Karl Brandi

Karl Brandi

Karl Brandi (* 20. Mai 1868 in Meppen; † 9. März 1946 in Göttingen) war einer der deutschen Historiker, die nachhaltig die Geschichtswissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten.

Leben

Brandi war Sohn des Meppener Gymnasiallehrers und Schulreformers Hermann Theodor Brandi, der mit seiner Familie 1869 nach Papenburg und 1872 nach Osnabrück zog. Nach Besuch des Gymnasiums Carolinum in Osnabrück 1877 bis 1886 studierte Brandi in München und Straßburg Geschichte, Germanistik und Geografie. 1890 wurde er mit einer Arbeit über Reichenauer Urkunden in Straßburg promoviert. 1891 legte er in Berlin das Staatsexamen ab. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historischen Kommission bei der Akademie der Wissenschaften in München von 1891 bis 1895 habilitierte er sich 1895 in Göttingen. 1897 erhielt er eine außerordentliche Professur an der Philipps-Universität in Marburg und wurde Direktor des Seminars für „Technische Hilfswissenschaften“ in Marburg, wo er Historische Hilfswissenschaften lehrte. 1902 ging er als ordentlicher Professor nach Göttingen, wo er bis zur Emeritierung 1936 blieb. Hier war er 1913 Dekan der Philosophischen Fakultät und 1919/20 Rektor der Universität. 1915 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt; 1911 und 1932–1937 war er Vorsitzender des Historikerverbandes, 1921-1924 Mitglied und Vizepräsident des Hannoverschen Provinziallandtages (DVP).

Außer als Wissenschaftsorganisator machte sich Brandi einen Namen als Biograf Kaiser Karls V., mit Studien zur Osnabrücker Geschichte – insbesondere mit seinen Forschungen über die Osnabrücker Kaiserurkunden (sog. Osnabrücker Fälschungen) – sowie als Herausgeber der Historisch-kritischen Ausgabe der Werke von Justus Möser. Bei seiner Biografie zu Karl V. konnte Brandi auf Vorarbeiten von Hermann Baumgarten aufbauen. Ursprünglich wollte er dessen Biografie fortsetzen.

Bedeutende Arbeiten schuf Brandi auch zur Geschichte der italienischen Renaissance.

Enge Freundschaft verband ihn mit Walter Goetz, der wie er selbst die von August von Druffel begonnenen Beiträge zur Reichsgeschichte fortsetzte.

Karl Brandis Sohn Diez (1901-1985) wurde später als Architekt bekannt.

Literatur

  • Karl Jordan: Nekrolog Karl Brandi, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Bd. 8 (1951), S. 250–251.
  • Paul Trommsdorff: Der Lehrkörper der Technischen Hochschule Hannover 1831-1931. Hannover, 1931, S. 123.
  • Sabine Krüger: Brandi, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 523.
  • Georg Schnath: Karl Brandi. In: Niedersächsische Lebensbilder. Bd. 6 (1969), S. 1–48.
  • Wolfgang Weber: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Lehrstuhlinhaber für Geschichte von den Anfängen des Faches bis 1970. Frankfurt am Main, Bern, New York, Nancy 1984, ISBN 3-820-41051-1, S. 61f.
  • Percy Ernst Schramm: Karl Brandi. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung, Bd 65 (1984), S. 464–477.
  • Wolfgang Petke: Karl Brandi und die Geschichtswissenschaft in Göttingen. In: Hartmut Boockmann: Geschichtswissenschaft in Göttingen. Eine Vorlesungsreihe. Göttingen 1987, ISBN 3-525-35831-8, S. 287–320.
  • Gerd Steinwascher: Karl Brandi. In: Rainer Hehemann: Biographisches Handbuch zur Geschichte der Region Osnabrück. Rasch, 1990, ISBN 3-922-46949-3, S. 41f.
  • Rudolf Vierhaus: Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 2, 1995, ISBN 3-598-25032-0, S. 64.
  • Robert P. Ericksen: Kontinuität konservativer Geschichtsschreibung am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte: Von der Weimarer Zeit über die nationalsozialistische Ära bis in die Bundesrepublik. In: Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms, Cornelia Wegeler (Hrsg.): Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus. Saur, 1998, ISBN 3-598-10853-2, S. 427–453.
  • Ursula Wolf: Litteris et patriae. Das Janusgesicht der Historie. In: Frankfurter historische Abhandlungen. Band 37. Steiner, 1996, ISBN 3-515-06875-9, S. 419.
  • Leo Just: Briefe an Hermann Cardauns, Paul Fridolin Kehr, Aloys Schulte, Heinrich Finke, Albert Brackmann und Martin Spahn 1923–1944. In: Christoph Weber: Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte. Band 11. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien 2002, S. XCIII und 259.

Weblinks


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