Karl Grillenberger

Karl Grillenberger
Grab mit Büste Karl Grillenbergers auf dem Nürnberger Westfriedhof

Karl Grillenberger (* 22. Februar 1848 in Zirndorf; † 9. Oktober 1897 in München), Arbeiterführer, war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die bestimmende Persönlichkeit der Sozialdemokraten in Nürnberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Besuch der Volksschule in Zirndorf (1854-1861) absolvierte er eine Schlosserlehre in Schweinau (1861-1864) und war danach mehrere Jahre auf Wanderschaft (1866-1869). Nach seiner Rückkehr (1869) wurde er Werksführer in der Gasfabrik von Forchheim, wo sein Aufstieg in der Arbeiterbewegung begann. 1871/72 leitet der die Lohnbewegung in der Cramer-Klettschen Maschinenfabrik in Augsburg. Ab 1872 arbeitete er redaktionell an verschiedenen sozialdemokratischen Blättern in Nürnberg/Fürth mit und wurde 1874 Mitbegründer der Nürnberger Genossenschaftsdruckerei und Chefredakteur der Fränkischen Tagespost (früher „Nürnberg-Fürther Sozialdemokrat“).

Grillenberger (hintere Reihe, zweiter von rechts) als Mitglied der sozialistischen Reichstagsfraktion von 1889

Ab 1869 war er Mitglied der SDAP bzw. später der SAP und SPD. Seit 1874 bewarb er sich um ein Reichstagsmandat und zog 1881 als erster bayerischer Sozialdemokrat in den Reichstag ein, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Ab 1893 war er gleichzeitig auch Mitglied der bayerischen Abgeordnetenkammer. Seit 1874 war Grillenberger mit Barbara Margarethe (Gret) Reuter (1852-1934) verheiratet. Er hatte zwei Kinder: Karl (*1879) und Anna Margarethe (* 1882).

Unter seiner Führung wurden die Sozialdemokraten Nürnbergs zur bestimmenden Kraft in der bayerischen SPD, womit der Ruf des „Roten Nürnberg“ begründet wurde. Grillenberger starb vermutlich an den Spätfolgen einer 1887 in der Schweiz erfolgten tätlichen Auseinandersetzung mit einem Polizeispitzel. In Zirndorf und Nürnberg ist eine Straße nach ihm benannt und auf dem Nürnberger Westfriedhof steht seine Büste.

Ehrung

  • 1947 Karl-Grillenberger-Straße in Nürnberg
  • Grillenbergerstraße in Zirndorf (östlich des Zimmermannsparks)

Literatur

  • Karl Grillenberger, ein Nürnberger Sozialdemokrat auf dem Kreuzweg der Menschlichkeit. Zum 75jährigen Gedächtnis seines Todestages am 19. Oktober 1897. Ausstellung der Stadtbibliothek Nürnberg / Einrichtung des Katalogs: Helmut Häußler. Nürnberg: Stadtbibliothek, 1972, 6 S., (Ausstellungskatalog der Stadtbibliothek Nürnberg; 81)
  • Bernhard Grau: Grillenberger, Karl. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 378 (Gesamtausgabe online).
  • Gert Rückel: Die Fränkische Tagespost. Geschichte einer Parteizeitung. Stadtbibliothek, Nürnberg 1964 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Nürnberg, Band 8)
  • Dieter Rossmeissl: Nürnberg die Mehrheit in der Minderheit. In: Hartmut Mehringer (Hrsg.): Von der Klassenbewegung zur Volkspartei. Wegmarken der bayerischen Sozialdemokratie 1892 – 1992. Saur, München [u. a.] 1992, ISBN 3-598-22024-3, S. 62–70 (Schriftenreihe der Georg-von-Vollmar-Akademie, Band 5)
  • Georg Gärtner: Karl Grillenberger. Lebensbild eines Kämpfers für Volksrecht und Volksfreiheit. Nürnberg 1930
  • S. Heppener: Grillenberger, Carl. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon, Berlin 1970, S. 165-166
  • Dieter Fricke: Sie nannten ihn „Grillo“. Karl Grillenberger (1848-1897). Eine biographische Skizze. In: Soziale Demokratie und sozialistische Theorie. Festschrift für Hans-Josef Steinberg zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Inge Marßolok und Till Schelz-Brandenburg. Bremen 1995, S. 285-305

Radio

  • Zdenek Zofka, Karin Sommer: Grillenberger, Vollmar und Genossen. Zur Frühgeschichte der SPD in Bayern. Radiosendung vom 9. März 1986, Bayerischer Rundfunk.

Siehe auch

Weblinks


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