Karl Hans Janke

Karl Hans Janke

Karl Hans Joachim Janke (* 21. August 1909 in Kolberg, Pommern; † 15. Februar 1988 in Wermsdorf, DDR) war ein deutscher Ingenieur, Künstler und Erfinder. Er verfertigte zahlreiche Modelle und Zeichnungen hauptsächlich zur Luft- und Raumfahrttechnik. Seine Arbeiten werden heute häufig als Kunstwerke rezipiert.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Er wurde als einziges Kind der Eheleute Otto Karl Richard Janke und Hedwig Janke, geb. Steffen, geboren. Seine Eltern bewirtschafteten das Restgut Dryhn im Kreis Kolberg-Körlin.[1] Nach seinem Abitur in Berlin besuchte er Abendkurse an der Technischen Universität Berlin und studierte wahrscheinlich bis 1932 Zahnmedizin an der Universität Greifswald. Noch für 1937 ist er als „Janke, Hans, Student“ unter den Einwohnern von Dryhn aufgeführt.[1] 1936 hat er ein Patent zu einem „Flugzeug mit schwingender Tragfläche“ (Schwenkflügel) und 1939 eins zu einem „Standortanzeiger, insbesondere für Luftfahrzeuge“ eingereicht. Beide wurden 1943 vom Reichspatentamt erteilt. Insbesondere das letztere beschreibt ein Verfahren, nach dessen Grundprinzip das heutige GPS funktioniert. Demnach kann man ihn als Erfinder des GPS bezeichnen. Nach dem Tod des Vaters 1945 und durch die Kriegswirren auf der Flucht gelangte er 1947 mit seiner Mutter nach Großenhain, wo er eine kleine Werkstatt betrieb.

Der Tod der Mutter 1949 bereitete ihm derart psychische Probleme, dass er am 4. Juni des Jahres in die Nervenklinik Arnsdorf mit der Diagnose einer chronisch paranoiden Schizophrenie eingeliefert wurde, was sich unter anderem in wahnhaftem Erfinden äußerte. Am 8. November 1950 erfolgte seine Verlegung in die Krankenanstalten Hubertusburg in Wermsdorf, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.

Bis zu seinem Tode beschäftigte Janke sich mit Entwürfen, wissenschaftlichen Abhandlungen und Erfindungen, worüber er 4000 Zeichnungen und Modelle anfertigte, unter anderem von Flugmobilen, futuristischen Raumschiffen und elektromechanischen Geräten. Er entwarf Konzepte zur friedlichen Nutzung der Kernenergie und entwickelte neuartige Antriebe, die auf der Nutzung des Erdmagnetfeldes basierten. Des Weiteren verfasste er Abhandlungen zur Geschichte des Weltalls und zur Evolution. Seine Urne wurde 1988 in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof in Döbeln beigesetzt.

Im Jahr 2000 wurden Jankes Modelle und Alben auf einem Dachboden der Nervenklinik Hubertusburg durch den Chefarzt Dr. Peter Grampp wiederentdeckt. Die Aufarbeitung seiner Werke durch den Rosengarten e.V. resultierte seither in zahlreichen Ausstellungen und Medienberichten. Jankes Werk wird teilweise der Art Brut zugerechnet, was aber vermutlich aus einem Missverständnis seiner Intentionen resultiert. Der ehemalige Documenta-Leiter Jan Hoet vergleicht die Zeichnungen mit denen Leonardo da Vincis und äußerte sich darüber: „[Das] Blatt ist von links nach rechts, von oben nach unten vollkommen. Es ist perfekt. Man kann nichts hinzufügen. Man kann auch nichts wegnehmen.“[2]

„Ich bitte, die Alben aufzubewahren, mit den vielen Zeichnungen, die ich für Euch Menschen geschaffen habe“, schrieb Janke in sein Testament.[3]

Rezeption

Karl Hans Jankes Leben bildet Grundlage einer Theateradaption mit dem Titel „Der Phantast“ (Autor: Florian C. Seibel, Verlag: Edition Smidt, Pullach). Darin kontrastiert der Autor die persönliche Geschichte von Karl Hans Janke (im Stück Julius Ferne genannt) mit dem Aufstieg von Hermann Oberth.[4]

2007 wurde vom MDR-Fernsehen erstmals die 45-minütige Dokumentation „Genie und Wahnsinn – Der Fall Janke“ (Produktion: Michael Erler) gesendet, welche seither mehrfach (auch auf Phoenix und 3sat) wiederholt wurde.

2009 schrieb und inszenierte Adriana Altaras am Hans-Otto-Theater in Potsdam ihr Stück „Janke“.[5] Hier wurden die zwei Biografien von Wernher von Braun als erfolgreichem Visionär und dem gescheiterten, nicht in die Praxis durchdringenden Janke gegeneinandergestellt. Ein besonderer Akzent wurde auf die Thematik der speziell ostdeutschen Psychiatrie und Wirklichkeit gelegt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 487.
  2. Universelle Obsession und „totale Wahrhaftigkeit“. Der Ausstellungsmacher Jan Hoet zum Werk Karl Hans (Joachim) Jankes. Künstlerhaus Bethanien, abgerufen am 1. Juli 2011.
  3. Rosemarie Mieder, Gislinde Schwarz: Jules Verne von der Heilanstalt. Aus dem Leben eines verrückten Erfinders. Deutschlandfunk, abgerufen am 1. Juli 2011 (Programmtip).
  4. Florian Caspar Seibel: Der Phantast. Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage, abgerufen am 1. Juli 2011.
  5. Hartmut Krug: Wenn ich ein Raumschiff wär'. Der Fall Janke – Adriana Altaras träumt vom Fliegen. Nachtkritik.de, 17. Oktober 2008, abgerufen am 1. Juli 2011 (Kritik).

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