certification“ der EUSOMA
  7. Zertifizierte Brustzentren nach DKG und DGS

Weblinks

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